Der Gemeinderat steht geschlossen hinter dem Projekt – die Vertreter von SVP, CVP, FDP, Grünen und SP setzen sich gemeinsam mit dem parteilosen Gemeindepräsidenten Thomas Iten für die Überbauungsordnung Zentrum Bären ein. Das letzte Wort hat das Volk am 29. November.

Im Parlament fand die Vorlage eine überwältigende Mehrheit, es gab nur eine einzige Gegenstimme eines Grünen. Doch das heisst nicht, dass die Abstimmung einfach zu gewinnen ist. Beim Tram Region Bern jedenfalls folgte die Mehrheit der Stimmberechtigten der einzigen Politikerin, die im Parlament gegen die Vorlage stimmte.

Diesmal soll es anders sein. Die Überbauungsordnung macht den Weg frei für ein «neues Wahrzeichen» der Berner Vorortsgemeinde, ein 33-stöckiges Hochhaus an der Stelle des heutigen Gasthofs Bären.

Gleich beim Bahnhof soll ein Wohnturm entstehen, dazu kommen Nebenbauten für ein Hotel auf rund 4'200 m2 Fläche, für Gastronomie, Läden und Praxen sowie ein grosszügiger öffentlicher Platz. Auch ein neuer Gemeinde- und Vereinssaal ist im Gespräch.

Innere Verdichtung
Seit 20 Jahren bemühe sich Ostermundigen um eine Aufwertung der Bahnhofgegend, sagte Gemeindepräsident Iten. Das private Hochhaus-Projekt mit einem Investitionsvolumen von 130 Millionen Franken sei eine einmalige Chance, die es zu packen gelte.

Ostermundigen könne so dank innerer Verdichtung wachsen, das entspreche der Philosophie von Bund und Kanton. Die Gemeinde mit ihrem hohen Ausländeranteil und den hohen Sozialkosten will gute Steuerzahler ins Hochhaus locken und überdies mehr als 200 Arbeitsplätze schaffen.

Das Bären-Areal liege an einem Verkehrsknotenpunkt, sei also schon heute bestens erschlossen und schaffe neue Zentrumsstrukturen für die Agglomerationsgemeinde, die längst aussieht wie ein städtisches Quartier und laut Iten doch noch funktioniert wie ein Dorf.

Schattenboxen
Nicht alle finden Gefallen an der Hochhaus-Idee, das zeigen zum Beispiel Leserbriefe und persönliche Gespräche mit Einwohnern. Aber die Gegnerschaft hat sich bislang nicht wirklich formiert, und so ist der Abstimmungskampf für den Gemeinderat eine Art Schattenboxen.

Manche Leute scheinen den Mehrverkehr zu fürchten, den das Hochhaus in dem bereits arg verkehrsgeplagten Ostermundigen verursachen könnte. Andere könnten sich am Schattenwurf stören. Wieder andere möchten vielleicht einfach ihre Vorstellung vom gemütlichen Dorf behalten, da käme ihnen ein Hochhaus ungelegen.

Aber so genau weiss das niemand. Vielleicht werde sich in den nächsten Wochen noch eine organisierte Gegnerschaft bilden, mit der man die Klingen kreuzen könne, mutmasst der Gemeinderat. Ungelegen käme es ihm wohl nicht.

Münster bleibt die Nummer 1
In der Region Bern gibt es bislang keine markanten Hochhäuser wie der Prime Tower in Zürich und der Roche-Turm in Basel. Auch wenn das Bären-Hochhaus gebaut werden kann, bleibt das Berner Münster das höchste Gebäude der Region mit 101 Metern.

Sakrosankt ist das zwar nicht, der Grundsatz wurde aber bisher respektiert. In der Stadt Bern gibt es ebenfalls Überlegungen für den Bau eines neuen Hochhauses – die Gedankenspiele des Energieunternehmens ewb in Ausserholligen sind aber noch nicht weit gediehen. (sda/npa)