In der Schweizer Hotellerie und im Tourismus ist die Qualität der Dienstleistung das A und O. Hinter jedem perfekten Aufenthalt, jeder herzlichen Begrüssung und jedem makellosen Service stehen Menschen. Diese Menschen brauchen inspirierende und gute Führung, die über ein herkömmliches Prozess- und Zieldenken hinausgeht und als Leadership bezeichnet wird. Leadership ist ein zentraler Erfolgsfaktor für jedes Unternehmen. Schliesslich sind Mitarbeitende das Herzstück jedes Betriebs. Ihre Motivation, Zufriedenheit und ihr Engagement spiegeln sich direkt in der Gästebetreuung wider – und letztlich in den Geschäftszahlen.

Eine gute Führungskraft, eine Leaderin oder ein Leader fördert und entwickelt Menschen. Studien zeigen: Unternehmen mit starken Führungspersönlichkeiten haben zufriedenere Mitarbeitende, eine geringere Fluktuation, höhere Umsätze und eine bessere Rentabilität. In einer Branche wie der Hotellerie, in der Fachkräftemangel ein ständiges Thema ist, ist gute Führung matchentscheidend.

Lange Zeit herrschte die Meinung vor, Führung sei eine angeborene Fähigkeit – entweder man hat sie oder nicht. Dieses Denken ist überholt. Leadership ist keine angeborene Gabe, sondern eine Kompetenz, die erlernt werden kann. Persönlichkeitsmerkmale wie Empathie oder Kommunikationsstärke sind hilfreich, können aber durch Schulungen und Reflexion weiterentwickelt werden. Die Vorstellung, Führung werde einfach «on the job» gelernt, birgt Risiken: Ohne fundierte Grundlagen können sich ineffektive oder schädliche Führungsstile einschleichen, die in die Sackgasse führen. Eine gute Führungskraft braucht deshalb Wissen über moderne Führungsansätze und praktische Tools für den Alltag. In der Hotellerie erleben wir oft, dass talentierte Mitarbeitende aufgrund ihrer fachlichen Leistung in Führungspositionen befördert werden. Doch Fachkompetenz allein macht noch keine gute Führungskraft aus. Hier liegt eine grosse Herausforderung: Wer neue Führungskräfte ins kalte Wasser wirft, riskiert Fehler mit weitreichenden Folgen für den Betrieb und die Teams.

Es geht darum, eine Vision zu vermitteln und Vertrauen aufzubauen.

Angehende Führungskräfte müssen in gezielten Schulungen auf ihre Aufgaben vorbereitet werden. Sie müssen lernen, wie sie ihre Rolle leben, Teams motivieren, Konflikte lösen und klare Ziele setzen können. So sind sie in der Lage, ihre Rolle souverän auszufüllen, langfristig erfolgreich zu sein und dabei psychisch gesund sowie entsprechend belastbar zu bleiben. Es geht darum, eine Vision zu vermitteln, Vertrauen aufzubauen und ein Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem Mitarbeitende ihr Potenzial entfalten. Gerade in der Hotellerie sind Soft Skills wie Selbstreflexion, emotionale Intelligenz und interkulturelle Kompetenz essenziell. Eine moderne Führungskraft versteht sich als Coach und Unterstützer ihres Teams. Sie hört zu, gibt konstruktives Feedback und fördert individuelle Stärken. Gleichzeitig setzt sie klare Ziele und schafft Strukturen, die Orientierung bieten. Moderne Führungsstile sind kein «Kuschelkurs», sondern erfordern die Balance zwischen Menschlichkeit und Professionalität. Diese Balance ist erlernbar – vorausgesetzt, man investiert Zeit und Energie in die eigene Entwicklung.

Motivierte Mitarbeitende sind nicht nur produktiver, sondern auch loyaler gegenüber ihrem Arbeitgeber und tragen aktiv zur Weiterentwicklung des Unternehmens bei. Leadership ist kein Luxusgut für grosse Konzerne, sondern eine Notwendigkeit für jeden Betrieb – vom kleinen Familienhotel bis zum internationalen Reisekonzern. Wer in die Entwicklung seiner Führungskräfte investiert und sicherstellt, dass neue Leader gut vorbereitet starten, investiert in den Erfolg und die Zukunft seines Unternehmens.

Ueli Schneider ist Unternehmensberater und war langjähriges Mitglied der Geschäftsleitung von HotellerieSuisse.