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2023 wird in die Tourismusgeschichte eingehen als «The return of Asia».
Martin Nydegger, Direktor Schweiz Tourismus
Ausblick
«2023 wird in die Tourismusgeschichte eingehen als «The return of Asia». Wir haben 2022 eine Rückkehr der Gäste aus Europa und Amerika gesehen. Sobald sie reisen konnten, haben sie die Schweiz wieder besucht. Das Gleiche erwarten wir für asiatische Gäste. Eine besonders starke Dynamik sehen wir dabei in Südostasien. 2023 wird aber leider auch ein Nachlassen der Liebe der Schweizerinnen und Schweizer zu ihrem Heimatland als Reisedestination bringen. Die Lust auf Auslandsreisen ist gross. Jetzt dürfen endlich wieder alle Ziele besucht werden, und das mögen wir unseren Landsleuten gönnen. Nur werden sie teilweise in der Schweiz fehlen. Kommt hinzu, dass aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Situation die Ferienbudgets auch in der Schweiz gekürzt werden. Wir müssen also lernen, wieder mit weniger Schweizer Gästen zu leben.»
Innovation
«Es gibt einen Bereich, wo wir alle den grössten Hebel haben, die Wertschöpfung im Tourismus zu erhöhen und gleichzeitig viel zum nachhaltigen Tourismus beizutragen: die Verlängerung der Aufenthaltsdauer. Ich wünsche mir von der Branche, dass sie ihre ganze Kreativität einbringt, um mit guten Ideen die Aufenthaltsdauer der Gäste zu verlängern. Das ist eine grosse Innovationschance.»
Nachhaltigkeit
«Wir freuen uns sehr, dass die touristische Nachhaltigkeitsbewegung Swisstainable, die wir letztes Jahr gestartet haben, so gut ankommt. Es gibt bereits 1500 engagierte Betriebe und Destinationen, die mit Herzblut und vielen guten Ideen und Produkten mitmachen. Aber damit sind wir noch lange nicht zufrieden. Wir haben das Ziel, bis Ende Jahr insgesamt 2499 Teilnehmer am Programm zu haben. Halt, stimmt nicht ganz, wir möchten natürlich 2500 haben, denn eine weitere neue Teilnehmerin wird Schweiz Tourismus auf Level 3 sein. Ein Ziel, das wir mit grosser Begeisterung erreichen werden!»
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Das Branchenimage als attraktiver Ausbildner und Arbeitgeber muss in den Fokus gerückt werden.
Andreas Züllig, Präsident HotellerieSuisse
Stabübergabe
«Nach elf Jahren in der Verbandsleitung, davon neun Jahre als Präsident, darf ich 2023 mein Amt in neue Hände übergeben. Es war eine spannende, inspirierende und mehrheitlich motivierende Zeit, geprägt von zwei fundamentalen Herausforderungen. Gestartet bin ich aus dem Stand nach 14 Tagen im Amt mit der Eurokrise, welche vor allem die Saisonhotellerie über Jahre beschäftigte und forderte. Mit Corona gab es für HotellerieSuisse und unsere Branche die grösste Herausforderung seit dem Zweiten Weltkrieg. Als Team auf strategischer und operativer Ebene zusammen mit den Regionalverbänden nutzten wir diese Zeit, um gestärkt aus der Krise zu finden. Ich wünsche mir, dass sich HotellerieSuisse weiterhin zum Nutzen der Branche und unserer Mitglieder proaktiv und innovativ weiterentwickelt und wir für künftige Herausforderungen gut gewappnet sind.»
Fachkräftemangel
«Mit verschiedenen Massnahmen muss das Branchenimage als attraktiver Ausbildner und Arbeitgeber in den Fokus gerückt werden. Die Berufsbilder, Arbeitszeitmodelle und der Gesamtarbeitsvertrag müssen zusammen mit allen Sozialpartnern den heutigen Bedürfnissen angepasst werden. Mit den visionären Entscheidungen der letzten Delegiertenversammlung zur Bildungslandschaft von HotellerieSuisse und der nationalen Umsetzung von Pilotprojekten, wie dem Programm für Quereinsteiger, leisten wir unseren Beitrag zur Entschärfung dieser Herausforderung.»
Digitalisierung
«Die Digitalisierung hat sich in den letzten drei Jahren massiv beschleunigt. Der Tourismus und die Hotellerie sind gefordert. Das Reiseverhalten und vor allem die Reiseplanung werden sich fundamental verändern. Zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit braucht es eine vermehrte Zusammenarbeit und Vernetzung der Angebote. Zum Nutzen unserer Gäste und als Gewissheit für alle Leistungsträger im Tourismus.»
