Dieser bereits seit mehreren Jahren sichtbare «Wander-Boom» hält also auch im Sommer 2019, dem Wanderjahr von Schweiz Tourismus (ST), an. Die von ST angefragten Destinationen im Berggebiet und auf dem Land prognostizieren mehrheitlich gleich gute oder sogar höhere Buchungsstände an als im Sommer 2018. Nach dem wetterverwöhnten und somit touristisch erfolgreichen letzten Sommer stehen nun auch die Vorzeichen für die Sommersaison gut.

Insbesondere beim Wandern setzt sich der Boom bei einheimischen und jungen Gästen der letzten Jahre fort: «Bei Schweizer Gästen boomt die Nachfrage nach Wanderangeboten nach wie vor. Gerade auch junge Leute sind in den letzten Jahren auf den Geschmack des Wanderns gekommen», sagt Simona Altwegg, Content- und Medien-Manager bei Zermatt Tourismus. Dies bestätigt auch Maria Inauen, Produktmanagerin für Appenzellerland Tourismus: «Wir haben das Gefühl, vor allem jüngere Personen unter 30 Jahren wandern wieder vermehrt».

Lust auf Sommerferien im eigenen Land
Anbieter wie e-domizil, Eurotrek oder der Schweizerischen Alpenclub (SAC) melden positive bis sogar ausgezeichnete Buchungsstände an für den Sommer. Ein Wachstum von mehr als 17 Prozent stellt allein e-domizil fest (Buchungen Juni bis August), und dies insbesondere für den Alpenraum. «Wanderferien haben wieder einen höheren Stellenwert bei unseren Kunden», stellt Selina Crowther, Leiterin Marketing & Vertrieb bei e-domizil, fest. Und dies zeige sich auch an der gestiegenen Beliebtheit der Schweizer Wanderdestinationen gegenüber den Konkurrenten am Meeresstrand.

Inwiefern die aktuelle Klimadiskussion einen Einfluss darauf hat, dass sich Schweizer und europäische Gäste gegen Flugdestinationen, sondern für Ferien in den Schweizer Bergen entscheiden, das vermag niemand zu sagen. Konkrete Hinweise gibt es aber für Tourismusorte und Anbieter, dass die Verantwortung dafür beim sonnigen und warmen letztjährigen Sommer liegt, der einerseits Inspirationen für Schweizer Sommerferien vermittelte, und andererseits zur Hitzeflucht in die Bergfrische animierte.

Einziger Wermutstropfen dabei sei die starke Wetterabhängigkeit der Buchungen von einheimischen Gästen und Touristen aus den Nachbarländern: Reservationen erfolgten oft kurzfristig, um die idealsten Wetterbedingungen abzuwarten.

Trends: von Genusswandern bis Trailrunning
Die Nachfrage nach Genusswandern, Mountainbike und E-Bike sowie Veloreisen allgemein, aber auch nach Nischen-Aktivitäten wie Trailrunning sowie ungewöhnlichen Unterkünften (Agrotourismus, Alphütten, Biwaks, etc.) ist diesen Sommer gemäss Anbietern und lokalen Touristikerinnen auffallend gross.

So beispielsweise im Tessin: «Das Angebot von weintouristischen Wanderungen, das bei Tessinern selber grossen Anklang findet, wird immer mehr auch von auswärtigen Touristen nachgefragt», weiss Jutta Ulrich, Leiterin Kommunikation bei Ticino Turismo. Darüber hinaus vermelden verschiedene lokale Tourismusorganisation generell einen sehr grossen Bedarf der Gäste an konkreten Wandertipps und Ratschlägen von Einheimischen.

Schnee verzögert in der Höhe den Start in die Wandersaison
Der reichliche Schnee des vergangenen Winters führt jedoch an einigen höher gelegenen Orten zu Verspätungen für die Wandersaison. Sowohl der SAC, die Mammut Alpine School, als auch die Aletsch Arena sprechen deshalb von einem wetterbedingt verspäteten Saisonstart.

«Dieses Jahr blieb der Schnee im Frühling sehr hartnäckig sitzen. Dadurch konnten nicht alle Sommerwanderwege gleichzeitig geöffnet werden», so Monika König-Gottsponer, Leiterin Marketing & Kommunikation der Aletsch Arena. Diese Verzögerungen sollten gemäss den meisten Anbietern und Destinationen jedoch die positiven Aussichten auf die Gesamtsaison nicht trüben.