In der Stadt Luzern wurden in den letzten Jahren vor allem von privater Seite verschiedene Infrastrukturprojekte vorgeschlagen und diskutiert, mit der die Parkierung von Touristencars in der Innenstadt ermöglicht werden sollte.

Die kontroversen Diskussionen hätten gezeigt, dass eine isolierte Beurteilung von Einzelprojekten nicht zielführend sei, und dass es zuerst eine grundsätzliche Diskussion brauche, schreibt der Luzerner Stadtrat in einer Mitteilung vom Freitag.

Man habe sich deshalb entschieden, einen partizipativen Strategieprozess mit dem Ziel durchzuführen, eine mehrheitsfähige Lösung im Bereich Car-Regime zu entwickeln.

So soll in einem ersten Schritt unabhängig von konkreten Projekten ein gemeinsames Verständnis über die Zielsetzungen, Randbedingungen und Bewertungskriterien des künftigen Car-Regimes entwickelt werden. Erst in einem zweiten Schritt würden dann bestehende und allenfalls neue Projektideen an den Zielsetzungen gemessen und bewertet.

Um der Komplexität des Vorhabens gerecht zu werden und die in diesem Projekt erforderliche Neutralität zu gewährleisten, wird der Prozess durch die Firma Gruner AG, Basel, begleitet. Parallel dazu will der Stadtrat einen Strategieprozess Tourismus durchführen, heisst es weiter.

Der Tourismus hat in Luzern eine lange Tradition und prägt die Stadt und deren Entwicklung massgeblich. Als Erfolgsfaktoren betrachtet der Stadtrat neben der Lage und der Infrastruktur auch die Gastfreundschaft der Bevölkerung.

Die stetige Zunahme an Gästen habe in den letzten Jahren aber auch kritische Stimmen hervorgerufen und Diskussionen über Overtourismus ausgelöst. Vor diesem Hintergrund würden sich in der Stadt Luzern Grundsatzfragen über die Zukunft des Tourismus stellen. Dazu wurde im Januar 2019 im Grossen Stadtrat eine Motion mit dem Titel «Vision Tourismus Luzern 2030» überwiesen. Diese verlangt, dass gemeinsam mit verschiedenen Akteuren strategische Leitlinien zur Entwicklung des Tourismus entwickelt werden.

Nachhaltiger und stadtverträglicher Tourismus
Der Stadtrat sei sich bewusst, dass es zahlreiche Faktoren gebe, die nicht oder nur sehr beschränkt beeinflussbar sind, wie zum Beispiel die Entwicklung der Weltkonjunktur und damit verbunden das Reise- und Konsumverhalten, der Klimawandel oder die Digitalisierung.

Es würden  jedoch auch zahlreiche Faktoren identifiziert, die sehr gute Voraussetzungen schaffen, einen nachhaltigen stadtverträglichen Tourismus zu entwickeln. So sei die Standortattraktivität von Luzern zeitlos, die Zusammenarbeit in der Zentralschweiz sehr gut und die Marke Schweiz etabliert. Zudem haben Luzern  mit dem Cluster Hotel- und weiteren Fachschulen viel tourismusspezifisches Knowhow.
 
Als Grundlage für die beiden Strategieprozesse hat der Stadtrat eine gemeinsame Analysephase durchgeführt. Das Resultat dieser Analysephase zeigen, dass Luzern insgesamt über gute Voraussetzungen verfügt, auch in Zukunft eine erfolgreiche Tourismusstation zu sein.

Mit den partizipativen Strategieprozessen will der Stadtrat nun die Grundlage schaffen, dass sich der Tourismus und das Car-Regime im Einklang mit den Bedürfnissen der Bevölkerung entwickeln können.
 
Weitere Umsetzung Konzept Carparkierung
Unabhängig von den beiden Strategieprozessen setzt der Stadtrat die kurz- und mittelfristigen Massnahmen aus dem Konzept Carparkierung, das der Grosse Stadtrat 2017 zur Kenntnis genommen hat, laufend weiter um. In diesem Rahmen wurde beispielsweise das Car-Parkleitsystem entwickelt und im Frühjahr 2019 eingeführt.

Generell werde darauf geachtet, dass diese Massnahmen keine längerfristigen Massnahmen präjudizieren würden. Dies gelte auch für die Schaffung von zusätzlichen Carparkplätzen für die Zwischenparkierung, um unter anderem die Parkplätze auf dem «Inseli» zu kompensieren.

Die bisherigen Abklärungen hätten gezeigt, dass sich das städtische Grundstück Hinterschlund in Kriens als Standort eignen dürfte. Deshalb sei die entsprechende Nutzung in die Planung des Entwicklungsgebiets Luzern Süd eingeflossen. Es seien auch Gespräche mit der Stadt Kriens aufgenommen und erste Planungsschritte eingeleitet worden, um einen Teil des Grundstücks ab 2021 temporär als Zwischenparkplatz für Reisecars zu nutzen, heisst es weiter.

Für beide Strategie-Prozesse – jener fürs Car-Regime und jener für die Tourismus-Vision – wird mit einem Aufwand von rund 300'000 Franken gerechnet. Der Grosse Stadtrat behandelt die Vorschläge des Stadtrates voraussichtlich am 24. Oktober 2019. (htr)