Hotellerie und Gastronomie sind der zentrale Ort, an welchem Nachhaltigkeit in einer Destination gelebt wird: der bewusste Umgang mit den Ressourcen, der Genuss der regionalen Spezialitäten und die herzliche Gastfreundschaft.

Eine Tourismusdestination tut gut daran, diese Leistungsträger möglichst früh mit ins Boot zu holen und sie für den Wert der nachhaltigen Ausrichtung zu sensibilisieren. Kein anderer Leistungsträger steht so direkt und persönlich im Kontakt mit dem Gast wie die Hotellerie. Sie kann ihn auf die besonderen Angebote der Destination und des Betriebs aufmerksam machen. Das beinhaltet beispielsweise ein saisonales Speiseangebot mit lokalen Spezialitäten, den Hinweis auf kulturelle Veranstaltungen und regionale Besonderheiten sowie den Einklang mit Fauna und Flora bei Ausflügen in die Natur.

Das Ganze ist mehr als die Summe der Einzelteile
Umsetzungshilfen für die internen Prozesse erhalten die Hotels von anerkannten, branchenspezifischen und praxisorientierten Zertifizierern. Die neutrale Überprüfung der Kriterien und Massnahmen dient auch einer glaubwürdigen Kommunikation.

Die Tourismusdestination Engadin Samnaun Val Müstair hat sich bereits in den vergangenen Jahren einen Namen gemacht mit naturnahem und respektvollem Tourismus. Dieser wegweisende Schritt und das damit verbundene Commitment dürften sich wohl in der derzeitigen, von Schweizer Feriengästen geprägten Zeit positiv auswirken.

«Der Weg zu einer allfälligen Nachhaltigkeitsauszeichnung ist weit.»

Anita Gschwind

Geschäftsleiterin des Nachhaltigkeitslabels Ibex Fairstay

Ein Blick in das soeben veröffentlichte – und frei zugängliche – Handbuch zeigt jedoch, dass der Weg zu einer allfälligen Auszeichnung weit ist und geprägt von vielen kleinen Massnahmen im Vorfeld. Dieser Prozess ist massgeblich für die spätere Identifikation aller Beteiligten, welche dafür sorgen, dass die neue Kultur erleb- und spürbar ist. Es sind eben genau die Leistungsträger, und insbesondere deren Mitarbeitende, die das Angebot gestalten und im direkten Kontakt mit den Gästen sind. Das fordert bisweilen einen Kulturwandel im einen oder anderen Unternehmen.

Tue Gutes und sprich darüber
Die Bergbahnen haben in den letzten Jahren auch schon enorm viel unternommen in Sachen Nachhaltigkeit; beispielsweise Ressourcen wie Wasser und Strom eingespart. Das zahlt sich für die Unternehmen finanziell aus. Es geht nun darum, diese Bestrebungen weiterzuverfolgen, die negativen Auswirkungen auf die Biodiversität zu reduzieren und die Öffentlichkeit darüber zu informieren. Ganz unter dem Motto «Tue Gutes und sprich darüber».

Wichtig dabei ist die Überprüfbarkeit anhand von Kennwerten im Mehrjahresvergleich. Bei der Gästelenkung stehen der öffentliche Verkehr und der Langsamverkehr im Zentrum. Dies nicht in Form von Verboten, sondern mit attraktiven Angeboten. Auch das lokale Gewerbe kann mitwirken, indem es einen Rundum-Mietservice von Ski- oder Wanderausrüstung bietet und dadurch dem sportlichen Gast eine ressourcenschonende Sharing-Lösung anstelle eines Kaufs ermöglicht.

Die Zusammenarbeit von unterschiedlichen Leistungsträgern einer Destination erhält mit dem erwähnten Handbuch ein wertvolles Werkzeug und neuen Schwung. Es geht um die Entwicklung von innovativen Konzepten und das Schnüren von ressourcenschonenden Packages, welche dem Gast den Mehrwert des Erlebens und Entdeckens ermöglichen.

Kooperationen für die nach­haltige Ausrichtung
Die Kooperationen mit ausgewählten Partnern fördern das Miteinander und somit das gegenseitige Vertrauen und Verständnis – ganz zu schweigen von den personellen und finanziellen Ressourcen, die durch Effizienzsteigerung und Aufgabenteilung eingespart werden können.

Eines darf jedoch bei der nachhaltigen Ausrichtung einer Tourismusdestination nicht aus den Augen gelassen werden: der Mensch. Er steht im Mittelpunkt – als Personal mit fairen, fördernden Arbeitsbedingungen, als Gast, der mit allen Sinnen die Destination entdecken möchte, und als Bevölkerung, die durch aktives Mitwirken den Besuchenden stolz ihre Heimat und Gastfreundschaft näherbringen darf. Packen wir es an. Wenn nicht jetzt, wann dann?

Fachautorin Anita Gschwind ist diplomierte Restauratrice-Hotelière HF, Erwachsenenbildnerin und ausgebildete Köchin. Mit Wurzeln in der Landwirtschaft, liegt ihr der nachhaltige und sorgfältige Umgang mit den natürlichen Ressourcen am Herzen. Seit August 2016 leitet sie die Geschäftsstelle des Nachhaltigkeitslabels Ibex Fairstay.