Eine von HotellerieSuisse regelmässig durchgeführte Umfrage zur Lageeinschätzung in der Beherbergungsbranche zeigt, dass trotz der erfreulichen Rekordzahlen im vergangenen Jahr die Themen Fachkräftemangel, Währungssituation sowie die Hochpreisinsel Schweiz bei den Beherberger nach wie vor als grosse Herausforderungen angesehen werden. Auch die Auswirkungen des Coronavirus sind merklich spürbar.
Verfügbarkeit von Fachkräften spitzt sich zu
Die Schwierigkeit, qualifizierte Fachkräfte zu gewinnen und in der Branche zu halten, begleitet die Arbeitgeber in der Beherbergung seit geraumer Zeit. Analog den Umfrageergebnissen hat sich die Situation zu Beginn des Jahres 2020 nochmals zugespitzt. Die Branche versucht auf politischer sowie unternehmerischer Ebene Lösungen zu finden.
Um neue Potenziale im Fachkräftemarkt zu erschliessen, lanciert der Dachverband 2020 gemeinsam mit dem Regionalverband Zürich ein Pilotprojekt zur Förderung von Quereinsteigern in der Branche.
Auf politischer Ebene erachtet der Verband die Ablehnung der Kündigungsinitiative als essenziell und setzt sich entsprechend aktiv dafür ein. Eine offene und vernetzte Schweiz bedeute einen erleichterten Zugang zu Fachkräften, schreibt HotellerieSuisse in einer Mitteilung.
Die Hochpreisinsel Schweiz drückt weiterhin auf die Ertragszahlen
Die Hochpreisinsel Schweiz macht den Betrieben weiterhin zu schaffen. Hohe Beschaffungspreise haben in einer kostenintensiven Branche wie der klassischen Hotellerie überproportionale Effekte auf den Ertrag und relativieren somit die guten Logiernächtezahlen, die wenig über die effektive Ertragslage in den Betrieben aussagen, relativiert der Verband die Rekordzahlen, welche am Donnerstag präsentiert wurden.
Im März 2020 wird die vom Verband mitinitiierte Fair-Preis-Initiative im Nationalrat erstmals diskutiert. Der Kampf gegen die «Schweiz-Zuschläge» ist unabdingbar zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der Branche, heisst es in der Mitteilung weiter. Entsprechend setze sich HotellerieSuisse weiterhin im Initiativkomitee ein.
Unsicherheit bei Währungsthematik bleibt
Der Wechselkurs war in der Wintersaison trotz deutlicher Aufwertung in den letzten drei Monaten kein dominierendes Thema. Dies dürfte unter anderem darauf zurückzuführen sein, dass die Hotelbetriebe in den letzten Jahren Massnahmen zur Steigerung ihrer Wettbewerbsfähigkeit getroffen haben.
Die Umfrage zeigt, dass der Wechselkurs längerfristig nach wie vor eine der grössten Herausforderungen für die Branche darstellt. Insbesondere in den Bergregionen mit einer starken europäischen Gästestruktur ist die diesbezügliche Unsicherheit ausgeprägt.
Grosse Kulanz trotz teilweise stark spürbarer Auswirkungen des Coronavirus
Der Coronavirus hat auch Auswirkungen auf die Schweizer Beherbergungsbetriebe. Über die Hälfte der befragten Betriebe vermelden Stornierungen aufgrund des Virus.
Besonders ausgeprägt dabei ist die Lage in den städtischen Gebieten. Insbesondere, weil chinesische Gäste städtische Regionen präferieren. Die meisten betroffenen Betriebe verzichten aufgrund der speziellen Situation auf die Erhebung von Stornierungsgebühren oder beurteilen die Lage von Fall zu Fall.
Der Dachverband lobt dabei die Weitsicht seiner Mitglieder im Umgang mit dem aufstrebenden chinesischen Markt. Es zeige, dass Kundenorientierung in Schweizer Betrieben auch in Krisenzeiten gelebt werde.
Auch der Umgang mit Online-Buchungen und entsprechenden Plattformen stellt die Branche vor Herausforderungen. Um die Mitglieder dabei bestmöglich zu unterstützen, will der Verband künftig praxisorientierte Workshops rund um das Thema «Direktbuchen» anbieten.
Der Branchenverband führte die Befragung zur Lageeinschätzung anfangs Februar bei seinen Mitgliedern durch. Eingeflossen in die Auswertungen sind die Rückmeldungen von rund 200 teilnehmenden Betrieben. (htr)