Was zeichnet eine gute Touristikerin oder einen guten Touristiker aus?

Sie sind gleichzeitig gute Marketingstrategen und Kommunikatoren und wissen geschickt eine Destination für eine Strategie zu begeistern, sodass möglichst alle Leistungsträgerinnen und Leistungsträger am gleichen Strang ziehen.

Die 40-jährige Zugerin absolvierte die École hôtelière de Lausanne und verfügt über ein Executive MBA der Universität St. Gallen/Rotmann School of Management (Toronto). Ihre Karriere lancierte sie bei Hyatt International in Zürich und war anschliessend über zehn Jahre als Manager Marketing Cities und Director Accommodation & Gastronomy bei Schweiz Tourismus. Seit September 2019 ist sie Partner bei der Strategie- und Marketingagentur Schmid Pelli & Partner und sitzt seit Mitte Juni im Verwaltungsrat der Aletsch Arena AG.

Was wünschen Sie sich für den Schweizer Tourismus?

Den Mut, anders zu sein. Wir sollten viel mehr neue Wege gehen, ausprobieren und überraschen. Es gibt in der Schweiz zu viel vom Gleichen.

Seit 50 Jahren haben die Frauen in der Schweiz das Stimmrecht. Wie haben die Frauen Ihrer Meinung nach die Branche geprägt?

Der Tourismus wurde und wird massgeblich von Frauen geprägt – nur nimmt man sie nicht wahr, weil sie keine Rampensäue sind. Wären Frauen in Führungspositionen, wäre der Schweizer Tourismus noch viel empathischer.

Welchen Tipp geben Sie jungen, aufstrebenden Touristikerinnen?

Engagiert euch, gebt Gas und bewegt etwas in euren Funktionen. Ein gemütliches Abarbeiten und Abwarten auf Chancen hat noch nie zu einem/einer prägenden Touristiker/Touristikerin geführt.

Was ist das Faszinierende an Ihrem Beruf?

Ich habe Freunde, die vermarkten Bohrmaschinen, basteln an Anlagefonds oder verkaufen Strom. Nichts geht über die Reise- und Freizeitindustrie. Ich empfinde dies als grosses Privileg.

Wie begeistern Sie Mitarbeitende für und in Ihrem Betrieb?

Eine Kommunikation auf Augenhöhe ist zentral. Ich versuche den Arbeitsinhalt so abwechslungsreich zu gestalten wie nur möglich.

Was mögen Sie an Ihrer Branche nicht?

Das Gärtlidenken! Der Mehrwert von Kooperationen, Zusammenarbeit und Synergien wird fundamental unterschätzt. Ebenfalls sind die Ängste vor der vermeintlichen Konkurrenz aus der eigenen Destination oft der Grund für die fehlende Sicht aufs Ganze und das Verkennen der reellen Konkurrenz.

Wofür würden Sie sich entscheiden: Punk-Musik in einem 5-Sterne-Hotel oder Walzer in einer Jugendherberge?

Beides ist besser als Jodeln im Zelt. Aber den Sternen bin ich etwas näher – nur schon aufgrund meiner Ausbildung an der École hôtelière de Lausanne.[RELATED]

Was trifft eher zu: ein orgiastisches Bankett wie bei Asterix oder gesunde Karotten, wie Bugs Bunny sie knabbert?

Wer mich kennt, kennt die Antwort. Je orgiastischer, desto besser. Da kann Bugs Bunny so viel knabbern, wie er will.

Welche besondere Fähigkeit würden Sie gerne beherrschen?

Ich würde gerne Macarons so fein hinbekommen, wie es Sprüngli mit den «Luxemburgerli» schafft.

Was wollten Sie als Kind einmal werden?

Schon relativ bald stand für mich fest, dass ich in die Hotellerie gehen möchte. Alternativ wäre ich Ärztin geworden.

Welches Lied steht zurzeit auf Ihrer Playlist zuoberst?

Der Song «Hit the Road Jack» von Ray Charles. Es darf aber auch ein Geigenstück von Vivaldi oder «Czardas» von Monti sein. (npa)