Herrenmangel am Strand von Kalifornien
Wo bloss bekommt man auf die Schnelle mehrere Hundert standesgemässe junge Herren her? Diese Frage stellten sich 1912 die Hoteliers in den kalifornischen Seebädern. Denn zur Empörung der jungen Damen, die mit ihren Eltern an der amerikanischen Westküste Urlaub machten, gab es dort damals einen Mangel an jungen Männern, «die sich bereit finden, ihre Kavalierspflichten beim Baden, Tennis- und Golfspielen, Automobilfahrten und Tanzunterhaltungen zu erfüllen». Die weiblichen Gäste drohten den Hoteliers gar mit der Abreise, sollte dieser Mangel nicht schleunigst behoben werden. Mit Schleuderpreisen für «beste Zimmer und erstklassige Verpflegung» lockten die Gastgeber junge Männer nach Long Beach (im Bild). Ob sie damit Erfolg hatten oder die Damen vorzeitig von dannen zogen, darüber ist der Schweizer Hotel-Revue, wie die Zeitung damals noch hiess, leider nichts zu entnehmen.
Warnung vor dem Wasser als Durstlöscher
Was ist der optimale Durstlöscher im Sommer? Wasser? Auf keinen Fall! Fortwährendes Wassertrinken fordere den Durst erst recht heraus, so die Hotel-Revue 1912. Die Zeitung warnte ihre Leserschaft sogar vor der schwächenden Wirkung von H₂O, hatte aber auch einen praktischen Tipp auf Lager: «Wenn man dennoch aus Durstgefühl, Mangels eines andern Getränkes genötigt ist, Wasser zu trinken, so mische man diesem stets einige Tropfen guten Rhum, Cognac, Kirsch etc. bei.» Eigentlich gebe es nur einen einzigen richtigen Weg, den Durst zu stillen: mit Obstwein. Apfel- oder Birnenwein seien die idealsten Getränke im Sommer. Zwar war man sich schon damals durchaus bewusst, dass Alkohol letztlich ein Gift ist und «in grösseren Dosen [...] auf die Arbeitsleistung hemmend einwirkt», doch verglichen mit Wein und Bier sei der Alkoholgehalt von Obstwein ja nicht so gross. Auch aus «völkischer» Perspektive sei Obstwein dem Bier vorzuziehen. Denn Bier werde entweder importiert oder in der Schweiz durch überwiegend ausländische Fachkräfte hergestellt.
Die Redaktion empfiehlt ein wahres Wunderbuch
Buchtipps sind seit jeher eine beliebte Rubrik in vielen Zeitungen. 1912 empfahl die Redaktion der Hotel-Revue regelmässig interessanten Lesestoff – unter anderem in Ausgabe 30 jenes Buch, «das den Beifall der Handels-, Industrie- und Gewerbekreise finden dürfte». Dieses fülle eine vielfach empfundene Lücke, und die Vorteile einer Anschaffung «wiegen die geringe Ausgabe [Fr. 7.–] für dessen Ankauf völlig auf». Der Name dieses Wunderbuchs? Das schweizerische Telephonbuch – mit sämtlichen 80 000 Abonnenten des schweizerischen Telephonnetzes. Das Grossartige an diesem literarischen Werk, frohlockte die Hotel-Revue: «Die Namen der Ortschaften und Telephoninhaber sind alphabetisch eingeordnet, wodurch im Bedarfsfalle eine rasche Orientierung gegeben ist.» stü