«Die Blockchain-Technologie soll der Forderung der Konsumenten nach mehr Transparenz nachkommen», sagte Benjamin Dubois, der die Blockchain-Projekte bei Nestlé leitet, im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP.
Nestlé arbeite bereits seit anderthalb Jahren als Teil des Projekts «IBM Food Trust» an dem Thema «dezentral geführte Datenbanken» mit, sagte Dubois weiter. Nebst dem Westschweizer Nahrungsmittelunternehmen engagieren sich auch Weltkonzerne wie Walmart oder Unilever am Programm. Konkret wollen die beteiligten Unternehmen etwa Daten zur Ernte, Verarbeitung, Produktkennzeichnung und zum Transport auf der Blockchain-Lösung von IBM bereitstellen.
Dank der Blockchain erhoffen sich die Firmen, dass sie im Gegensatz zu herkömmlichen Abfragemethoden innert weniger Sekunden solche Daten einsehen können. Mit dem neuen Verfahren sollen vom Produzenten über den Verkäufer bis hin zum Endkunden alle Zugang zu einer breiten Palette an Informationen über die verschiedenen Produkte erhalten.
Infos via QR-Code
Als Option zur Datenerfassung werde der bereits verbreitete QR-Code geprüft, erklärte der Nestlé-Manager. Ein solcher Code, auf dem Produktetikett angebracht, könne Daten zum Ursprung und der Zusammensetzung des Produkts liefern. Es wäre so auch möglich, Konsumenten über den Hersteller, das Verarbeitungsdatum oder über das Bio-Label des Produktes zu informieren.
Erste Tests hat Nestlé mit einfachen Produkten bereits durchgeführt – zum Beispiel mit Babybrei. In diesem Jahr sei geplant, das Projekt auf weitere Produkte auszuweiten, fügte Dubois an.
Die Nahrungsmittelkonzerne versprechen sich diverse Vorteile von der Blockchain: Eine verbesserte Kontrolle ihres Angebots sowie eine schnellere Identifikation etwaiger Probleme. Damit sind verunreinigte oder bereits verdorbene Produkte gemeint. «Ziel ist eine volle Visibilität in Echtzeit», so die Vision des Nahrungsmultis Nestlé, dessen Portfolio rund 2'000 Marken umfasst und 165'000 Lieferanten zählt.
Kosumentenverband reagiert positiv
Unterstützung erhält Nestlé auch von Seiten der Konsumentenschützer. Der Westschweizer Konsumentenverband FRC begrüsst etwa die Initiative: «Die Rückverfolgbarkeit bei Produkten entspricht einem starken Bedürfnis der Konsumenten», sagte FRC-Generalsekretärin Sophie Michaud Gigon. Denn einige Etiketten, die zwei oder drei Jahre lang nicht geprüft werden, seien problematisch.
Die Vergangenheit habe gezeigt, dass beispielsweise im Zusammenhang mit dem Pferdefleischbetrug in der Lasagne aus dem Jahr 2013 die fehlende Rückverfolgbarkeit die Suche nach den Verantwortlichen erschwert habe. Daher sei der Versuch, die Transparenz bezüglich der Herkunft von Produkten zu erhöhen, löblich, halten die Konsumentenschützer fest. (awp/sda)