Die Beteiligungsgesellschaft Aevis, die bisher hauptsächlich aus der Privatklinikgruppe Genolier bestand, hat am Montag nach Ablauf der Angebotsfrist mitgeteilt, mittlerweile über 43,44 Prozent an der Victoria Jungfrau Collection (VJC) zu verfügen. Seit das erste Übernahmeangebot von Aevis im November angelaufen ist, sind Aevis damit knapp 8,7 Prozent aller VJC- Aktien angeboten worden.
Das entspricht rund 9,9 Prozent der Aktien, auf welche sich das Angebot von Aevis bezog. Da Aevis aber parallel zum öffentlichen Kaufangebot weitere Aktienpakete erwerben konnte, hat sie ihre Beteiligung von 10,7 Prozent auf über 43 Prozent ausbauen können.
Die Widersacherin von Aevis im Übernahmekampf, die von der Hoteliersfamilie Manz kontrollierte Swiss Private Hotels AG, fand bei den Kleinaktionären der VJC dagegen weniger Anklang. Sie hat mit ihrem Kaufangebot ihre Beteiligung an der Luxushotelgruppe nach eigenen Angaben lediglich von ursprünglich 1,13 Prozent auf 4,21 Prozent ausbauen können.
Angesichts der mageren Ausbeute hat die Familie Manz ihr Angebot am Montag zurückgezogen. Sie kündigte an, Kleinaktionärin der VJC zu bleiben, die weitere Entwicklung in deren Aktionariat zu beobachten und weiterhin offen für neue attraktive Hotelprojekte in der Schweiz zu sein.
Verhalten von Grossaktionären noch unklar
Nach dem Rückzug der Familie Manz dürfte die Zahl der Aevis angedienten VJC-Aktien weiter steigen. Zumindest ist davon auszugehen, dass die Kleinaktionäre, die Anteile mit einer Stimmkraft von insgesamt knapp 3 Prozent der Familie Manz angedient hatten, nun in der Nachfrist auf das Angebot von Aevis eintreten werden. Die Nachfrist läuft voraussichtlich bis zum 20. März.
Da Aevis ihre Beteiligung Mitte Februar über die Schwelle von 33 Prozent ausbauen konnte, ist das Angebot zudem zum Pflichtangebot mutiert. Das heisst, Aevis muss die ihr angedienten Aktien kaufen, selbst wenn die ursprünglich festgesetzte Mindestzahl nicht erreicht wird.
Noch offen ist das Verhalten von drei Grossaktionären – ob sie ihre Anteile an Aevis abtreten werden, ist nicht klar. Grössere Aktienpakete an der VJC halten noch die Berner Kantonalbank, die Berner Gebäudeversicherung und der kuwaitische Staatsfonds (Kuwait Investment Office).
Grosser Investitionsbedarf
Die Aevis lässt sich die angestrebte Übernahme der VJC einiges kosten: Zuletzt betrug ihr Angebot pro Aktie 310 Franken und war gleich hoch wie jenes der Familie Manz. Die Victoria Jungfrau Collection ist damit insgesamt knapp 87 Mio. Franken wert.
In den vier Hotels besteht zudem erheblicher Investitionsbedarf. Christian Seiler, der Verwaltungsratspräsident der Aevis Tochtergesellschaft Swiss Hotels Investment AG, sprach unlängst in einem Interview von einer Grössenordnung von rund 50 Mio. Franken. Seiler verwies aber auch darauf, dass die VJC mit vier Häusern zu klein sei und gegebenenfalls um weitere Hotels ergänzt werden müsse. (npa/sda)