Zur Bewältigung der Coronavirus-Pandemie haben Bund und Kantone die Schutzmassnahmen in den letzten Wochen laufend verschärft. Diese Restriktionen führen aber auch zu einer schweren Hemmung der touristischen Wertschöpfungskette. Ferien- und Freizeitangebote werden zusätzlich be­einträchtigt, die Restaurants geschlossen und die anhaltenden Unsicherheiten verstärkt.

Mitten in der Winter-Hochsaison muss nun auch der Beherbergungssektor in den Berggebieten massive Einbussen in Kauf nehmen, nachdem bereits in den Städten aufgrund des Fernbleibens von ausländischer Klientel und Geschäftsgästen, die Logiernächte drastisch eingebrochen sind.
 
Vor dem Hintergrund der sich zuspitzenden Lage und massiver Verluste fordert der Branchenverband HotellerieSuisse ein branchenspezifisches Hilfspaket für Corona-geschädigte Beherbergungsbetriebe. Denn aufgrund kleiner Margen und Reserven können für Hotelbetriebe bereits Einbussen von 30 Prozent existenzbedrohend sein. Insbesondere seien die Unterstützungsbeiträge zu erhöhen, Spartenabrechnungen für Hotelrestaurants schweizweit zuzulassen und Verlustgrenzen für Härtefälle zu senken, so der Verband.

Spezifische Härtefall-Hilfen für die Hotellerie
Seit Monaten kämpft der Dachverband dafür, dass die Unterstützung endlich auch für die Hotellerie im Gleichschritt mit den verschärften Schutzmassnahmen ausgebaut werden. Im Vergleich zu anderen Branchen habe die Politik der Beherbergungswirtschaft nur unzureichend unter die Arme gegriffen. Dies obwohl die Hotellerie als systemrelevanter Pfeiler des Tourismusstandorts wichtige Funktionen übernimmt, Arbeitgeberin für Tausende von Beschäftigten ist und wichtige Beiträge an die Landesversorgung leistet.

Die systematische Schlechterstellung der Beherbergungsbranche innerhalb der Härtefall-Regelung müsse jetzt behoben werden. Ansonsten sei es für viele Betriebe zu spät, schreibt HotellerieSuisse in einer Mitteilung vom Mittwoch und verlangt deshalb, dass die Verlustgrenze für Härtefälle in der Hotellerie von 40 auf 30 Prozent gesenkt wird.

Die Härtefall-Beiträge für die Hotellerie müssten zudem von 20 auf 30 Prozent des durchschnittlichen Jahresumsatzes 2018 und 2019 erhöht werden. Die aktuell vorgesehenen Beträge seien unzureichend und würden Betrieben nur für kurze Zeit helfen.

Auch die Bundesmittel für Härtefälle sollen um 500 Millionen zugunsten der Hotellerie erhöht werden. «Wenn die Hotellerie weiterhin ihre wichtige Funktion  in der Schaffung von Wertschöpfung und Arbeitsplätzen für ganze Regionen wahrnehmen soll, braucht es jetzt branchenspezifische Unterstützung», sagt Andreas Züllig, Präsident von HotellerieSuisse. Die Einschränkungen aufgrund der laufenden Verschärfungen würden eine schwere Beeinträchtigung der touristischen Wertschöpfungskette verursachen.
 
Spartenabrechnung für Hotelrestaurants schweizweit zulassen
Der Verband weist darauf hin, dass eine weitere Benachteiligung zulasten der Hotellerie innerhalb der Härtefall-Hilfe aus der Gesamtbetrachtung eines Betriebs resultiert.

Denn wenn ein Hotelunternehmen mit Restaurant die Verlustschwelle von 40 Prozent gesamthaft nicht erreicht, ist – je nach kantonaler Ausgestaltung – auch die Restaurationssparte von der Härtefall-Hilfe ausgeschlossen. Dies selbst wenn im Bereich Food and Beverage ein Umsatzrückgang von über 40 Prozent resultiert. Dies obwohl die Verordnung eine Spartenabrechnung explizit zulassen würde.

Die Kantone wenden diese Bestimmung jedoch teilweise sehr restriktiv an, das führe zu einer systematischen Diskriminierung der Hotellerie. «HotellerieSuisse verlangt eine umgehende Korrektur, indem der Bund die Regelung in der ganzen Schweiz zwingend durchsetzt», sagt Züllig. Zudem sollen Hotelrestaurants auch von erleichterten Anspruchskriterien bei Härtefällen profitieren. Weil viele Betriebe einen signifikanten Anteil des Umsatzes mit externen Gästen erwirtschaften, sind sie teilweise behördlich geschlossen.[RELATED]

Verschärfte Reisebestimmungen lehnt der Verband dezidiert ab
Nachdem Parteispitzen am Wochenende dem Bundesrat ein Einreise-Konzept mit fünftägiger Quarantänepflicht trotz negativem Covid-19-Test eingereicht haben, reagieren die Hoteliers mit Ablehnung. «Weitere Verschärfungen bei Einreisebestimmungen oder Quarantäneregelungen lehnt HotellerieSuisse dezidiert ab», sagt Züllig.

Eine Zwangsquarantäne von fünf Tagen bei der Einreise führe zu einem Totaleinbruch von Buchungen ausländischer Gäste. Ein solcher würde möglicherweise bis weit in die Sommersaison nachwirken.

Sollten dennoch solche Mittel ergriffen werden, müssten finanzielle Unterstützungsmassnahmen im Gleichschritt ausgebaut werden, fordert der Verband. Denn ein verschärftes Grenzregime, wie es die Parteipräsidentinnen und Parteipräsidenten vorschlagen, hätte – gemäss aktuellen Schätzungen von HotellerieSuisse – im ersten Quartal 2021 zusätzliche Verluste in der Höhe von 200 bis 370 Millionen Franken zur Folge. «Diese Verluste müssten Bund und Kantone kompensieren», sagt Züllig.
 
Strategiewechsel beim Testen
Anstatt die Einreisebestimmungen in schädlicher Form zu verschärfen, seien parallel zur aufgebauten Impfkampagne die Testkapazitäten auszubauen, schreibt HotellerieSuisse weiter.  Damit könnten laut Verband kontrollierte Öffnungen ermöglicht werden, bis die Bevölkerung im In- und Ausland durchgeimpft ist.

Flächendeckende und wiederholte Tests müssen ermöglicht und Gästen sowie Mitarbeitenden unkompliziert und kostenlos zugänglich gemacht werden – auch ohne Symptome. Dabei soll die Kostenfrage nicht gegenüber anderen personenbezogenen Branchen benachteiligt werden.

Jede Investition in Testen, Impfen und Contact-Tracing sei günstiger als Verlängerungen der massiven Einschränkungen oder Lockdowns, argumentiert der Dachverband. Parallel müsse der Bund einen Weg aus dem Lockdown skizzieren, um den Unternehmen Planungssicherheit zu geben. (htr/npa)

Forderungspapier: Entschädigungspaket für die stark betroffene Hotellerie