Wie viele andere haben auch wir in den vergangenen Wochen überwiegend von zu Hause aus gearbeitet, uns neu organisiert, die Videokonferenzen in den Griff gekriegt und festgestellt: Teamorientiertes Homeoffice funktioniert, hat jedoch auf Dauer auch gewichtige Nachteile, etwa den, dass bei den Teammitgliedern der Blick für das Ganze verloren geht.

Aber eigentlich ist Jammern für unsereins verboten, auch leises Jammern. Wer in Zeiten einer Pandemie im Homeoffice arbeiten kann, ist privilegiert. Von einer «neuen Homeoffice-Elite» schreibt der «Spiegel», der es an wenig bis gar nichts fehle, ausser dass man halt für eine Weile zu Hause sitzen müsse.

Da gibt es andere, die derzeit unter ungleich schwierigeren Bedingungen Arbeit verrichten. Das Spitalpersonal an erster Stelle, und dann all die Mitarbeitenden, die in den Lebensmittelläden quasi an der Front stehen und den Risiken einer Infektion real ausgesetzt sind. Für sie gilt die Sorgfaltspflicht des Arbeitgebers ganz besonders. Doch wie ich es erlebe und wie man mir berichtet, werden die verordneten Massnahmen lange nicht überall mit der nötigen Konsequenz oder vielleicht auch Kompetenz umgesetzt. Bei einer Filiale fehlt die Eingangskontrolle, bei der anderen herrscht an den Kassen ein hilfloses Durcheinander. Und die Kassiererinnen bekommen zusätzlich noch den Frust der Kundschaft zu spüren.

Das kann man besser machen. Wenn der Lockdown in absehbarer Zeit gelockert wird und irgendwann auch das Gastgewerbe unter Auflagen wieder aufleben kann, muss die Sorgfaltspflicht gegenüber den Mitarbeitenden im Zentrum stehen. Dann müssen Bestimmungen und Regeln nicht nur umgesetzt, sondern gegenüber uneinsichtigen Gästen auch durchgesetzt werden. Gesundheit geht vor, auch bei Mitarbeitenden. Und das ist Chefsache.