Die aktuellste Branchenumfrage von HotellerieSuisse zeigt, dass sich die Lage für die Hotellerie in den kommenden Monaten weiter zuspitzt. Die Umfrage wurde von HotellerieSuisse vom 17. bis 20. November 2020 durchgeführt. In diesem Zeitraum haben rund 450 Mitglieder des Verbands Fragen zur aktuellen Lage beantwortet.
Die Prognosen für die Wintersaison sind alarmierend. Alle Gebiete rechnen mit einem rückläufigen Ge- schäftsgang gegenüber dem Vorjahr, wobei sich die Einschätzungen für die kommenden Monate seit der letzten Befragung im September 2020 deutlich verschlechtert haben (Alpin: 76 Prozent vs. 56 Prozent; Land: 89 Prozent vs. 57 Prozent; Stadt: 95 vs. 90 Prozent).
Klar am stärksten betroffen ist weiterhin die Stadthotellerie, bei der 95 Prozent der Betriebe gegenüber dem Vorjahr mit einem negativeren Geschäftsgang rechnen. Die Ergebnisse zeigen: Nach der einschneidenden ersten Pandemiephase trifft die zweite Welle die Hotellerie mit voller Wucht.
Entlassungswelle geht weiter, vor allem in den Städten
Die hohe Anzahl geplanter Entlassungen geht ungebremst weiter. In der Stadthotellerie werden drei Mal mehr Entlassungen erfolgen als in alpinen Gebieten (53 Prozent vs. 18 Prozent) und beinahe doppelt so viele wie auf dem Land (53 Prozent vs. 33 Prozent).
Die dramatische Situation hat auch Auswirkungen auf die Preise: So sind 66 Prozent der Stadthotels gezwungen, ihre Preise in den kommenden Monaten nach unten anzupassen, in alpinen Gebieten sind 21 Prozent der Hotels von dieser drastischen Massnahme betroffen. Dies ist unter anderem auf die niedrige Auslastung infolge der fehlenden ausländischen Nachfrage und einen kompletten Einbruchs des Geschäftstourismus zurückzuführen.
Härtefallhilfen und Nullzins am dringlichsten
Als wichtigste Unterstützungsmassnahmen nennen die befragten Betriebe Härtefallhilfen bei Umsatzein- bussen von mindestens 40 Prozent sowie einen garantierten Nullzins für die gesamte Laufzeit bei Covid- Krediten.
Damit die Härtefallregelung nun schnell und zielgerichtet umgesetzt werden kann, sollte das Parlament in der laufenden Session auf Anpassungen im grossen Stil verzichten und die Umsetzung weitgehend gemäss bundesrätlichem Vorschlag verabschieden, fordert der Verband. Die Kantone stünden ausserdem in der Pflicht, eine sehr rasche Abwicklung der Härtefallhilfe sicherzustellen, heisst es weiter.
Konkurswahrscheinlichkeit steigt
Die Dringlichkeit von Unterstützungsleistungen wird durch die neusten Zahlen unterstrichen, nach denen die Konkurswahrscheinlichkeit in der Hotellerie erneut höher geschätzt wird als in den vergangenen Umfragen. Während im September rund 6 Prozent (Juni: 3 Prozent) der Hotelbetriebe eine Konkurswahrscheinlichkeit von 61 Prozent und mehr angaben, rechnen gegen Ende November bereits 8 Prozent mit einem solch hohen Konkursrisiko.
Während dieser Wert in der Stadthotellerie gegenüber September leicht gesunken ist (von 11 auf 9 Prozent), hat sich dort mit 27 Prozent der Anteil derjenigen dramatisch erhöht, welche ihr Konkursrisiko als 41 Prozent und höher einschätzen (+ 18 Prozent). Diese Zahlen würden zeigen, dass die Gefahr von flächendeckenden Konkursen real geworden ist, warnt der Verband.
Steigende Kurzarbeit und Investitionsstopps
Der Anteil der Betriebe, die Kurzarbeit in Anspruch nehmen müssen, ist schweizweit sehr hoch. So werden 77 Prozent der Befragten in den nächsten sechs Monaten davon Gebrauch machen (+ 11 Prozentpunkte gegenüber der September-Umfrage), bei der Stadthotellerie sind es sogar 88 Prozent.
Die coronabedingten Liquiditätsprobleme bleiben auf stabilem Niveau hoch: Nach wie vor geben zwei Drittel der Hotelbetriebe (67 Prozent) an, ihre geplanten Investitionen in den nächsten sechs Monaten aufzuschieben. Weiter geben 46 Prozent der Betriebe an, in den nächsten Monaten ihre Betriebskapazitäten reduzieren zu müssen, was einem Anstieg um 7 Prozentpunkte gegenüber der letzten Umfrage entspricht.
Kalte Jahreszeit mit gezielten Massnahmen retten
In Anbetracht der düsteren Aussichten für die Hotellerie müsse die Wintersaison unter Einhaltung von stren- gen Schutzmassnahmen zwingend ermöglicht werden, hält der Verband fest. Dafür sei der flächendeckende Einsatz von Corona-Schnelltests in der Tourismusbranche zwingend, damit Quarantänen bei Negativresultaten verhindert oder verkürzt werden können. HotellerieSuisse fordert den Bundesrat zudem auf, ein Bekenntnis zur Skisaison in der Schweiz abzugeben.
Ebenso müsse das für die Branche wichtige Festtagsgeschäft mit gezielten Anpassungen ermöglicht werden. So fordert HotellerieSuisse über Weihnachten und Neujahr die Abschaffung der Sperrstunde für Hotelgäste, eine Verkürzung der Sperrstunde für externe Restaurantgäste, eine Flexibilisierung der 4er-Tischregel sowie die Erlaubnis von Veranstaltungen mit professionellen Künstlern im Gastrobereich mit über 50 Personen. Ansonsten drohe die Situation, dass sich Gäste vermehrt in privaten Räumlichkeiten aufhalten und feiern, wo Schutzmassnahmen entweder nicht oder kaum umgesetzt und kontrolliert werden (können). (htr)