Die Coronakrise hinterlässt am Schweizer Arbeitsmarkt immer deutlichere Spuren. Zum Jahresauftakt ist die Arbeitslosenquote weiter angestiegen. Dank der Kurzarbeit hält sich der Zuwachs aber nach wie vor noch in Grenzen.

Im Januar hat die Arbeitslosigkeit in der Schweiz weiter zugenommen: Insgesamt 169'753 Personen waren Ende des Monats bei den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) als arbeitslos gemeldet. Das waren 6'208 mehr als Ende 2020, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) am Montag mitteilte.

Die steigenden Arbeitslosenzahlen schlagen auf die Arbeitslosenquote durch. Die kletterte im Januar um 0,2 Prozentpunkte auf 3,7 Prozent. Damit hatten Ökonomen zwar gerechnet, doch liegt die Quote nun so hoch wie zuletzt vor beinahe elf Jahren. Um saisonale Einflüsse bereinigt resultiert ein etwas tieferer Wert von 3,5 Prozent.

Kurzarbeit als Auffangnetz
Eindrücklich ist der Vergleich der Januar-Statistik mit jener vor einem Jahr, als Corona in der Schweiz noch kaum ein Thema war. Damals waren fast 50'000 Personen weniger als arbeitslos gemeldet und die Arbeitslosenquote lag auf sehr tiefen 2,6 Prozent. Die Schweizer Wirtschaft lief damals noch auf Hochtouren.

Seit Ausbruch der Corona-Pandemie hat sich die Lage deutlich verschärft. Dass nicht noch mehr Menschen in die Arbeitslosigkeit abrutschten sei einzig der Kurzarbeit zu verdanken, machte Boris Zürcher, Leiter der Direktion für Arbeit im Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco), an einer Telefonkonferenz einmal mehr klar.

Zum Jahresende hin haben wieder vermehrt Betriebe einen Antrag auf Kurzarbeit gestellt. Der Grund sind die zur Eindämmung der Pandemie schrittweise verschärften Massnahmen des Bundes. Das habe dazu geführt, dass zunächst aus der Gastrobranche und später auch aus dem Detailhandel mehr Anträge auf Kurzarbeit beim Seco eingegangen waren, sagte Zürcher.

Im Januar hatten laut Zürcher etwa 72'000 Betriebe für gut 760'000 Angestellte ein Kurzarbeitsgesuch eingereicht. Zwar werden in der Regel nicht alle Gesuche für den Bezug von Kurzarbeitsgeld ausgeschöpft. Die Zahlen zeigen aber, dass das Instrument auch während der zweiten Coronawelle von vielen notleidenden Firmen in Betracht gezogen wird.

Vom Höhepunkt im Monat April, als schweizweit für mehr als eine Million Arbeitnehmende Kurzarbeitsgelder ausbezahlt wurden, ist das Seco allerdings noch weit entfernt. Im November, aktuellere Zahlen gibt es zu den abgerechneten Kurzarbeitsentschädigungen nicht, wurden an gut 34'300 Betriebe für beinahe 300'000 Arbeitnehmende Gelder bezahlt.

Unsicherheit bleibt
Boris Zürcher rechnet in den kommenden Wintermonaten mit weiter steigenden Zahlen, sei es bezüglich Arbeitslosigkeit oder zur Kurzarbeit. Die Lage in der Schweizer Wirtschaft sei angesichts der anhaltenden Coronakrise äusserst unsicher.

Gleichzeitig hofft Zürcher, dass sich die wirtschaftlichen Aussichten für die Schweiz spätestens ab der zweiten Jahreshälfte aufhellen und die Arbeitslosigkeit zurückgehen wird. Für 2021 rechnet das Seco im Durchschnitt mit einer Arbeitslosenquote in Höhe von 3,3 Prozent, nachdem sie 2020 bei 3,1 Prozent zu liegen kam. (awp sda og)