(Keystone-SDA) Der fast zwei Kilometer lange und von sieben Lokführern gefahrene Rekordzug der Rhätischen Bahn (RhB) hat es ins Guinness-Buch der Rekorde geschafft. 120 Journalisten aus 15 Ländern und tausende Schaulustige waren am 29. Oktober vor Ort um mitzuerleben, wie der längste Reisezug der Welt die 25 Kilometer lange Unesco Welterbestrecke durch das Albulatal erfolgreich absolviert.
Die Rekordstrecke führte über eine anspruchsvolle Bergstrecke bis nach Alvaneu GR. Der knapp 3000 Tonnen schwere Zug mit 100 Wagen überwand auf der Unesco-Welterbe-Strecke Albula/Bernina knapp 800 Höhenmeter, passierte zwei Kehrtunnel sowie zwei weitere Schleifen und überquerte das berühmte Landwasserviadukt in der Nähe von Filisur GR.
Zunächst verzögerte sich die Abfahrt des Zuges um 20 Minuten. Offenbar habe eine Kamera, die auf einer Kupplung fixiert gewesen war für Probleme gesorgt, erklärte Renato Fasciati, Direktor der RhB der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Er habe in diesem Moment «stark gebibbert» und gedacht: Was wäre wenn der Rekordzug gar nicht erst aus dem Albulatunnel fahre. Schliesslich sei ihm beim Start ein «riesiger Stein vom Herzen gefallen».
Auch bei der geplanten Versuchsdauer von 46 Minuten lief nicht alles rund. Der Zug war insgesamt eine Stunde und zehn Minuten unterwegs. Fasciati vermutete, dass das Aussteigen der 150 geladenen Gästen in Bergün mehr Zeit als geplant in Anspruch nahm und noch einige Sicherheitschecks durchgeführt wurden.
Fahrendes Kraftwerk
Der Personenzug hat auf seiner Talfahrt so viel Strom produziert, dass es den Bedarf eines Einfamilienhaus während eines Jahres decken würde. Damit das Netz nicht überlastet wird, fuhr der Zug mit einer gedrosselten Geschwindigkeit von 30 bis 35 Kilometer pro Stunde. Er sei quasi ein «fahrendes Kraftwerk» gewesen, sagte Fasciati weiter. Der Weltrekordversuch habe insgesamt nicht mehr Energie verbraucht wie ein normaler Betriebstag der RhB.
Die Kosten des Grossanlasses kamen grösstenteils durch Spenden von einer Million Franken zusammen. Den Erfolg des Rekords sprach Fasciati seinem Team und allen Helfern zu. Rund 400 Personen seien am Samstag im Einsatz gewesen. Er überlege sich nun, wie er das Ereignis mit seinen Mitarbeitenden feiern wird.
Der Direktor des Bahnunternehmens verfolgte den Versuch auf einem Livestream. «Ich habe eine riesige Freude, Dankbarkeit und Erleichterung gespürt», sagte er. Nach dem geglückten Versuch nahm er in einem Festzelt ein Zertifikat von Guinness World Records entgegen. Der Eintrag lautet: «Longest narrow gauge passenger train», längster Schmalspur-Personenzug. Eine Vertreterin der Organisation reiste dafür am Freitag aus der Türkei an und prüfte alle relevanten Details vor Ort selbst.