Die Schweizer Weinbauern können der Hitze und Trockenheit auch Positives abgewinnen. So ist der Pilzdruck in diesem Jahr deutlich weniger hoch: Krankheiten wie der Falsche Mehltau – der Hauptfeind der Deutschschweizer Winzer – treten seltener auf, da der Pilz Feuchtigkeit braucht. «Dadurch wird die Bekämpfung einfacher», sagte Robin Haug, Geschäftsführer des Branchenverbands Deutschschweizer Wein, auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Ausserdem werde der Aufwand für die Winzer kleiner, da sie weniger Laub schneiden und zwischen den Reben mähen müssten.
Und etwas Wassermangel im Reifeprozess sei sogar grundsätzlich gut, sagte Haut. Jedoch sei es im Moment «zu viel». Fällt noch länger kein Regen, drohen Qualitätseinbussen. Der Säure-Zucker-Haushalt der Trauben könnte aus dem Gleichgewicht fallen. Betroffen sind vor allem die typischen Sorten aus nördlicheren Gebieten: Während südliche Traubensorten wie Cabarnet Sauvignon oder Merlot etwas Hitze brauchen, sind beispielsweise Riesling-Sylvaner oder Pinot noir sensibler auf Trockenheit.
Auch kennt beispielsweise das Wallis längere Trockenperioden und ist darauf mit Bewässerungssystemen eingestellt. In der Deutschschweiz traten solche Trockenperioden bislang nur selten auf. Daher wurde auf den Bau von Bewässerungssystemen grösstenteils verzichtet. Entsprechend aufwändig oder gar unmöglich ist hier nun deshalb das Bewässern.
Keine Ausfälle beim Obst
Auch der Schweizer Obstverband «ist gar nicht so unglücklich mit der Situation», wie Direktor Georg Bregy sagte. Viele Obstkulturen seien heute mit Bewässerungssystemen ausgerüstet – nicht nur in traditionell trockeneren Kantonen. Entsprechend habe die momentane Hitzeperiode keinen Effekt aufs Obst.
Ausfälle sind laut Bregy nicht zu befürchten – im Gegenteil: «Es sieht nach einem guten Obstjahr aus», sagte er. Die bisherige Ernte, beispielsweise Aprikosen und Zwetschgen, sei sehr gut gewesen. (sda)