Wie alle Jahre ist auch in diesem so herausforderungsreichen 2020 ein Gault Millau erschienen. Das ist äusserst bemerkenswert. Bemerkenswert ist auch die Leistung von Michèle Meier, die den Titel «Köchin des Jahres 2021» entgegennehmen durfte und deren Küche mit 16 Punkten ausgezeichnet wurde. Die 41-Jährige hat das «Lucide» im KKL Luzern innert kürzester Zeit auf den Radar der Gault-Millau-Tester gebracht. Doch wie jedes Mal bei der Verleihung des Titels «Köchin des Jahres» bleibt ein etwas bitterer Beigeschmack, da dieser wie ein Titel zweiter Klasse anmutet. Denn der Koch des Jahres wird jedes Jahr gekürt, die Köchin des Jahres hingegen selten, da sich laut Gault Millau nur wenige Frauen ganz nach oben kochen. Dem mag so sein. Da setzt sich das Verhältnis der Geschlechter wie in anderen Spitzenpositionen zusammen. Doch die Frage lautet eher, warum es diese Genderunterteilung überhaupt noch gibt. Schon klar, beim Titel «Koch des Jahres» ist die Hürde für Frauen noch höher. In knapp 30 Jahren haben diese Männerbastion nur drei Frauen geknackt – Agnes Amberg 1991, Judith Baumann 1997 und Tanja Grandits gleich zweimal, 2014 und 2020.
Gäbe es nur eine Kategorie, träten talentierte Köchinnen noch seltener ins Rampenlicht, gleichzeitig würde das Problem wegfallen, wie ein weiblicher Koch des Jahres zu bezeichnen wäre. Als Köchin des Jahres eben, ganz einfach. Denn Ebenbürtigkeit fängt nun mal bei der Sprache an. Doch wie gesagt, die Leistung von Michèle Meier ist bemerkenswert und nicht zu schmälern.