Die Luftfahrtbranche stosse an Grenzen, liess Lorenzo Stoll, Chef Westschweiz der Swiss, am Dienstag vor den Medien in Genf verlauten. Das erfuhr im vergangenen Sommer auch die Lufthansa-Tochter. Auf dem gesamten Streckennetz der Swiss verspäteten sich rund ein Viertel der Flüge mit mindestens 15 Minuten. 1'082 Flüge mussten gar annulliert werden.

Während die Swiss entsprechende Daten nur für den Genfer Flughafen nicht ausweist, zählte die britische Billigfluglinie EasyJet vergangenen Sommer allein in Genf 219 Flug-Annullationen. Hinzu kamen laut EasyJet Schweiz-Chef Jean-Marc Thévenaz viele und teils erhebliche Flugverspätungen. Um den Ansturm der Reisenden in den Griff zu bekommen, haben die Betreiber des Flughafens und wichtige Partner wie EasyJet, Swiss oder Swissport eine Reihe von Massnahmen getroffen und viel Geld in die Hand genommen.

Mehr Personal
«Wir können es uns das nicht mehr leisten», sagte Thévenaz mit Blick auf die Kunden. EasyJet hat daher die Zahl der Reserve-Flugzeuge auf dem ganzen Netz verdoppelt. In Genf stehen neu zwei Flugzeuge statt nur eines als Reserve bereit. Zudem wollen die Briten die Intervalle und Rotationen der Maschinen zwischen den verschiedenen Flügen verbessern.

EasyJet werde auch die Belegschaft aufstocken, versicherte Thévenaz. Die Zahl der Mitarbeitenden in der Reserve werde man im Sommer um 8 Prozent erhöhen. Dieser Schritt allein koste die Gesellschaft in Genf mehrere Millionen Franken. Die Swiss wendet in der gesamten Schweiz mit dem Programm «Precise»
ihrerseits einen zweistelligen Millionenbetrag auf. Auch sie wird in Genf ein zusätzliches Reserveflugzeug bereit halten und die Personaldecke stärken.

Nicht nur die Fluggesellschaften, sondern auch die für die Bodenabfertigung zuständige Swissport leitet am Genfer Flughafen verschiedene Massnahmen ein, die zur Besserung beitragen sollen. So will man beispielsweise die Be- und Entladung des Gepäcks effizienter gestalten. Um den Ansturm während der Sommerferien gut bewältigen zu können, schafft Swissport rund dreissig zusätzliche Stellen.

Das Problem sind Wetterkapriolen
Die zahlreichen Massnahmen seien nicht Garant dafür, dass die Flüge künftig störungsfrei und ohne Verspätungen abgewickelt werden könnten, räumte Flughafendirektor André Schneider ein. Denn die meisten Verspätungen seien ungünstigen Wetterbedingungen geschuldet. Insgesamt mussten in Genf Cointrin im vergangenen Jahr nicht weniger als 2,8 Prozent der Flüge gestrichen werden. So hätten etwa die Stürme am Pfingstwochenende zu einer allgemeinen Überlastung im Luftverkehr und auch am Genfer Flughafen zu erheblichen Störungen geführt, sagte Schneider.

Schneider sieht zudem die Fluggäste in der Pflicht. Einige Verspätungen seien nämlich auf Probleme in der Personenkontrolle zuzuschreiben, etwa wegen ungültiger Ausweispapiere bereit oder zum Mitführen nicht regelkonform vorbereiteten Flüssigkeiten. Flüssiges darf man nur in Behältern von maximal 100 Milliliter in den Abflugbereich mitnehmen.  (awp sda)