Gerne setzte man sich nun also unverzüglich an den Tisch des «Aufsteigers des Jahres» Sven Wassmer vom Restaurant Silver in Vals. Oder man möchte sich von der Kochkunst eines Markus Burkhard überraschen lassen, der «Entdeckung des Jahres» in der Deutschschweiz. Aber die bei der Präsentation des Schweizer Gastroführers geltenden Regeln besagen, dass sich die Gilde der Gastrojournalisten beim Höchstgeehrten trifft, und das ist heuer Franck Giovannini, «Koch des Jahres 2018». Zum vierten Mal kommt also nach Frédy Girardet, Philippe Rochat und Benoît Violier der Chef des Restaurants Hôtel de Ville in Crissier zum Zug. Man kann mit Fug und Recht vom Stammlokal der Gault-­Millau-Macher um Chefredaktor Urs Heller sprechen.

Die Wahl ist für die Branche keine Überraschung. Mit Franck Giovannini ehrt Gault Millau einen Koch, der sich nach dem Selbstmord von Benoît Violier mutig der Herausforderung stellte, den hoch dekorierten Gourmet-Tempel nahtlos weiterzuführen und damit dessen Existenz zu sichern. Dieser Effort hinterlässt Spuren. Eher klassisch, nüchtern und auf Sicherheit bedacht erschien uns das Menü, das der 19-Punkte-Chef für die Feier kreierte (mein Kollege Alexandre Caldara analysiert es auf Seite 13). Das Gebotene selbstverständlich auf hohem Niveau, aber nicht unbedingt aufregend. Oder, um eine versierte Fachjournalistin zu zitieren: «Handwerklich ist das grosses Kino. Aber innovativ und modern ist anders.»

Die Auszeichnung zum «Koch des Jahres 2018» hat sich Franck Giovannini zweifellos nicht nur als begnadeter Handwerker, sondern auch als beherzter Retter des «Hôtel de Ville» verdient, und Gault Millau darf sich weiterhin an seinem Lieblings-Stammlokal erfreuen. Uns zieht es jetzt weiter, an die Tafeln von Sven Wassmer oder Markus Burkhard.