Claude Meier ist Direktor von HotellerieSuisse.

Vor gut zwei Monaten ist die Coronakrise wie eine Lawine über uns hereingebrochen. Sie hat sämtliche touristischen Wirtschaftszweige getroffen – begonnen bei der Hotellerie, der Mobilität über die Gastronomie, die Seilbahnen und Schifffahrt bis hin zu Veranstaltungen jeglicher Art.

Seit Beginn der Krise hat sich HotellerieSuisse für seine Mitglieder starkgemacht. Denn obwohl Hotels trotz der Einschränkungen zu Übernachtungszwecken mit Ausnahme des Tessin offen bleiben dürfen, leiden wir alle unter einer De-Facto-Schliessung aufgrund der unterbrochenen touristischen Wertschöpfungsketten. In der ersten Phase standen die Liquiditätssicherung sowie administrative Erleichterungen im Zusammenhang mit Kurzarbeit für unsere Mitglieder im Zentrum. Momentan forcieren wir weitere Initiativen, die zinslose Darlehen während der gesamten Laufzeit, einen Härtefallfonds oder die Stärkung der Nachfrageförderung verlangen. Zusätzlich ist der Verband mit Banken und Versicherungen in Kontakt und engagiert sich für einen lösungsorientierten Umgang mit Mietzinsen und Versicherungsleistungen. Um die Anliegen in der Branche aus eigener Perspektive aufzunehmen, besuche ich aktuell verschiedenste offene Hotels in der Schweiz. Durch diese persönlichen Gespräche mit Hoteliers und Hotelièren können die Anliegen der Mitglieder noch direkter aufgenommen und in unsere Arbeit integriert werden.

Eines ist klar: Die Corona-Lawine hat die Gesamtwirtschaft erfasst und den Tourismussektor mit voller Wucht getroffen. Dies ist umso gravierender, wenn man beachtet, dass der Tourismus ein komplexer Teil der Schweizer Wirtschaft darstellt, zu dessen Netzwerk auch zahlreiche Zulieferer zählen. Jährlich erwirtschaftet der Tourismus in der Schweiz rund 45 Milliarden Franken Einnahmen und generiert 19 Millionen Franken Bruttowertschöpfung. Allein im Jahr 2019 zählte die Schweizer Hotellerie rund 40 Millionen Logiernächte. Über 240'000 Mitarbeitende in unserem Sektor zeigen sich dafür verantwortlich.

Umso enttäuschender war es, als der Bundesrat am 16. April 2020 die ersten Lockerungsmassnahmen präsentierte und unserer Branche keinerlei Perspektiven einräumte. Daraufhin hat sich HotellerieSuisse unter dem Dach des Schweizer Tourismus-Verbandes umgehend dafür eingesetzt, die Anliegen der Branche nachdrücklich auf den Tisch zu bringen. Der Bundesrat hat mit seiner Einladung zum Tourismusgipfel bewiesen, dass er die Branche sehr wohl ernst nimmt, wenn diese gemeinsam und abgesprochen auftritt. Durch die aktuellen Entscheidungen ermöglicht er nun auch dem Tourismussektor eine gewisse Planungssicherheit. Ich danke dem Bundesrat und der Verwaltung, die unserer Branche und deren Anliegen nun das nötige Gewicht einräumen.

Nichtsdestotrotz sehen wir uns im Tourismus und gerade in der Beherbergung mit der wahrscheinlich grössten Krise der letzten 100 Jahre konfrontiert. In den nächsten Monaten werden wir uns nicht nur mit Kurzarbeit, sondern auch mit Konkursen und Arbeitsplatzverlusten in unserer Branche beschäftigen müssen. Der internationale Tourismus wird sich nur langsam erholen. Wir sind stärker denn je auf den Schweizer Binnenmarkt angewiesen. Die Gespräche mit Hoteliers und Hotelièren zeigen mir: Es kommen zwei, wenn nicht sogar drei harte Jahre auf uns alle zu. Trotzdem vermitteln diese Gespräche auch Zuversicht. Dank der Zusammenarbeit von Mitgliedern, HotellerieSuisse-Regionalverbänden, Tourismusakteuren sowie unseren Sozialpartnern werden wir schlussendlich gestärkt aus dieser Krise hervorgehen! Kein Trost ist dies allerdings für sämtliche Personen, welche direkt vom Coronavirus getroffen wurden. So sind denn auch meine abschliessenden Gedanken bei all denjenigen, welche selbst oder im Familien- und Freundeskreis direkt vom Virus betroffen sind. Alles Gute, und bleiben Sie gesund!