Hätten Sie's gewusst? Das Gastgewerbe wird von unseren Ratsmitgliedern im Parlament aktuell gar nicht vertreten. Ob sich das bei den Wahlen am 18. Oktober ändern wird?» Diese Frage stellten die Parlamentsdienste kürzlich etwas provokativ auf der Facebook-Seite des Schweizer Parlaments in den Raum und lieferten gleich noch eine Branchenstatistik mit. Auch wenn in Tourismuskreisen bekannt ist, dass weder Hoteliers noch Wirte im Parlament sitzen, fördert ein Blick auf die berufliche Zusammensetzung von National- und Ständerat Spannendes zutage. So verfügt beispielsweise die Landwirtschaft mit 18 Vertretern in der Grossen Kammer tatsächlich über einen starken Block. In der Kleinen Kammer sind die Bauern aber nicht vertreten – im Gegensatz etwa zu Industrie und Gewerbe. Die Tourismuswirtschaft ist so oder so auf Politiker angewiesen, die eine gewisse Affinität zur Branche aufweisen und sich für deren Anliegen einsetzen. Die Tourismus-Partei.ch, die letzte Woche von den Bündner Tourismusdirektoren Pascal Jenny und Roland Huber gegründet wurde, will im anstehenden Wahlkampf genau solche Parlamentarier unterstützen (die htr berichtete). Der Branchenverband hotelleriesuisse tut dies bereits seit mehreren Legislaturen, empfindet die neue Partei aber nicht als Konkurrenz. «Jede Bewegung, die die Öffentlichkeit und die Branchenmitglieder für touristische Anliegen sensibilisiert, ist begrüssenswert», betont Christophe Hans, Leiter Wirtschaftspolitik von hotelleriesuisse. Auch wenn er bezweifelt, ob sich eine Ein-Themen-Partei auf lange Sicht durchsetzen kann.

Umfrage bei den Politparteien soll der Wählerschaft mehr Transparenz bringen
hotelleriesuisse hat eine eigene Website zu den Parlamentswahlen 2015 aufgeschaltet, die mit Eigenleistungen überrascht. So gibt eine Umfrage bei den grossen Parteien Auskunft darüber, wo sie die Tourismuswirtschaft unterstützen und wo nicht (siehe Download oben rechts). «Mit diesem Instrument können wir für die Wähler Transparenz schaffen», führt Christophe Hans aus. «Die Umfrage zeigt, wie die Parteien zu tourismusrelevanten Themen stehen.» Allerdings sei klar, so der Leiter Wirtschaftspolitik von hotelleriesuisse weiter, dass es zwischen der Meinung der Parteizentrale und den einzelnen Mitgliedern immer wieder Abweichungen gebe. Ein Beispiel hierfür ist die FDP, die sich in der Umfrage klar hinter die Standortförderung 2016-2019 stellt. Parteipräsident Philipp Müller aber lehnte im Nationalrat alle tourismuspolitischen Instrumente ab: die Kredite für Innotour und Schweiz Tourismus ebenso wie die Verlängerung des Darlehens an die Schweizerische Gesellschaft für Hotelkredit und die Neue Regionalpolitik.

Unter den Wahlempfehlungen befindet sich diesmal kein einziger SVP-Kandidat
Die Wahlplattform von hotelleriesuisse wird laufend aktualisiert. Im Endausbau ist vorgesehen, 20 bis 25 Kandidaten zur Wahl zu empfehlen, die sich auch mit eigenen Beiträgen zu Wort melden können. Was im Vergleich zu den Wahlplattformen früherer Jahre auffällt: Es ist kein einziger SVP-Politiker darunter. «Wir haben eine qualitative Auswertung gemacht und mussten feststellen, dass die SVP bei relevanten Themen der Hotellerie diametral andere Haltungen vertritt», erläutert Christophe Hans. Als aktuelles Beispiel nennt er die Masseneinwanderungsinitiative. «Wir werden mit der SVP auch in Zukunft punktuell gut zusammenarbeiten. Unseren Positionen am nächsten sind zur Zeit aber CVP, BDP und FDP.»

Weitere Informationen:
www.hotelleriesuisse.ch/parlamentswahlen2015