Ueli Schneider ist Mitglied der Geschäfts­leitung von hotelleriesuisse.

Die Saison hat längst begonnen. Nicht von der Wintersaison in den Berggebieten ist hier die Rede, sondern von der Saison der Lehrstellensuche. Rund 3300 junge Menschen, in der Regel noch im schulpflichtigen Alter, suchen, beeinflusst von Familie, Freunden, Lehrern oder Berufsberatern, nach einer passenden Lehrstelle in unserer Branche. Gleichzeitig halten weitaus mehr Lehrbetriebe nach motivierten, engagierten zukünftigen Fachkräften Ausschau. Die Lehrstellenbesetzung ist für viele Betriebe in den letzten Jahren zum Spiessrutenlauf verkommen. Gerade in den Berggebieten, zunehmend aber auch im Mittelland und den Städten, sind junge Menschen, die ihre Zukunft in unserer Branche angehen wollen, beinahe eine Rarität geworden. Um fast die Hälfte ist ­beispielsweise die Anzahl Lernender des Berufes Restaurantfachmann/-frau EFZ in den vergangenen zehn Jahren zusammengebrochen. Doch: Jammern hilft auch nicht weiter. Das Herbeiwünschen alter Tage, das Beklagen des vermeintlich falschen Bildes, das die Eltern von den Berufen hätten oder das Verteufeln von Berufsberatern, welche die Berufsbilder verzerrt darstellen würden – all das bringt uns keinen einzigen Lernenden mehr in die Branche.

Hoko: Alle Fakten zum neuen Allrounder-Beruf
Die Grundbildung «Hotel-Kommunikationsfachleute EFZ» (Hoko) wird seit Sommer 2017 angeboten. Die schulischen Modelle variieren je nach Schulstandort. Unterrichtet wird an sieben Schulen in der ganzen Schweiz. Unterrichtssprache ist je nachdem Deutsch, Französisch oder Italienisch. Nach Abschluss können Hokos in kleineren Hotels als Gästebetreuungs- Allrounder oder Betriebsassistenten eingesetzt werden; in grösseren Hotels z. B. als Abteilungsleiter.
Infos zum Berufsbild, neu auch als Videoclip unter hotelleriesuisse.ch/hoko

Dann ist also einmal mehr guter Rat (zu) teuer? Mitnichten. Die Lösung liegt eigentlich pfannenfertig bereit – um mit der Terminologie in der Branche zu bleiben. Und diese Lösung heisst Hotel-Kommunikationsfachleute EFZ, kurz Hoko. Der neue Beruf, der 2017 lanciert wurde, zieht die Interessentinnen und Interessenten gleich scharenweise an unseren Informationsstand an den Berufswahlmessen. Die Jugendlichen sind begeistert von dieser 360-Grad-Ausbildung. Mit dem Konzept, dass die Lernenden alle Bereiche eines Hotelbetriebes während ihrer Lehre kennen lernen, haben wir ganz offensichtlich einen Nerv der Zeit getroffen: umfassendes Verständnis, vielfältige Einsatzbereiche und im Umgang mit Menschen tätig sein. Ein Kurzbeschrieb, auf den die Generation Z anspricht. 140 Hoko-Lernende haben in diesem Sommer ihre Lehre begonnen. Doch es könnten eigentlich weitaus mehr sein. Unsere Schätzung geht davon aus, dass das Interesse für Hoko-Lehrstellen das Angebot um mindestens das Doppelte übertrifft.

Weshalb nun kommt es, dass keine 150 zusätzlichen Hotelbetriebe bereit sind, den jungen Menschen eine Hoko-Ausbildung zu ermöglichen? Wie passt dies zusammen mit der Tatsache, dass eine überwiegende Mehrzahl der Hotels grösste Schwierigkeiten haben, die Lehrstellen der «klassischen» Berufslehren zu besetzen? Ich höre aus Gesprächen mit Berufsbildnern/-innen eine Vielzahl von Gründen, weshalb mit dem Angebot einer Lehrstelle noch immer gezögert wird. Bisher konnten wir jedem der eingebrachten Argumente eine stichhaltige, positive Antwort entgegensetzen. Hinzu kommt, dass die bisher gemachten Erfahrungen der Betriebe, die Hokos ausbilden, der Berufsfachschulen und der Lernenden selbst, mit überwiegender Mehrheit positiv ausfallen.

Wir haben schätzungsweise rund 150 jugendliche Hoko-Interessierte, die eine Lehre in der Hotellerie machen wollen und dies nicht können, weil sie keine Lehrstelle finden. Einige von ihnen lassen sich für ein Zwischenjahr zum Beispiel in der Romandie oder in England begeistern. Der grosse Teil aber schaut sich nach anderen Berufen um. Diese motivierten Jungen fehlen den Betrieben drei Jahre später als Fachkräfte, wobei der Fachkräftemangel bereits heute akut ist. Jeder Hotelbetrieb in diesem Land ist jetzt gefordert, sich für den neuen Beruf zu öffnen und ab dem kommenden Sommer Hoko-Lernende auszubilden.