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Der Tourismus ist auf sektor- und regionenübergreifende Kooperationen angewiesen.
Nicolo Paganini, Präsident Schweizer Tourismus-Verband
Klimaneutralität
«Der Schweizer Tourismus-Verband (STV) unterstützt die klimapolitischen Ziele, um unser wichtigstes Asset im Tourismus – die Natur und Landschaft – zu schützen. Wir setzen da
an, wo wir die grössten Hebelwirkungen erzielen können. Wir zeigen mit unserem neuen Kompetenzzentrum Nachhaltigkeit (Kona) auf, dass die Auseinandersetzung mit dem Thema Nachhaltigkeit über die ökologische Perspektive hinausgeht und auch soziale sowie wirtschaftliche Themen wie Inklusion, Arbeitsbedingungen und Innovationskraft von Bedeutung sind. Mit dem Nachhaltigkeitsprogramm Swisstainable holen wir die touristischen Betriebe ab und arbeiten gemeinsam an einer ganzheitlichen nachhaltigen Entwicklung.»
Wettbewerbsfähigkeit
«Der Schweizer Tourismus hat sich in einem sehr volatilen Marktumfeld als resilient und krisenerprobt erwiesen. Wir profitieren von einer breiten landschaftlichen und kulturellen Vielfalt auf kleinstem Raum und haben gezeigt, dass wir uns an verschiedene Gegebenheiten flexibel anpassen können. Dabei spielen spannende Angebote mit hoher Qualität eine besonders wichtige Rolle. Die Marke Schweiz ist im Ausland nach wie vor mit einer starken positiven Wahrnehmung gekoppelt, und wir nehmen nicht zuletzt im Bereich Nachhaltigkeit eine Vorreiterrolle ein durch unseren Umgang mit Landschaft, Kultur sowie einer gut ausgebauten Infrastruktur.»
Kooperationen
«Der Tourismus ist auf sektor- und regionenübergreifende Kooperationen angewiesen. Wir sind überzeugt, dass die einzelnen Glieder der touristischen Wertschöpfungskette nur gemeinsam funktionieren und anstehende Herausforderungen meistern können. Ich würde mir wünschen, dass bei allen Arbeiten in der touristischen Wertschöpfungskette immer die Bedürfnisse der Gäste im Zentrum stehen und Branchen-, Destinations-, Kantons- und Gemeindegrenzen in den Hintergrund treten.»
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Einheitliche Standards und offene Schnittstellen vereinfachen Prozesse und Innovation wesentlich.
Janine Bunte, CEO Schweizer Jugendherbergen
Nachhaltigkeit
«Nachhaltiges Wirtschaften ist eine Voraussetzung, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Die Gäste wählen ihre Feriendestination vermehrt nach Nachhaltigkeitskriterien aus. Das Tourismusland Schweiz ist diesbezüglich bereits gut aufgestellt, hat aber grosses Potenzial, um noch besser zu werden. Mit Swisstainable und der Einrichtung des Kompetenzzentrums für Nachhaltigkeit (Kona) hat der Schweizer Tourismus eine gute Basis gelegt, um sich zum Nachhaltigkeitsleader zu entwickeln und gar einen Wettbewerbsvorteil zu erzielen.»
Jobattraktivität
«Unsere Branche bietet sehr gute Weiterbildungs- und Karrieremöglichkeiten – auch für Nichtakademiker. Auch Teilzeitarbeit ist gut möglich. Einmal Teil der Branche, stehen überall Türen offen. Es kann aktiv mitgestaltet werden. Mitarbeitende möchten Autonomie, Handlungs- und Entscheidungsspielräume. Man muss ihnen Verantwortung überlassen, sie in Entscheidungsprozesse mit einbeziehen, ihnen Vertrauen entgegenbringen und ihre Leistung wertschätzen. Investitionen in Weiterbildung im Bereich Führung sind zielführend. Wir müssen gleichzeitig ein Umfeld schaffen, in dem unsere Mitarbeitenden von den Gästen wertgeschätzt werden. Alles in allem keine einfache Aufgabe, aber sicher einer der treibenden Faktoren für künftigen Erfolg.»
Kooperationen
«Leistungsträger und DMO sollten sich als Teil eines schweizweiten Ökosystems verstehen. Jeder Einzelne müsste bestrebt sein, seinen Anteil beizutragen, um dieses Ökosystem ganzheitlich zu fördern und gedeihen zu lassen. Im Zentrum stehen die Gästebedürfnisse entlang der gesamten touristischen Leistungskette. Alle Akteure im touristischen Umfeld und die Gäste würden von einer schweizweiten Zusammenarbeit im Bereich der Digitalisierung profitieren. Einheitliche Standards und offene Schnittstellen vereinfachen Prozesse und Innovation wesentlich.»
