Ausländische Gäste dürften laut Schweiz Tourismus (ST) heuer rund 2,1 Millionen Übernachtungen weniger buchen als im Vorjahr. Das ergebe einen Verlust von rund 532 Millionen Franken, schätzt die die Marketing- und Verkaufsorganisation. Und das sei nur der touristische Umsatz, sagte ST-Direktor Martin Nydegger am Montag im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP. Nicht eingerechnet seien hier die Ausfälle für die Gastronomie oder die Messen.

Im vergangenen Jahr hatte die Schweizer Hotellerie das beste Jahr aller Zeiten erlebt und mit 39,6 Millionen Übernachtungen einen neuen Rekord aufgestellt. Davon gingen alleine 21,6 Millionen Logiernächte auf das Konto von ausländischen Gästen.

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Schweizer können Einbruch nicht kompensieren
Den Einbruch im 2020 könnten die Schweizer nicht ausgleichen. Inländische Gäste dürften bis Ende Jahr rund 400'000 zusätzliche Übernachtungen in hiesigen Hotels buchen, schätzt Nydegger. Dies werde rund 56 Millionen Franken mehr Umsatz bringen.

Allerdings grenze es fast an Fahrlässigkeit, Prognosen in einer Welt abzugeben, in der sich die Tagesaktualitäten überschlagen würden, sagte Nydegger. Dennoch müsse man eine Quantifizierung versuchen.

Derzufolge rechnet Schweiz Tourismus für das zweite Quartal bei den asiatischen Gästen mit einem Einbruch um einen Viertel, weil es zu massenhaften Stornierungen kommt. «Wir sind im Moment im Auge des Hurrikans. Das ist der schlimmste Moment», sagte Nydegger. Im Gesamtjahr dürfte der Taucher rund 20 Prozent betragen. Die Erholung dürfte zwei bis drei Jahre dauern.

Auch bei den Amerikanern ist laut Schweiz Tourismus im zweiten Quartal von einem Rückgang von etwa 20 Prozent auszugehen. Bei den Europäern dürfte das Minus rund 10 Prozent betragen. Bis Ende Jahr sollte es von da ab wieder aufwärts gehen.

Einziger Lichtblick sind die Schweizer Gäste. Diese dürften wegen der Krise häufiger in der Nähe Ferien machen. Die Leute wollten lieber mit dem Auto oder dem Zug in die Ferien fahren, statt Fernreisen zu machen, sagte Nydegger. Sie suchten die Stabilität des eigenen Landes.

Pleitewelle abbremsen
Dennoch wird die Lage in der hiesigen Hotellerie tiefe Spuren hinterlassen. «Das werden nicht alle überleben. Es wird bedauerlicherweise zu Schliessungen führen», sagte Nydegger. Die Gewinnmargen in der Branche seien dünn. Viele Betriebe könnten daher auch in guten Zeiten gar nicht genügend Polster auffüllen, um eine solche Krise zu überstehen.

Wegen des unerwarteten externen Schocks sei der Ruf nach Unterstützung der Branche durch die Politik gerechtfertigt, sagte Nydegger. Um Liquiditätsengpässe zu vermeiden, sollten Mehrwertsteuern oder Sozialabgaben nicht sofort bezahlt werden müssen, forderte der Schweiz Tourismusdirektor. Zudem appellierte er an die Banken, sich kulant zu zeigen. Ausserdem müsste Kurzarbeit einfacher beantragt werden können. Mit alledem könnte man eine Pleitewelle immerhin abbremsen. (awp sda)