Die Konsultationsfrist lief am Montag ab. Energisch fällt der Widerspruch des Schweizerischen Gewerbeverbands aus. Für eine Ausweitung der Vorzeigepflicht des Covid-Zertifikats fehle die gesetzliche Grundlage, teilte er am Montag mit.

Als Eingriff in die Wirtschaftsfreiheit sei die Massnahme verfassungswidrig. Handfeste Beweise auf einen gesundheitspolitischen Nutzen gebe es nicht. Die Folge seien Ertragsausfälle, Aufwände und Ungleichheiten.

Der Gastgewerbeverband Gastrosuisse gab seinen erbitterten Widerstand bereits vor Ablauf der Konsultationsfrist bekannt. Er zeigt sich alarmiert. Restaurants und Cafés müssten mit massiven Umsatzeinbussen rechnen.

Skeptische Fitnessbranche
Der Schweizerische Fitness- und Gesundheitscenter geht von einem bis zu 40-prozentigen Umsatzrückgang aus, sollten nur noch Personen mit Zertifikat in seinen Einrichtungen trainieren dürfen. Die Branche habe bereits jetzt stark unter der Covid-19-Pandemie zu leiden, eine weitere Einbusse könnte vielen Unternehmen das Genick brechen.

Die Museen Schweiz halten ebenfalls wenig vom Zertifikat als Eintrittsbedingung. Das Zertifikat sei für grössere Publikumsanlässe geeignet. Für den Alltagsbetrieb verfügten die Museen über bewährte Schutzkonzepte, schreibt der Verband der Museen der Schweiz.

Der Gewerkschaftsdachverband Travail.Suisse stimmt der Ausdehnung auf neue Bereiche zu, lehnt eine Ausweitung auf den Arbeitsplatz aber ab.

Veranstalter und Theaterleute dafür
Die Grossveranstalter begrüssen in ihrer Antwort vom Montag den Vorschlag. Ihre Interessengemeinschaft Perspektive Live Unterhaltung hält aber fest, dass es keine weiteren Zugangsbeschränkungen wie Kontaktdatenerhebung, Maskenpflicht, Abstands- oder Teilnehmerbeschränkungen geben darf.

Theaterschaffende Schweiz befragte ihre Mitglieder. Knapp 60 Prozent sprachen sich für das ausgeweitete Zertifikat aus. Die Mehrheit erhofft sich mehr Rechtssicherheit. Die Minderheit argumentiert, dass die Kultur allen Menschen offen stehen müsse.

Auf politischer Ebene stimmen alle Parteien ausser der SVP der Ausweitung der Zertifikatspflicht als Schutz vor einer Überlastung des Gesundheitswesens zu. Das Covid-19-Zertifikat habe sich bewährt, lautet der bereits vor Ablauf der Konsultationsfrist veröffentlichte breite Konsens.[RELATED]

Graubünden will mehr
Die Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren (GDK) unterstützt den vom Bundesratsvorschlag mit grosser Mehrheit. Alle anderen möglichen Massnahmen wären einschneidender und auch «weniger gerecht», weil Geimpfte unter den Massnahmen zu leiden hätten.

Graubünden geht noch einen Schritt weiter: Der Kanton forderte am Montag eine Prüfung des erweiterten Zertifikats für «alle möglichen Bereiche». Darunter soll auch der öffentliche Verkehr fallen.

Der Wirtschaftsdachverband Economiesuisse stellt sich genauso wie der Schweizerische Arbeitgeberverband und Hotelleriesuisse hinter den Bundesrat. Aus touristischer Perspektive sei die Erweiterung des Geltungsbereichs für das Covid-Zertifikat nachvollziehbar, wenn so eine Überlastung der Spitäler verhindert werden könne, argumentierem die Hoteliers. «Strengere Schutzmassnahmen bis hin zu einem weiteren Lockdown sowie Einschränkungen bei der Reisefreiheit müssen unbedingt verhindert werden», sagt Verbandspräsident Andreas Züllig. (sda/npa)