Welchen Tipp geben Sie jungen, aufstrebenden Hotelièren und Hoteliers?

Seid neugierig, offen, flexibel in eurer Haltung. Zeigt euch empathisch, verständnisvoll für die Anliegen der anderen, Teamwork makes the dream work. Jagt keine Jobtitel, das bringt langfristig kaum Erfüllung.

Was zeichnet eine gute Hotelière oder einen guten Hotelier aus?

Yasmin Cachemaille Grimm
Die 42-Jährige mit einem MBA der École hôtelière de Lausanne stammt aus einer Hoteliersfamilie mit Wurzeln in Basel und der Waadt. Sie wuchs im heutigen Hotel Vier Jahreszeiten am Schluchsee auf. Mit ihrem Ehemann Urs Grimm führte sie unter anderem die Luxushäuser Waldhaus Flims, Victoria-Jungfrau Interlaken und das bay-rische Schoss Elmau. Seit Oktober ist sie Partner bei Unisono Hospitality Management und COO für den Bereich Management und Pacht.

Passion, Empathie, Lust und Spass im täglichen Miteinander als Gastgeber und Mensch – und eine gesunde Portion Humor.

Seit 50 Jahren haben die Frauen in der Schweiz das Stimmrecht. Welchen Stellenwert haben die Frauen im Tourismus heute?

Frauen hatten zahlenmässig schon immer einen hohen Stellenwert im Tourismus. Und dennoch wird erst jetzt bewusst erkannt, welches Potenzial hinter ihren Entscheidungen und Perspektiven steht.

Was wünschen Sie sich für den Schweizer Tourismus?

Dass die Chance genutzt wird, von einer multiplen zu einer einzigartigen Reisedestination zu werden, und dass verantwortungsvoll mit unserem Natur- und Kulturerbe umgegangen wird.

Was mögen Sie an Ihrer Branche nicht?

Was mich schon immer bewegt hat, ist die mangelnde Wertschätzung für unseren Beruf, dabei ist die Eigenschaft des «Dienens» aktueller denn je.

Was ist das Faszinierende an Ihrem Beruf?

Die unermessliche Vielfalt, die dieser Beruf mit sich bringt; wir sind Generalisten und Matchmaker zugleich.

Wie sieht für Sie ein attraktiver Arbeitsplatz aus?

Heutzutage ist neben dem Arbeitsklima, der Kultur, ein Working Agreement unabdingbar. Dieses führt die Bedürfnisse und die Rahmenbedingungen beider Seiten zusammen – der Grundstein für eine nachhaltige Zusammenarbeit. Alle äusserlichen Themen unterliegen der permanenten Veränderung.

Wie begeistern Sie Mitarbeitende für und in Ihrem Betrieb?

Ich trage unterschiedliche Hüte, und dennoch sind es oft die gleichen Themen wie Wertschätzung, Augenhöhe, Rollen- und Aufgabenverständnis, positive Vibes, Raum, Ideen einbringen zu können und ernst genommen zu werden.

Was trifft eher zu: ein orgiastisches Bankett wie bei Asterix oder gesunde Karotten, wie Bugs Bunny sie knabbert?

Ich pflege den Hashtag #geniessenerfunden. In der goldenen Mitte liegt genussvolle Gesundheit für Körper und Geist.

Welches Hotel inspiriert Sie und weshalb?

Jegliche Art der Beherbergung inspiriert mich, solange sie es schafft, sich durch Innovation zu differenzieren.

Was machen Sie als Erstes, wenn Sie als Gast ein Hotelzimmer betreten?

Ich mache immer zuerst Fotos von dem, was mich spontan anspricht, dann wasche ich mir die Hände und bin neugierig, ob der Duft der Seife zum Haus passt.

Was würden Sie unternehmen, wenn Sie ein Jahr lang frei hätten?

Ich würde in die polynesische Welt mit all ihren Facetten abtauchen.

Welche besondere Fähigkeit würden Sie gerne beherrschen?

Unter Wasser atmen können – der Ozean ist meine Sehnsucht.

Welches Lied können Sie im Dauerloop hören?

Da gibt es viele. Musik jeglicher Art und Herkunft ist Lebenselixier für mich. «Wonderful Life» von Black hat einen speziellen Platz.

Was wollten Sie als Kind einmal werden?

Neben dem Wunsch, Hotelière zu werden, spielte ich auch mit dem Gedanken, Patissière zu lernen, damals ein unterschätzter Beruf, der mich heute noch fasziniert.

In wessen Schuhe möchten Sie einen Tag lang schlüpfen?[RELATED]

In die Schuhe des passionierten Michelangelo. Seine Kunst weckt tiefste Demut in mir.

Welchen Jugendstreich vergessen Sie nie?

Oh, ich war ein äusserst kreativer Teenager. Zum 1. Mai haben wir das Auto eines Nachbarn, einen alten Käfer, mit der Hebebühne auf die Garage gehoben und in Toilettenpapier eingewickelt. Er hat zum Glück nie herausgefunden, wer es war. (npa)