Grand Hotels und Palace-Hotels prägten den Tourismus der Belle Epoque. Mehrere gehören heute noch zu den schönsten Hotelbauten des Landes. Wir stellen eine Auswahl vor.
In der Schweiz sind Grand Hotels untrennbar mit dem Tourismus um die Belle Epoque verbunden. Damals hatten sie hierzuland ihre Hoch-Zeit.
Ursprünglich kommt der Name Grand Hotel aber aus dem angelsächsischen Raum, wo er schon länger für grosse Hotels im noblen Segment verwendet wurde. Das erste Hotel, das diesen Zusatz trug, war vermutlich das Grand Hotel in Covent Garden, das 1774 eröffnet wurde.
Im späten 19. Jahrhundert war das Grand Hotel ein Haus mit gehobenem Komfort, wie fliessendem Wasser, Heizung, Personenlift und Telefon sowie einer an der europäischen Palast-Architektur orientierten Raumgestaltung mit dazu gehörenden Möbeln. Die Hotels wandten sich an ein gehobenes, internationales Publikum. Eine Klassifizierung nach Sternen existierte noch nicht.
Das erste Grand Hotel der Schweiz stand 1862 in Lugano
In der Schweiz taucht der Name Grand Hotel 1862 erstmals im Reiseführer von Baedeker auf: das Grand Hotel de la Suisse in Lugano, von dem bisher keine Abbildungen bekannt sind. Besser bekannt wurde das Grand Hôtel de Vevey am Genfersee, 1867 eröffnet mit dem ältesten bekannten Personenlift in unserem Land. Dort steht heute der Hauptsitz des Nestlé-Konzerns.
Nicht selten wurden die Grand Hotels in entlegenen Gebieten mitten in die beeindruckende Natur gebaut. Sie zogen gekrönte Häupter aus ganz Europa ebenso an wie die Reichen und Schönen. Und – aus heutiger Sicht, da Diskretion ein gefragtes Gut ist, schier undenkbar – die Hotels prahlten gerne mit ihren bekannten Gästen in aller Öffentlichkeit.
Auch wenn im Laufe der Jahrzehnte viele Grand Hotels verschwanden – weil sie entweder umgenutzt oder zerstört wurden –, gibt es nach wie vor Zeitzeugen jener Epoche.
Grand Hotel Braunwald: Wo seit den 70er-Jahren Märchen erzählt werden
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Das Grand Hotel Braunwald wurde 1907 auf Initiative des renommierten Hotels Bad Stachelberg erbaut. Gleichzeiti liess der Hotelpionier Josef Durrer eine Zubringerbahn bauen. Das Bad Stachelberg wollte mit dem Neubau, der schon bei der Eröffnung über einen Lift und Tennisplätze verfügte, den verwöhnten Gästen eine Art Sommerresidenz bieten, wie das Hotel Braunwald auf seiner Website schreibt.
Wie für viele Grand Hotels begann auch für das Haus im Glarnerland mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs eine schwierige Zeit. Der Krieg hielt die europäischen Gäste fern, weshalb für viele Nobelhotels auf die Zeit des Prunks eine Zeit der Bescheidenheit folgte. Durrer strich das Grand aus dem Namen und nannte sein Hotel von da an nur noch Hotel Braunwald.
Obwohl es in den letzten Jahren wieder vermehrt Hotels gibt, die sich mit dem Zusatz Grand schmücken – was auch dem umtriebigen Hans-Ueli Gubser und seiner Hotelgruppe Club Grand Hôtel & Palace zu verdanken ist –, ist man in Braunwald der Bescheidenheit treu geblieben und nennt sich heute Märchenhotel Braunwald. Die Hoteliersfamilie Vogel führt das Haus seit den frühen 70er-Jahren.
Grand Hotel Kronenhof Pontresina: Wein rettete das Grand Hotel
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Bescheiden waren auch die Anfänge des «Kronenhofs» in Pontresina. Als Gasthof Rössli empfing er bereits vor über 170 Jahren Gäste. Hotelier Lorenz Gredig liess sein Rössli immer wieder um- und anbauen, nannte es zuerst in Gasthaus zur Krone-Post um und später in «Krone».
Zwischen 1896 und 1898 erweiterten die Architekten Jacob und Georg Ragaz das Hotel zur heute noch bestehenden hufeisenförmigen, dreiflügligen Anlage mit Ehrenhof. Der neobarocke Prunkbau bekam einen adäquaten Namen: Grand Hotel Kronenhof und Bellavista.
Auch für das Engadiner Grand Hotel war der Erste Weltkrieg einschneidend. Die schwierigen Jahre überstand es, weil Hotelier Gredig auch Weinhändler war und mit den Erträgen aus dem Weingeschäft das Hotel querfinanzieren konnte. Letztlich profitierte das Grand Hotel in Pontresina auch vom benachbarten St. Moritz, das 1928 und 1948 die Olympischen Spiele beherbergen durfte.
1989 verkauft die Familie Gredig das Haus, das heute zu den Bündner Kulturgütern von nationaler Bedeutung gehört. Seit 2004 gehört es der AG Grand Hotels Engadinerkulm, die auch das Schwesterhotel Kulm Hotel St. Moritz besitzt.
