2892 Stimmberechtigte legten ein Ja in die Urne, 1617 ein Nein. Die Stimmbeteiligung betrug 46,6 Prozent, wie der Gemeinderat mitteilte. Aus seiner Sicht hat das Stimmvolk am Wochenende «nicht nur den Bau eines Hochhauses befürwortet, sondern sich gleichzeitig für die Weiterentwicklung der Gemeinde ausgesprochen».

Nach der klaren Annahme des neuen Raumplanungsgesetzes 2013 wolle der Souverän nun Nägel mit Köpfen machen. «Verdichtetes Bauen ist in Ostermundigen keine Worthülse mehr, sondern wird Realität.»

Freude beim Gemeindepräsidenten
Positiv überrascht reagierte der parteilose Gemeindepräsident Thomas Iten auf den Ausgang der Abstimmung. «Ich ging von einem viel knapperen Ergebnis aus», sagte er im Gespräch mit der Nachrichtenagentur sda.

Vor dem Sonntag gab es viele Unbekannte, denn ein eigentlicher Abstimmungskampf war ausgeblieben. In der Gemeinde gaben sich kaum Gegner des Projekts zu erkennen. Im Grossen Gemeinderat stimmte nur ein einziger Parlamentarier der Grünen gegen das Geschäft.

Dass nun doch ein Drittel der Bevölkerung ein Nein in die Urne legte, erklärt sich Iten mit einem weit verbreiteten Reflex: «Wenn es um Veränderungen geht, gibt es immer Ängste und Unsicherheiten.» Iten versprach, die Nein-Stimmen ernst zu nehmen und auf Befürchtungen einzutreten.

Nun die Bernstrassen-Initiative
Kritiker befürchten vor allem Mehrverkehr in dem bereits verkehrsgeplagten Ostermundigen. Der Gemeinderat will in dieser Frage zügig weitermachen, wie er am Sonntag ankündigte. Schon am 10. Dezember werde sich das Parlament ja mit der Initiative «Bernstrasse sanieren – Verkehr optimieren» und dem Gegenvorschlag des Gemeinderats befassen.

Gleichzeitig setzt sich die Gemeinde für das kantonale Projekt «Korrektion Bolligenstrasse Nord» ein. Damit soll der Verkehrsfluss auf der Umfahrungsstrasse im Worblental verbessert werden.

Neues Wahrzeichen
In Sachen Bären-Areal liegt der Ball zunächst beim Kanton, der über die Überbauungsordnung befinden und drei Einsprachen beurteilen muss. Gibt er grünes Licht, beginnt das Baubewilligungsverfahren. Im besten Fall dürfte das Zentrum Bären Ende 2019 bezugsbereit sein.

Das 33-stöckige Hochhaus beim Bahnhof Ostermundigen soll das neue Wahrzeichen der Agglomerationsgemeinde werden und überdies auf die ganze Region ausstrahlen. Im Grossraum Bern gibt es – anders als in Zürich und Basel – bislang keine markanten Hochhäuser. Das Berner Münster ist das höchste Gebäude der Region mit 101 Metern.

Das Projekt auf dem Areal des heutigen Gasthofs Bären hat ein Investitionsvolumen von 130 Millionen Franken. Die Gemeinde mit ihrem hohen Ausländeranteil und den beträchtlichen Sozialkosten will gute Steuerzahler ins Hochhaus locken und überdies mehr als 200 Arbeitsplätze schaffen.

Das Bären-Areal liege an einem Verkehrsknotenpunkt, sei also schon bestens erschlossen und schaffe neue Zentrumsstrukturen für Ostermundigen, betonte der Gemeinderat im Vorfeld des Urnengangs. (sda/it)