MCH will Lupa Systems über eine Kapitalerhöhung an Bord holen. An einer ausserordentlichen Generalversammlung am 3. August werde den Aktionären ein umfassendes Massnahmenpaket mit einer Kapitalerhöhung von insgesamt 104,5 Millionen Franken vorgeschlagen, teilte die Gruppe am Freitag mit.

Die Kapitalaufnahme soll in zwei Schritten über die Bühne gehen: Erstens ist die Umwandlung eines Darlehens des Kantons Basel-Stadt von 30 Millionen Franken in Eigenkapital vorgesehen. Und zweitens können sich die Aktionäre an einer Barkapitalerhöhung in Höhe von 74,5 Millionen unter Ausübung von Bezugsrechten beteiligen. Der Ausgabepreis wird mit 10,50 Franken je Aktie veranschlagt.

Dabei habe sich Lupa Systems bereit erklärt, die neuen Aktien vollumfänglich zu übernehmen und alle Aktien zu erwerben, die nicht von den Aktionären bezogen werden, heisst es weiter. Auf die Ausübung der Bezugsrechte verzichten werden die öffentlich-rechtlichen Aktionäre, die heute knapp die Hälfte am Unternehmen halten.

Nach Abschluss der Refinanzierung soll die öffentliche Hand einen Drittel der Aktien halten, so der Plan. Der Anteil von der unter anderem in der Event-, Technologie- und Medienbranche aktiven Lupa Systems werde sich je nach Verlauf der Transaktion zwischen 30 und 44 Prozent bewegen.

[IMG 2]Einstieg mit Ansage
Der Einstieg von Lupa Systems hat sich abgezeichnet. Nachdem bereits in den Medien darüber spekuliert worden war, hatte MCH am Mittwoch Verhandlungen bestätigt. Lupa Systems wird von James Murdoch geführt. Er ist der Sohn des Medienmoguls Rupert Murdoch, dem unter anderem der US-Fernsehsender Fox News gehört. James Murdoch wurde ein Interesse an der Kunstmesse Art Basel nachgesagt.

James Murdoch soll denn auch am 3. August in den Verwaltungsrat der MCH Group gewählt werden. Mit Jeff Palker und Eleni Lionaki stellen sich zwei weitere Lupa-Vertreter der Wahl. Zum gleichen Zeitpunkt werden Tanja Soland und Karin Lenzlinger Diedenhofen aus dem Verwaltungsrat zurücktreten. Ulrich Vischer wird das Amt des Präsidenten bis zur ordentlichen Generalversammlung 2021 ausüben.

«Der Verwaltungsrat ist der festen Überzeugung, dass die vorgeschlagenen umfassenden Massnahmen zur erfolgreichen Restrukturierung der MCH Group im besten Interesse des Unternehmens und aller Aktionäre sind», wird Vischer in der Mitteilung zitiert. «Die Zustimmung und Unterstützung, die wir von den Aktionären der öffentlichen Hand erhalten haben, ist entscheidend für einen erfolgreichen Turnaround des Unternehmens.»

Messebetreiber in der Krise
MCH braucht dringend frisches Geld. Die Coronakrise trifft den Messeveranstalter besonders hat. Der Betrieb musste eingestellt werden und es ist schwer abzusehen, wann er wieder aufgenommen werden kann. Bereits vor Corona kriselte es. Bei der traditionsreichen Uhrenmesse Baselworld sprangen die wichtigsten Aussteller ab und nun wird nach einem neuen Format gesucht und die Standortfrage gestellt.

Allein in diesem Jahr seien der MCH Group in der Krise Umsätze im Umfang von 130 bis 170 Millionen Franken verloren gegangen, sagte CEO Bernd Stadlwieser laut Mitteilung. Die negativen Auswirkungen auf das Ergebnis ordnet er im mittleren zweistelligen Millionenbereich ein. «Es braucht dieses umfassende Massnahmenpaket, um diese Situation zu meistern.»

Mit Lupa Systems habe MCH nicht nur einen zusätzlichen Ankeraktionär, sondern auch einen strategischen Partner gefunden, ergänzt Vischer. Lupa Systems bringe eine breite Erfahrung mit und werde dazu beitragen, die notwendige Transformation des Unternehmens zu beschleunigen.

Basel-Stadt begrüsst Murdochs Einstieg als MCH-Ankeraktionär
Die Basler Regierung und Politiker aus verschiedenen Parteien begrüssen den Einstieg von James Murdoch als neuer Grossaktionär der MCH Group AG. Als positiv gewertet wird die vertraglich zugesicherte langfristige Standortgarantie für rentable Messen.

Das vertraglich zugesicherte Engagement beläuft sich vorerst auf 15 Jahre. Mit Lupa Systems erhalte die MCH Group einen verlässlichen Ankeraktionär, der bereit sei, substanzielle Mittel in die Unternehmung einzubringen, liess Regierungsrat und Verwaltungsratsmitglied Christoph Brutschin (SP) gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA verlauten.

Brutschin wies wie auch die Messeverantwortlichen darauf hin, dass nicht alle Interessenten diese Garantien abzugeben bereit gewesen seien. Mehrere Mitbewerber hätten mit einem lukrativen Verkauf der Art Basel geliebäugelt.

Mit dem Namen des Ankeraktionärs James Murdoch haben die Messeverantwortlichen und die Politiker wenig Mühe. Es handle sich um James Murdoch und nicht um die Murdochs, sagte etwa Bernd Stadlwieser, CEO der MCH Group, bezugnehmend auf den sehr durchzogenen Ruf von James' Vater, den rechtskonservativen Medienmogul Rupert Murdoch. (awp/sda)