Grand Hotel Engelberg: Das Grosse Hotel wird zum Palast
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Der Startschuss für die touristische Entwicklung Engelbergs fiel etwas ausserhalb des Dorfs. 1865 eröffnete Eduard Cattani das Hôtel & Kurhaus Titlis. Das Haus entstand auf der sprichwörtlichen grünen Wiese und bot neben der luxuriösen Ausstattung auch einen prächtigen Blick auf den Titlis.
In den Jahren darauf entstand vor dem Hotel eine Parkanlage mit Flaniermeile, Spazierwegen und eigener Kapelle – der heutige Kurpark. Zu Gast war zu dieser Zeit unter anderem die englische Prinzessin Alice Maud Mary, die laut Kursaal Engelberg ihrer Mutter Königin Viktoria von der Schönheit der Gegend vorschwärmte.
1898 baute Arnold Cattani, der Bruder von Eduard, in der Nähe des Hôtel Titlis & Kurhaus die Kuranstalt und vier Jahre später direkt neben der Kuranstalt das Grand Hotel Winterhaus. Zwischen den beiden Gebäuden entstand ebenfalls 1902 der Kursaal.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Kuranstalt abgerissen; aus dem Grand Hotel Winterhaus wurde das Hotel Europäischer Hof. Der 1953 modernisierte Kursaal erhielt 2010 sein urspüngliches Aussehen aus der Belle Epoque wieder. Und der Europäische Hof wurde 2021 nach fünfjähriger Bauzeit als Kempinski Palace Engelberg wiedereröffnet.
Maloja Palace: Der Palast irgendwo im Nirgendwo
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Im Laufe der Belle Epoque kam der Name Palace für besonders luxuriöse Hotels auf, das den Reichsten von damals als Herberge dienen konnte. Das Palace Hotel hob sich von einem Grand Hotel noch einmal ab durch majestätischen Komfort.
Wie der Name Grand Hotel kommt auch das Palace ursprünglich aus dem angelsächsischen Raum. In der Schweiz ist er erstmals belegt durch eine Karte, datiert vom 9. Juli 1895, aus dem Maloia-Palace im Engadin. Deshalb erschien im ersten Hotelführer der Schweiz, herausgegeben 1896 vom neu gegründeten Schweizer Hotelier Verein sowie im Reiseführer von Baedeker aus demselben Jahr nur das Maloja Palace mit der neuen Bezeichnung als Palace.
Erbaut wurde der fünf Stockwerke hohe Komplex im Stil der Neurenaissance zwischen 1882 bis 1884 nach Plänen des belgischen Architekten Jules Rau. Zur Anlage gehörten neben dem Hotel mehrere Restaurants, zwei Kirchen, der Turm Belvedere, der dem damaligen Besitzer, dem belgischen Grafen Camille von Renesse, als Wohnsitz dienen sollte und heute als Museum besichtigt werden kann, ein 9-Loch-Golfplatz, ein Reitplatz, sowie ein Eisfeld. Zudem erwarb der Graf mehrere Dampfschiffe, um den Silsersee zu befahren, an dessen Ufer das Hotel liegt.
Eine Cholera-Epidemie im benachbarten Italien brachte den Grafen an den Rand des Ruins.In den Jahren darauf wechselte das Palace mehrmals den Besitzer, gehörte unter anderem dem Skipionier Henry Lunn, diente als Ferienheim und der Armee als Stätte für Wiederholungkurse. 2006 erwarb der italienische Millionär Amedeo Clavarino das Hotel und liess es bis 2009 umfassend sanieren.
Badrutt's Palace St. Moritz: Im Dachstock wurde früher Tennis gespielt
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Bereits 1864 kaufte Caspar Badrutt, Sohn des Bündner Hotelpioniers Johannes Badrutt, das Hotel Beaurivage und liess es rund 30 Jahre später vom Zürcher Architekturbüro Chiodera und Tschudy umbauen. 1896 wurde das Badrutt's Palace in St. Moritz eröffnety, zu dessen Namensgebung als Palace der damals 20-jährige Hans Badrutt, Sohn des Erbauers, in einem Schreiben im Dezember 1895 aus Paris anregte.
Nach dem Tod des Vaters übernahm Hans Badrutt 1904 die Leitung des Hotels. Er liess das Haus laufend um- und ausbauen. Unter anderem entstand 1912 im Dachgeschoss die erste Indoor-Tennisanlage Europas. Das Hotel ist bis heute in Familienbesitz und gehört mehrheitlich Aniko Badrutt, der Frau des 2016 verstorbenen Enkels von Caspar Badrutt, Hansjürg Badrutt.
Beau Rivage Palace Lausanne: Wo sich Berühmtheiten und Diplomaten die Klinke in die Hand geben
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Die Geschichte des Beau Rivage im Lausanner Stadtteil Ouchy geht zurück aufs Jahr 1861. Am 24. März 1861 wurde das nach den Plänen der Architekten Achille de La Harpe und Jean-Baptiste Bertolini erbaute Hotel eingeweiht. Nur zwei Jahre später wurde der Chalet genannte Erweiterungsbau in Betrieb genommen.
