Steigende Betriebskosten und niedrige Renditen trüben die positive Logiernächteentwicklung. Der Bund könnte mit Einsparungen der Fördermittel den Druck auf die Beherbergung erhöhen. Vor diesem Kontext definiert HotellerieSuisse die branchenrelevanten politischen Schlüsselthemen für 2025, um Rahmenbedingungen für eine wettbewerbsfähige und nachhaltige Branche zu schaffen.
SGH-Revision: Förderung für alle Regionen
Die Revision der Schweizerischen Gesellschaft für Hotelkredit (SGH)beschäftigt die Beherbergungsbranche auch 2025. HotellerieSuisse begrüsst die geplante Modernisierung. Der Verband bemängelt aber, dass der Bundesrat einer Erweiterung des Förderperimeters auf die Städte bis dato nicht nachkommt. Dies, obwohl das Parlament 2022 die Erweiterung durch einen Vorstoss klar angenommen hat. Demnach sollen städtische Hotels künftig ebenso wie jene in ländlichen Gebieten und in den Bergen von ergänzenden Finanzierungen durch die SGH profitieren.
HotellerieSuisse fordert weiter, dass der Bundesrat – gemäss Parlamentsauftrag – das Impulsprogramm für energetische Sanierungen im alpinen Raum in die Revision einbindet. Aufgrund logistischer Umstände tragen Betriebe in Berggebieten bis zu 30 Prozent höhere Sanierungskosten als städtische Hotels.
Mehr Informationen zu den politischen Schlüsselthemen von HotellerieSuisse:
«Politische Schlüsselthemen 2025»
Nachdem der Vernehmlassungsbericht und die Botschaft des Bundesrats veröffentlicht worden sind, startet die Beratung im Parlament voraussichtlich im Frühling. Je nach Verlauf dieser Debatte kann mit einer Inkraftsetzung des revidierten Gesetzes Mitte 2026 oder Anfang 2027 gerechnet werden.
Bildungspolitik: Attraktivität der Berufsbildung steigern
Gemäss HotellerieSuisse wird in der Schweiz zu wenig für die Wettbewerbsfähigkeit der Absolventinnen und Absolventen der höheren Berufsbildung getan. Deren Stärkung bleibt deshalb ein weiteres verbandspolitisches Kernanliegen. Die neuen Titelzusätze «Professional Bachelor» und «Professional Master» sollen klarstellen, dass es sich um arbeitsmarktbezogene Abschlüsse auf Tertiärstufe handelt.
Damit wird die internationale Anerkennung der Abschlüsse verbessert, und es werden fairere Chancen im Ausland, aber auch im Umgang mit international ausgerichteten Unternehmen und Personalverantwortlichen in der Schweiz geschaffen. Zudem soll die Bezeichnung «Höhere Fachschule» geschützt werden.
Der Verband schreibt: «Absolventinnen und Absolventen der höheren Berufsbildung sind gegenüber Personen mit Hochschulabschluss gleich mehrfach benachteiligt: Sie müssen höhere Studiengebühren bezahlen und tragen Abschlusstitel, mit denen Aussenstehende oft nichts anfangen können.» Angesichts solcher Unterschiede verliere die höhere Berufsbildung auf dem Bildungsmarkt zusehends an Boden. Urs Bircher, Mitglied der Verbandsleitung von HotellerieSuisse: «Absolventinnen und Absolventen der höheren Berufsbildung sind hervorragend qualifizierte Fachkräfte. Sie verdienen dafür die gebührende Anerkennung im In- und Ausland.»
MWST-Sondersatz: Planungssicherheit für den Tourismus
Die Verlängerung des MWST-Sondersatzes für Beherbergungsleistungen über 2027 hinaus ist entscheidend, um die Wettbewerbsfähigkeit und die Zukunft des Schweizer Tourismus zu sichern sowie Planungssicherheit zu erhalten und die Attraktivität der Schweiz als Reiseziel zu gewährleisten. Mit etwa 55 Prozent ausländischen Gästen zählt die Beherbergungsbranche zu den wichtigsten Exportsektoren der Schweiz. Anders als andere Exportbranchen kann sie ihre Dienstleistungen nicht ins Ausland verlagern und muss im Hochpreisland Schweiz bestehen. Der reduzierte MWST-Satz ist deshalb entscheidend.
«Ohne den MWST-Sondersatz riskieren wir, die Attraktivität der Schweiz als Reiseziel langfristig zu schwächen und die wirtschaftliche Basis unserer Tourismusregionen zu gefährden», warnt Mitte-Nationalrat Philipp Matthias Bregy. In fast allen europäischen Ländern, mit denen die Schweiz im Tourismus konkurriert, gelten reduzierte Mehrwertsteuersätze für Beherbergungsleistungen. Ein Rückgang der Gästezahlen, vor allem aus dem Ausland, würde zu geringeren Umsätzen und Steuereinnahmen führen, wodurch sowohl die Stabilität des Tourismusstandorts Schweiz als auch rund 80'000 Arbeitsplätze gefährdet wären.
Entsprechende Motionen werden im Laufe des Jahres 2025 im Parlament behandelt. Eine Entscheidung über die Fortführung des Sondersatzes wird zuerst im Ständerat erwartet.
Sozialpartnerschaft: Erfolgsmodell sichern
Arbeitgeber- und Arbeitnehmerorganisationen schaffen praxisnahe und effektive Lösungen, die den Bedürfnissen von Unternehmen und Mitarbeitenden gerecht werden. Diese Sozialpartnerschaften sind mitentscheidend für den wirtschaftlichen Erfolg.
HotellerieSuisse setzt sich laufend für die Stärkung der Sozialpartnerschaften ein. Laut Verbandsleitungsmitglied Patrick Hauser sind Sozialpartnerschaften der Schlüssel, um die Zukunft der Branche aktiv zu gestalten: «Um den zentralen Herausforderungen der Branche zu begegnen und die richtigen Strategien zu entwickeln, müssen die Sozialpartner zielgerichtete Massnahmen erarbeiten.»
Laut HotellerieSuisse sind Eingriffe in das erfolgreich funktionierende System der Sozialpartnerschaft kontraproduktiv. Für die erfolgreiche Gestaltung von Wirtschaft und Arbeitswelt brauche es Vertrauen zwischen den Sozialpartnern und eine Politik, die die Autonomie und Interessen der Sozialpartner respektiere.
Rahmenbedingungen für mehr Perspektive
Steigende Betriebskosten, politische Entscheidungen und strukturelle Veränderungen verlangen nach klaren Strategien und starken Partnerschaften. Der Tourismus generiert eine direkte volkswirtschaftliche Wertschöpfung von gut 20 Milliarden Schweizer Franken, davon entfallen rund 6 Milliarden auf die Beherbergungsbranche. Die touristische Nachfrageentwicklung sei derzeit positiv, doch werde die Nachfrage aufgrund des zunehmend globalen Wettbewerbs immer preiselastischer, so HotellerieSuisse.
Und: «Es ist daher umso wichtiger, dass die Rahmenbedingungen stimmen, damit diese positive Nachfrageentwicklung in der Schweiz in Wertschöpfung umgewandelt werden kann.» Auch die Situation um den Fachkräftemangel akzentuiert sich immer mehr. Aufgrund der demografischen Struktur in der Schweiz und Europa geht HotellerieSuisse von einer weiteren Anspannung aus. Der Indikator wies im 2. Quartal 2024 einen Wert von 38,8 Prozent auf, im gleichen Zeitraum 2020 waren es 22,7 Prozent.