Die gute Nachricht zuerst: Befürchtungen, Herr und Frau Schweizer könnten diesen Herbst und Winter vermehrt ins Ausland reisen, bestätigen sich nicht – das zumindest geht aus verschiedenen Umfragen hervor, die wir nachfolgend kurz zusammenfassen (Achtung: Alle Zahlen sind mit Vorsicht zu geniessen, denn in Pandemiezeiten kann sich die Lage schnell ändern).

→ Laut neusten Prognosen von HotellerieSuisse ist eine leichte Erholung der Branche feststellbar. Für die Monate September bis Dezember werden durchschnittliche Auslastungszahlen von 40 Prozent erwartet. Das entspricht zwar einer leichten Erhöhung gegenüber 2020, liegt aber immer noch 12 Prozentpunkte unter dem Vorkrisenniveau. Der Verband geht davon aus, dass eine nachhaltige Erholung – insbesondere in den Städten und an Orten, die sich auf asiatische Gäste spezialisiert haben – wohl noch bis 2023 auf sich warten lässt.

→ Gemäss einer Umfrage der Versicherung Allianz ist der Wunsch der Schweizer nach Ferien im eigenen Land zwar leicht rückläufig (nur 47 Prozent aller Befragten planen für den Herbst/Winter 2021 eine Reise in der Heimat, gegenüber 52 Prozent im 2020). Doch der grosse Exodus ins Ausland wird ausbleiben, denn hier spielen Quarantänepflicht, Impfnachweis und/oder Zertifikate eine sehr grosse Rolle.

→ Schweiz Tourismus liess verlauten, die Zahl der Anfragen auf Myswitzerland.ch sei gegenüber dem Vorjahr um rund 13,6 Prozent gestiegen. Gemäss der jüngsten Branchenumfrage der Vermarktungsorganisation hoffen die Übernachtungsanbieter auf ein Plus von 2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr – wobei Ferienwohnungen weiterhin boomen dürften. Die touristischen Leistungsträger im Bereich der Tagesausflüge rechnen mit einem Plus von 3 Prozent.

Wie sind die Umfrageergebnisse einzuschätzen? 
Mitverantwortlich für eine verhaltene Zuversicht der Tourismusbranche sind die vielen geplanten Veranstaltungen im Herbst, die im Unterschied zum Vorjahr wieder möglich sind – wobei entscheidend sein wird, wie die Zertifikatspflicht von den Gästen aufgenommen wird. Denn eines ist klar: Es besteht nach wie vor erhebliche Unsicherheit über den weiteren Verlauf der Pandemie, den Fortschritt der Impfkampagne und die Lockerung der Schutzmassnahmen.

Wie sieht die Lage in den Betrieben derzeit aus?
Laut einer Erhebung von HotellerieSuisse können 42 Prozent der Betriebe noch nicht kostendeckend wirtschaften, unter den städtischen Betrieben sind es sogar zwei Drittel. Gleichzeitig wird das Auslaufen der erleichterten Kurzarbeitsentschädigung bei mehr als jedem fünften Betrieb zu Entlassungen führen. Nur einer von drei Betrieben gibt an, dass zurzeit kein Konkursrisiko bestehe. HotellerieSuisse fordert den Bundesrat deshalb auf, die Ende September auslaufenden Kurzarbeitsbestimmungen zu verlängern, insbesondere das vereinfachte Verfahren.

Trotz insgesamt tieferer Nachfrage leiden drei Viertel der Betriebe unter Fachkräftemangel. Viele können vakante Stellen nur teilweise besetzen. Besonders in der Gastronomie fehlen die Fachleute. Setze sich die Erholung fort, drohe der Branche ein «massiver Fachkräftemangel», warnt HotellerieSuisse.

Sommersaison 2021: Weniger einheimische, dafür mehr ausländische Gäste

Während der Sommermonate konnte die Schweizer Hotellerie etwas aufatmen: Gemäss einer Umfrage von HotellerieSuisse erzielten 64 Prozent der Betriebe einen höheren Umsatz als im gleichen Zeitraum des Vorjahres – mit einem durchschnittlichen Plus von 13 Prozent. Jedoch erlitten auch 26 Prozent der Hotels einen Umsatzrückgang.

Im Juli verzeichnete die Hotellerie laut Bundesamt für Statistik insgesamt 3,6 Millionen Logiernächte – plus 6 Prozent gegenüber Juli 2020. Aus dem Markt ist zu hören, dass weiterhin vor allem Individualreisende und weniger Gruppen buchen. 1,1 Millionen Logiernächte – und damit etwas mehr als vor einem Jahr – gingen auf das Konto ausländischer Gäste. Die Schweizer Gäste dagegen waren im Vergleich zum Vorjahr mit 2,6 Millionen Logiernächten der Heimat etwas weniger treu – dies auch, weil endlich wieder Ferien am Meer möglich waren. Trotz der leichten Erholung gegenüber dem Vorjahr liegen Umsätze und Logiernächtezahlen immer noch weit unter dem Vorkrisenniveau.

Gut lief es derweil der Parahotellerie: Campingplätze, Ferienwohnungen und Reka-Dörfer waren im Sommer so gut gebucht wie selten zuvor. So lag allein die Zahl der Online-Reservationen für die Sommermonate Juli und August knapp 70 Prozent über jener des Vorjahres. Besonders gefragt waren Orte am Wasser sowie die Regionen Berner Oberland, Tessin und Zentralschweiz. Weniger gut schnitten die Jugendherbergen ab – dies vor allem wegen Reiserestriktionen und abgesagter Grossanlässe und Schullager. (gck)

Gabrielle Ceppi