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Der Tourismus muss die Werte der Generation Z leben und glaubhafte Massnahmen ergreifen.
Roland Schegg, Professor HES-SO Valais
Generation Z
«Die Generation Z hat eine andere Perspektive auf das Leben und ihre eigenen Bedürfnisse, die bei der Entwicklung von Tourismusstrategien berücksichtigt werden sollte. Die Arbeitnehmenden der Generation Z messen den Arbeitsbedingungen ebenso viel oder sogar mehr Bedeutung bei als dem Gehalt. Sie streben ein Gleichgewicht zwischen Privat- und Berufsleben an. Die Generation Z ist bekannt dafür, dass sie soziale Verantwortung und Nachhaltigkeit in ihrem Konsumverhalten schätzt. Der Tourismus muss diese Werte leben und konkrete, glaubhafte Massnahmen ergreifen.»
Klimawandel
«Der Tourismus trägt wesentlich zum Klimawandel bei, wobei die An- und Abreise zum oder vom Ferienort mit rund 75 Prozent der Emissionen oft als Hauptverursacher gilt. Die Reduktion der Emissionen im Transportbereich ist deshalb ein relevantes und mittelfristig erreichbares Ziel. Eine Möglichkeit ist die Förderung von umweltfreundlichen Transportmitteln wie Fahrrädern, E-Bikes oder ÖV. Anreizsysteme, das Kundenerlebnis und die Bequemlichkeit spielen eine wichtige Rolle bei der Übernahme solcher neuen Verhaltensweisen, insbesondere für den «autolastigen» Schweizer Gast.»
Digitalisierung
«Digitalisierung ist eines der wichtigsten Trendthemen, welches die Entwicklung des Tourismus in einer globalisierten und vernetzten Welt auch in den kommenden Jahren mitbestimmen wird. Die Herausforderungen sind zahlreich und werfen viele Fragen auf. Wie kann der von KMU dominierte Tourismus ins Zeitalter des datengesteuerten Managements eintreten? Wie soll die Branche mit der Konkurrenz globaler Plattformen in smarter Weise umgehen? Wie sollen die Chancen der Digitalisierung genutzt, aber auch die Risiken (Cybersicherheit) vermieden werden? Ohne eine klare Strategie für die digitale Transformation wird der Tourismus kaum fähig sein, das hohe Tempo des Wandels zu bewältigen.»
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Der Tourismussektor muss wieder vermehrt positive Signale nach aussen senden.
Leonie Liesch, Präsidentin Verband Schweizer Tourismusmanager
Kooperationen
«Kooperationen sind immer dort sinnvoll, wo ein Mehrwert für alle Involvierten entsteht. Bei kleinen Bergbahnen gäbe es Chancen, sich in Themen wie Einkauf oder Personaladministration zusammenzutun. Ebenso gibt es zwischen Tourismusorganisationen verpasste Chancen. Ein Quick-Win wäre zum Beispiel die vermehrte Kooperation bei Gästekarten. Bestimmt gibt es Leistungen, welche man überregional teilen kann, ohne dass gleich ein Geldfluss davon betroffen ist. Im Grundsatz bin ich der Meinung, dass man viel öfter die Brille des Gastes aufsetzen sollte. Denn der Gast interessiert sich weder für eine Gemeinde- noch für eine Destinationsgrenze.»
Destinationszukunft
«Touristische Angebote, welche von der Bevölkerung mitgetragen werden, sind nachhaltiger. Die Einbindung der Bevölkerung ist sehr wichtig, um als Tourismusort in der Zukunft authentisch im Markt zu bestehen. Eine Destination ist ein öffentlicher Raum, wozu Einheimische ebenso dazugehören wie Gäste. Um dies in der Praxis umzusetzen, ist es einfacher, wenn das Team sich mit der Region identifiziert und im besten Fall dort zu Hause ist. Dadurch sind sie ein Teil der Bevölkerung und können mit guter Öffentlichkeitsarbeit im Ort glaubwürdiger kommunizieren.»
Nachwuchsbildung
«Der Tourismussektor muss es schaffen, wieder vermehrt positive Signale nach aussen zu senden. Je mehr wir in der Öffentlichkeit «jammern», wie schwierig die Saison wieder verlaufen ist oder wie anspruchsvoll die Arbeit im Tourismus ist, desto schwieriger wird es, die Jungen für unseren Sektor zu begeistern oder überhaupt Arbeitskräfte zu finden. Wir müssen es schaffen, im Arbeitsumfeld Tourismus wieder mehr Perspektiven aufzuzeigen. Wir müssen es schaffen, die Leidenschaft für den Tourismus zu transportieren.»