Raphael Wyniger, nach fünf Jahren steigt am 1. Juni die «Set»-Eröffnungsparty. Fällt Ihnen ein Stein vom Herzen?
Man ist immer froh, wenn ein Projekt abgeschlossen werden kann. Aber in diesem Fall ist es besonders schön, ich freue mich wirklich.
Ursprünglich wollten Sie das «Set» bereits im April pünktlich zum 30. «Teufelhof»-Jubiläum eröffnen. Warum mussten Sie den Termin um fast zwei Monate verschieben?
Schuld war unter anderem die sehr komplizierte Situation auf der Baustelle: Wir haben die Aussenfassade stehen lassen und von innen ausgehöhlt. Die Komplexität dieser Prozedur haben wir unterschätzt. Eine zusätzliche Herausforderung war die räumliche Enge der Baustelle. Es fehlte schlicht eine grössere Fläche für den Materialumschlag. Beides führte zu einer Verzögerung, die wir nicht mehr ganz aufholen konnten. Glücklicherweise haben wir frühzeitig reagieren können. Gäste sind nicht betroffen, wir haben keine Buchungen für April oder Mai angenommen. Schaden in diesem Sinne ist nicht entstanden. [IMG 2]
Ist denn jetzt alles fertig?
Fast: Die Zimmer, das Erdgeschoss, die Lobby und so weiter sind alle fertig. Nur der Seminarraum im Dachgeschoss, den wir als Umschlagplatz für das Material brauchen, ist noch nicht bereit. Baulärm für die Gäste wird es aber keinen geben.
Wie ist der Zimmerverkauf angelaufen?
Der Verkaufsstart lief ausserordentlich gut. Im Juni sind wir bereits zu 70 Prozent ausgelastet. Grundsätzlich ist es schwierig, ein Hotel zu verkaufen, welches noch nicht eröffnet wurde, weil weder Bewertungen noch Bilder existieren. Der Gast will Sicherheit, die wir ihm mit einem Hotel im Bau nur bedingt vermitteln konnten. Vor diesem Hintergrund wurden meine Erwartungen weit übertroffen.
Haben Sie die Zimmer denn tatsächlich als «Set»-Zimmer verkauft oder an Gäste, die im «Teufelhof» keinen Platz mehr gefunden haben?
Sowohl als aus. Das war ja einer der Hauptgründe, warum wir das «Set» überhaupt gebaut haben: Wir profitieren von der soliden Nachfrage im «Teufelhof» und können Anfragen bedienen, die wir bis anhin nicht bedienen konnten. Zum Beispiel gab es immer wieder Kapazitätsengpässe bei Anfragen grösserer Gruppen. Solche Anfragen können wir jetzt platzieren. Aber wir haben auch bereits Nachfrage nach dem Hotel Set selbst.
Mit dem Serviced-Apartment-Konzept zielen Sie unter anderem auf Long-Stay-Gäste. Haben Sie schon entsprechende Buchungen erhalten?
Am meisten verkauft haben wir bis jetzt die Standard-Zimmer, von denen wir rein zahlenmässig auch am meisten haben. Bereits sind auch erste Long-Stay-Buchungen eingegangen, aber noch keine monatelangen. Ab Juli wollen wir dieses Segment noch intensiver bearbeiten.
Sie setzen beim «Set» auch auf Elektromobilität.
Genau. Wir stellen den Gästen die Basel Card für die kostenlose Nutzung von «Drämli» und Bus zur Verfügung, und zusätzlich E-Bikes der Firma Ego Movement sowie E-Smarts in Zusammenarbeit mit der Firma Kestenholz (Mercedes-Vertretung Schweiz). Wir wollen unseren Gästen die Fortbewegung in Basel so einfach wie möglich machen, sodass sie nicht auf ihre eigenen Fahrzeuge angewiesen sind und sie im Idealfall gleich ganz zu Hause lassen.
Was verlangen Sie für die Nutzung?
Sie ist im Preis inbegriffen.
Und das rechnet sich?
Die E-Bikes und E-Autos sind ein weiteres Argument für den Gast und rechtfertigen den einen oder anderen zusätzlichen Franken für das Zimmer. Wenn die Gäste das genauso sehen, wird sich das Angebot rechnen.
Die Wyniger Gruppe hat allein in diesem Jahr zwei weitere Basler Gastronomiebetriebe übernommen, das Café Naturbad Riehen sowie die Taverne St. Johann. Sie betonen stets, dass es Ihnen nicht um Wachstum gehe. Wie passen diese jüngsten Übernahmen ins Bild?
Das «Pier4125» im Naturbad Riehen nutzt unser Ryago-Catering, welches Institutionen 365 Tage im Jahr beliefert. Die Übernahme macht also synergetisch Sinn. Die Taverne St. Johann ist hingegen ein glücklicher Zufall: Ich war gerade im Gespräch mit dem Küchenchef eines unserer Restaurants. Nach zwei Jahren an der Spitze des Betriebs wollte er sich weiterentwickeln. Er ist eine tolle Persönlichkeit, ein super Koch, und hatte bereits im «Teufelhof» seine Lehre gemacht. Ich wollte ihn unbedingt halten. Als man mir dann das Lokal im St. Johann-Viertel anbot, habe ich eins und eins zusammengezählt. In der Taverne St. Johann wollen wir nun ein neues Gastrokonzept verwirklichen. Wie Sie sehen, war die Übernahme nicht ein von langer Hand geplanter strategischer Entscheid, sondern ergab sich aus einer Möglichkeit heraus.
Und wie fügt sich das «Set» in die Wyniger Gruppe ein?
Sehr gut. Wir führen das «Set» vom Mutterhaus aus, das heisst wir brauchen keine neuen Führungsstrukturen zu entwickeln, sondern können ganz einfach zusätzliche Mitarbeiter in die bestehenden Strukturen einbinden. Das betrifft die Bereiche Management, Réception und Housekeeping. HR und Marketing erfolgen dagegen auf Ebene der Wyniger Gruppe. Abhängig vom Umsatz leistet jeder Betrieb einen Beitrag in den gemeinsamen Topf. So werden für die Gruppe Mittel generiert, um Aufgaben gemeinsam zu lösen. Das «Set» wird hier einen wichtigen Beitrag leisten. Gleichzeitig kann unser Catering gewisse Angebote im «Set» abdecken, was dessen Grundauslastung steigert und gleichzeitig den «Teufelhof» entlastet.
Rückblickend auf die letzten fünf Jahre – was würden Sie heute anders machen?
Ich habe den grossen Aufwand für die Führung eines solchen Projekts unterschätzt. Heute würde ich früher und offensiver rekrutieren, auch wenn das mit zusätzlichen Kosten verbunden ist. Man muss sich sehr genau mit der Ressourcenplanung auseinandersetzen. Da war ich zu defensiv, habe etwas zu viel selber gemacht. Es ist viel Arbeit.
Was wäre Ihr Rat für Ihre Kollegen?
Plant genug Zeit und Mittel ein. Für so ein Projekt braucht es Reserven. Der wichtigste Rat: Hinterfragen! Alles, was uns operativ erfahrenen Hoteliers nicht plausibel erscheint, muss hinterfragt werden. Es gibt immer Lösungen in unserem Sinne.
Sagen Sie uns doch noch, was uns am 1. Juni erwartet.
Es soll eine Überraschung werden, ich möchte nicht zu viel verraten. Nur so viel: Es gibt ein Eröffnungskonzept mit «Augenzwinkern».