Viele sogenannte Zombie-Firmen erhalten nun endgültig den Todesstoss, nachdem die staatlichen Gelder ausgehen: Über alle Branchen gingen die Insolvenzen im September im Vorjahresvergleich um rund 20 Prozent hoch, wie eine Erhebung des Wirtschaftsinformationsdienstes Dun & Bradstreet zeigt. Aber auch über die gesamte Neunmonatsperiode hinweg (Januar bis September) zeigt sich, dass mehr Firmen Insolvenz anmelden (+5%).

Grund dafür ist, dass einigen Firmen die staatliche Hilfe, beispielsweise Kredite oder Erwerbsausfallentschädigungen, nun allmählich ausgehen. Diese Gelder hatten im Vergleichsjahr 2020 noch dazu geführt, dass die Pleite-Zahl massiv kleiner war als in den Jahren vor der Krise. «Es gab eine Untersterblichkeit, weil so viel Liquidität in den Markt gepumpt wurde», erklärt Christian Wanner von Dun & Bradstreet auf Anfrage von AWP.

Einerseits halfen diese Gelder von der Krise getroffenen Firmen, während der Pandemie über die Runden zu kommen. «Gleichzeitig sicherten sie aber auch das Überleben von Firmen, die bereits vor der Krise nicht wirtschaftlich überlebensfähig waren», sagt Wanner. Doch die Zeit dieser «Zombie-Firmen» sei nun allmählich gekommen.

«Wir rechnen mit einer Pleitewelle. Die Frage ist nur: Wann kommt sie?», sagt Wanner. Es sei noch zu früh, um vom September bereits auf den grossen Pleite-Hammer zu schliessen. Dazu müsse man nun erst einmal die Monate Oktober bis Dezember genau beobachten, sagt er.

Gastronomie mit vielen Pleiten aber noch mehr Gründungen
Die Studie von Dun & Bradstreet zeigt auf, wie hoch die Wahrscheinlichkeit einer Firmenpleite in einer bestimmten Branche ist. Auffällig hoch ist sie unter anderem im Gastgewerbe: Mit 351 Pleiten im bisherigen Jahresverlauf ist im Gastgewerbe 2,3-mal so häufig ein Unternehmen Konkurs gegangen als im Durchschnitt aller Branchen.

Die hohe Gefahr eines Konkurses hält Gründer aber trotzdem nicht davon ab, neue Gastrobetriebe aufzumachen. Denn auch im Bereich der Neugründungen gehört die Branche zu den Spitzenreitern. So wurden mit 2438 neuen Unternehmen deutlich mehr Imbissbuden oder Restaurants gegründet als zugegangen sind. Unter dem Strich gibt es also jetzt mehr neue Gastrobetriebe als im letzten Jahr.

Ähnlich ist es auch in der als Holz- und Möbelbranche bezeichneten Kategorie. Wer eine Tischlerei aufmacht, hat ein 2,5 Mal so grosses Risiko, mit seinem Geschäft pleite zu gehen als in anderen Branchen. Aber auch die Holz- und Möbelgeschäfte haben im bisherigen Jahresverlauf unter dem Strich zugenommen. Auf 73 insolvente kommen 581 neu gegründete Unternehmen aus dieser Branche.

Grund für die vielen Pleiten und gleichzeitig vielen Neugründungen in diesen Branchen sind laut Wanner die relativ geringen Einstiegshürden. Viele würden davon träumen, ihr eigenes Restaurant aufzumachen und könnten relativ einfach eins eröffnen. «Leider gibt es dort aber traditionell auch viele Konkurse, weil der betriebswirtschaftliche Hintergrund mancher Gastronomen nicht ausreicht, um ein Restaurant langfristig zu führen», erklärt Wanner. (awp/sda)