Es wimmelte tatsächlich nur so von chinesischen Touristen am Montagvormittag in Luzern. Angeführt von Reiseleitern mit Nummernschildern in der Hand pilgerten sie vom KKL über die Seebrücke, stoppten, streckten ihre Handysticks in die Höhe und stürzten sich danach in die Altstadt ins Shoppingvergnügen. In der Neustadt blieb es ruhig, vom Riesenansturm war nichts zu spüren.

Auch wenn Luzern Tag für Tag gegen 20'000 Gäste empfängt, war an diesem Vormittag unübersehbar, dass dies ein spezieller Tag für den Tagestourismus sein muss. Schliesslich sei es ja auch die grösste Reisegruppe, die je in die Schweiz reiste, wie Markus Berger, Mediensprecher von Schweiz Tourismus, auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA sagte. Schweiz Tourismus war in die langjährige Vorbereitungsphase dieser Reise stark involviert.

Bisher weilten erst einmal 3000 Chinesen auf einmal in der Schweiz. Das war 2017 und die Reise fand im ähnlichen Rahmen statt wie die jetzige. Im Schnitt umfassen die Reisegruppen 100 bis 200 Personen.

Der 12'000-köpfigen Reisegruppe gehören Chinesinnen und Chinesen an, die als besonders erfolgreiche Verkäufer von ihrem Arbeitgeber auf eine so genannte «Incentive-Reise» eingeladen wurden. Ursprünglich kalkulierte man auch dieses Mal mit 3000 Gästen. Nun sind es 12'000. «Auch die Firma wurde überrascht von diesem Andrang», sagte Berger.

Belohnungsreisen als Türöffner
Der Effekt dieser Ausnahme-Reisegruppe aber sei für die Schweiz grundsätzlich sehr positiv, sagte Berger. Der Wunsch der Teilnehmerinnen und Teilnehmer, in diesem Rahmen ein erstes Mal in die Schweiz reisen zu können, war sehr gross, sie strengten sich dafür an und wurden belohnt, sagte Berger.

So sei der Trip einerseits für viele Chinesen ein Türöffner für später, anderseits fänden solche Reisen in der Nebensaison statt und seien drum für die Tourismusdestinationen besonders ertragreich.

Berger geht aber nicht davon aus, dass Reisegruppen in dieser Grössenordnung künftig zur Norm werden. Zu gross ist auch der logistische Aufwand.

Spezielles Mobilitätskonzept
Wie gross diese ist, weiss Mario Lütolf, Leiter Stadtraum und Veranstaltungen der Stadt Luzern, bestens. Die Stadt habe extra für diese Tage ein Mobilitätskonzept erarbeitet, wie er gegenüber dem Regionaljournal Zentralschweiz von Radio SRF sagte.

Schliesslich müssen die Gäste nicht nur in die Stadt gefahren werden um zu shoppen oder um an einer Bootsfahrt teilzunehmen. Am Montagabend findet auf der Allmend am Luzerner Stadtrand auch noch ein Dinner mit einer grossen Show statt.

Die Cars aus Zürich und Basel parkieren auf der Allmend und beim Inseli. Um ein Chaos zu verhindern, werde man sie nicht über den Bahnhofplatz oder sie Seebrücke lotsen. Für die chinesischen Gäste wurde ein Shuttle eingerichtet.

Die vielen Chinesen, die dieser Tage Luzern abklappern, werden auch den einen oder anderen Franken ausgeben. Das sagt auch Mario Lütolf. Man habe hochgerechnet, dass mehrere Millionen Franken Wertschöpfung hängen bleiben. (sda)