Thierry Geiger, Sie verlassen die Hotelbranche und gehen zur Aqua Spa Resorts AG. Sehen Sie für sich keine Zukunft in der Hotellerie?
Im Gegenteil: Die Hotellerie hat meine gesamte Karriere und mein Leben geprägt, sie wird es weiter tun. Die neue Anstellung bei den Aqua Spa Resorts ermöglicht es mir, die Dienstleistungsbranche aus einer anderen Perspektive zu sehen und dabei zu lernen, wie man es auch anders machen kann. Wir aus der Hotellerie sind manchmal ein wenig festgefahren. Impulse aus anderen Branchen zu holen, hilft uns, besser zu werden. Als absoluter «Hands-on»- Hotelier werde ich lernen müssen, mit der neuen Situation umzugehen. Das wird sicher spannend und lehrreich.
Passt der Zeitpunkt? Erst grade haben Sie erwirkt, dass das Hotel Saratz auch Betreiber des Kongresshauses in Pontresina wird – ein Zuschlag, bei dem das Hotel nur gewinnen und nicht verlieren kann.
Es gibt keinen richtigen Zeitpunkt. Man muss die Chancen ergreifen, wenn sich diese ergeben. Die Gelegenheit, als CEO bei einem Day-Spa-Anbieter einzusteigen, ergibt sich nicht jeden Tag. Die Übernahme vom Kongresszentrum ist seit Längerem in Verhandlung, die gesamte Übernahme haben wir bereits organisiert und werden diese bis 1. Juli vollenden.
Zur Person
Seit 2008 ist Thierry Geiger Direktor vom «Saratz» in Pontresina. Nun verlässt der Hotelier auf 1. Juli im Alter von 47 Jahren nicht nur das 4-Sterne- Superior-Hotel, sondern auch gleich die Hotel-Branche und wechselt zur Aqua Spa Resorts AG mit seinen sechs Spa-Welten in der Schweiz, zu der unter anderem das Mineralbad & Spa Rigikaltbad gehört. Seit 14 Jahren als Hoteldirektor tätig, wird der gelernte Koch mit Hotelfachschulabschluss, «NDS» und «Executive MBA» seine reichhaltige Erfahrung nun in einer ganz neuen Branche einsetzen.
Was reizt Sie an dem neuen Job?
Es ist ein Teilbereich eines «Vollhotels», ein Teilbereich, den viele Hotels nur als Kostenstelle ansehen. In diesem Bereich kann man auch Geld verdienen, und das möchte ich selbst auch lernen. Was mich aber noch viel mehr interessiert, ist, mehrere Einheiten zu führen, neue Projekte zu begleiten, mit Immobilien besitzern zu verhandeln, in einem aussergewöhnlichen Unternehmen zu arbeiten und meinen Beitrag für noch bessere Dienstleistungen zu erbringen.
War die Familie für die Neuorientierung mit ausschlaggebend?
Nach vier Jahren in einem Unternehmen hat man schon alles gemacht, was man machen wollte, nach acht Jahren hat man sich bereits einmal wiederholt. Nach zehn Jahren muss man, zum Wohle des Unternehmens, sich verändern. Das habe ich mir so eingeprägt und fi nde es die richtige Entscheidung für mich und für das Unternehmen. Des weiteren habe ich die letzten 32 Jahre in der Hotellerie verbracht und die letzten zehn Jahre im Schnitt 280 Tage pro Jahr gearbeitet – wenn ich was von meiner Familie haben will, muss ich meine Stelle wechseln. Kurz gesagt: Ich will mein Leben zurück.
Was wollten Sie als Kind einmal werden?
Modeschöpfer oder etwas anderes, das mit Kreativität zu tun hat. Aus diesem Grund wurde ich zuerst Koch.
Was ist für Sie das Wichtigste im Leben?
So einfach, wie es sich anhört, möchte ich glücklich sein und gesund leben können.
Was war Ihr grösster Fehlentscheid?
Ganz nach dem Motto «nobody is perfect» habe ich beispielsweise einem Gast einen Rabatt verweigert, und er hat sich über die Bewertungsportale gerächt. Das war mir eine Lehre und hat mich gleichzeitig sehr getroffen.
Wie erholen Sie sich nach einem anstrengenden Tag?
Kurzer Schlaf, und ein neuer Tag beginnt. Ich habe nun 20 Jahre nach diesem Motto gelebt.
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Welche besondere Fähigkeit würden Sie gerne beherrschen – und warum?
Ich würde gerne die Menschen und ihre Entscheidungen besser verstehen. Das möchte ich, um besser auf jeden einzelnen Mensch eingehen zu können.
Wem würden Sie gerne einmal Ihre Meinung sagen?
Denjenigen, die unsere Branche immer kritisieren und meinen, sie kennen unseren Beruf, weil sie daheim auch kochen und ihr Bett machen.
Wen bewundern Sie und warum?
Meine grössten Lehrmeister waren die damalige Direktion vom Suvretta House, Helen und Vic Jacob. Ich habe ihre Weitsicht und Berufsethik sehr bewundert und unglaublich viel daraus gelernt.
Was ist Ihr Lieblingsessen in einem Restaurant?
Spaghetti pomodoro e basilico – richtig gekocht bekommt man das in einer Handvoll Restaurants weltweit. Wenn Sie heute Gäste empfangen, was würden Sie für sie kochen? Thunfi schtartar mit Avocado, Linguine alle vongole, Ingwerparfait.