Sein heutiges Gesicht bekam das Hotel in den Jahren 1906 bis 1908, als nach den Plänen der Architekten Louis Bezencenet und Maurice Schnell ein zweiter Gebäudetrakt im neobarocken Stil angebaut wurde. Im Rahmen dieses Umbaus entstand auch der bekannte Festsaal mit seinem beeindruckenden Glasdach. Die Erweiterung geht auf die Initiative von Jacques Tschumi zurück, den damaligen Direktor und Gründer der Hotelfachschule von Lausanne.
In all den Jahren war das Hotel stets eine beliebte Adresse für Stars und Politiker. Zu den zahlreichen bekannten Gästen gehörten etwa Charlie Chaplin, Marlene Dietrich, Pelé, Coco Chanel und Nelson Mandela. Das Hotel war aber auch mehrmals Schauplatz diplomatischer Verhandlungen so wurde hier etwa 1923 der Vertrag von Lausanne unterzeichnet, der die Besitzansprüche im südlichen Balkan und Nahen Osten neu regelte. Und 2015 fanden hier Verhandlungen über das Atomabkommen zwischen dem Westen und dem Iran statt.
Das Hotel gehört heute wie das Lausanne Palace, das Riffelalp Resort, das Hôtel Palafitte, das «Angleterre» und das «Château d'Ouchy» zur Hotelgruppe Sandoz Foundation Hotels.
Gstaad Palace: Als Gstaad eher zu Montreux als zum Berner Oberland gehörte
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«Mit der Eröffnung der Bahnstrecke von Montreux nach Gstaad am 20. Dezember 1904 beginnt der Tourismus in Gstaad», schreibt das Gstaad Palace auf seiner Website. Das erklärt, weshalb es auf alten Ansichtskarten heisst, das Hotel stehe in «Gstaad, Montreux (Oberland)».
Der Einheimische Robert Steffen, Lehrer von Beruf, erkannte früh das touristische Potenzial und sicherte sich 1905 eine Parzellen an bester Lage für den Bau eines Luxushotels. 1911 hatte er die nötigen Investoren beisammen, die sich in der Aktiengesellschaft «Royal Hôtel & Winter Palace, Gstaad» zusammenschlossen. Dann ging es zackig: 1912 war Spatenstich und Ende 1913 konnten die Direktoren Albert Steudler und Hans Pünter die Eröffnung feiern. Das Haus hatte damals rund 250 Betten in 165 Zimmern, von denen 70 mit eigenem Bad ausgestattet waren. 20 Etagenbadezimmer, eine Zentralheizung und eine hauseigene Telegrafistin gehörten zum gebotenen Luxus.
Die erste Saison war ein voller Erfolg, so dass sich die Verantwortlichen bereits 1914 für einem ersten Ausbau entschieden. Im Sommer 1915 wurde ein Tennisturnier durchgeführt, um Gäste nach Gstaad zu locken. Daraus wurde später das Swiss Open Gstaad.
Die Hoteliersfamilie Scherz übernahmen Ende der 30er-Jahre das Zepter im Gstaad Palace. Ernst und Silvia Scherz-Bezzola traten im Herbst 1938 die Nachfolge von Direktor Wilhelm Michel an. Rund zehn Jahre später gelang es ihnen, die Aktienmehrheit zu erwerben. Das Hotel ist bis heute in Familienbesitz, als eines der letzten familiengeführten Fünf-Sterne-Superior-Hotels Europas.
Montreux Palace: Das musikalischste Luxushotel der Schweiz
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Die beiden in Montreux wohnhaften Tourismuspioniere und Schwager Alexandre Emery und Ami Chessex kauften 1881 das 45 Jahre zuvor erbaute Hotel du Cygne. Und hatten damit Grosses vor: 1895 legten sie mit der Gründung der Gesellschaft Le Montreux Palace & Cygne den Grundstein für den künftigen Hotelpalast. In nur 18 Monaten liessen sie 1905 nach den Plänen von Eugène Jost das Palace als Anbau zum bestehenden Hotel errichten.
Das Haus bot allen erdenklichen Luxus: einen Musiksalon, einen Ballsaal, ein Theater, Zentralheizung, Strom und fliessend Warm- und Kaltwasser in den Zimmern. Wenige Jahre später kamen ein Pavillon, ein Tea Room, ein Eisfeld, ein Schiessstand und Tennisplätze dazu. Die illusteren Gäste liessen nicht lange auf sich warten.
Während der beiden Weltkriege diente das Nobelhotel jeweils als Lazarett und Spital. Das Hotel fand jedoch rasch zu altem Glanz zurück und beherbergte seit der ersten Durchführung des Montreux Jazz Festivals im Jahr 1966 unzählige Musikstars, darunter Freddie Mercury, Michael Jackson, Quincy Jones, David Bowie, Alicia Keys, Grace Jones und Prince.
Heute gehört das Palace Montreux zur Accor-Nobelmarke Fairmont.
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