Als Kind wollte Nico Braunwalder unbedingt Grafiker werden. Doch als ihm bewusst wurde, dass seine Talente als Gastgeber grösser sind, entschied er sich für ein Studium an der EHL Hotelfachschule Passugg. Heute ist er General Manager des 5-Sterne-Hotels Victoria-Jungfrau Grand Hotel & Spa in Interlaken. Seine Freizeit verbringt der 44-Jährige gerne mit Sport und seiner Familie. Die unbeschwerten Momente mit seiner kleinen Tochter sind für ihn die grösste Quelle von Kraft und innerer Ruhe – eine essenzielle Grundlage, um im renommierten Hotel in Interlaken täglich Höchstleistungen zu erbringen. 

Nico Braunwalder, was fasziniert Sie an der Luxushotellerie? 
Die Dynamik und die Wandlungsfähigkeit beeindrucken mich. 

Wie meinen Sie das? 
Die Erwartungen der Gäste steigen und die Wünsche werden individueller. Ein treffendes Beispiel dafür ist der immer stärker werdende Fokus auf personalisierte Erlebnisse und massgeschneiderten Service.

Was beeindruckt Sie an der Arbeit in der Luxushotellerie? 
Besonders bereichernd finde ich den täglichen Kontakt mit Menschen aus der ganzen Welt. Dieser Austausch verbindet und sorgt für Spannung und Vielseitigkeit. 

Sie haben in familiengeführten Hotels wie auch in Kettenhotels gearbeitet. Welche Unterschiede erkennen Sie als Arbeitnehmer? 
Familiengeführte Hotels bieten oft eine besondere Atmosphäre und schnelle Entscheidungswege. In diesen Häusern hat man die Möglichkeit, sich stärker kreativ einzubringen und individuelle Ideen umzusetzen, was in grossen Hotelketten durch festgelegte Standards oft eingeschränkter ist. Die Strukturen der internationalen Kettenhotellerie lernte ich während meiner Zeit bei Ritz-Carlton kennen.  

Was macht die Kettenhotellerie aus? 
Effiziente Prozesse und umfassende Ressourcen sind bezeichnend. Aber auch Qualitätssicherung sowie die strategische Weiterentwicklung auf globaler Ebene. 

Seit vergangenem Juni führen Sie eines der prestigeträchtigsten Häuser der Schweiz. Hatten Sie Respekt? 
Klar! Das habe ich bei jeder neuen Aufgabe. Es ist eine grosse Verantwortung, ein so traditionsreiches Haus zu führen. Ich bin mir bewusst, dass hohe Erwartungen an mich gestellt werden. Dieser Respekt motiviert mich jedoch auch, tagtäglich mein Bestes zu geben und das Hotel auf höchstem Niveau zu leiten. Ich freue mich darauf, gemeinsam mit dem Team, das Potenzial des Hauses auszuschöpfen und unsere Gäste mit aussergewöhnlichem Service zu begeistern. 

dies oder das 

Sojasauce oder Maggi? 
Sojasauce! Sie bringt diesen perfekten Umami-Kick – und passt einfach zu allem, was ich liebe. 

Peterli oder Koriander? 
Koriander! Wenn man ihn mag, bringt er diese besondere Würze ins Gericht. Falls nicht, liegt das bekanntlich in den Genen. 

Butter oder Olivenöl? 
Butter! Das ist einfach ein bisschen Heimat auf dem Teller! 

Reis oder Kartoffeln? 
Kartoffeln! Einfach weil sie so vielseitig zubereitet werden können, aber hauptsächlich wegen den Pommes. 

Spiezer oder Walliser Wein? 
Weisser Walliser, Roter Spiezer. 

Sie haben das Victoria-Jungfrau Grand Hotel & Spa im Jahr 2021 kennengelernt, als Sie dort Vize-Direktor wurden. Was war ihr erster Eindruck? 
Ich war von dem Charme des Hotels sofort begeistert.  

Beschreiben Sie diesen Charme. 
Man spürt die 160-jährige Geschichte des Hauses bereits beim Eintreten. Nach meiner Zeit im Bulgari Hotel Peking, einem modernen und damals neu eröffneten Haus, war mir schnell bewusst, dass das Victoria-Jungfrau Grand Hotel & Spa von behutsamen, gezielten Investitionen profitieren würde, um seinen besonderen Charakter zu bewahren und sich weiterzuentwickeln.  

Konnten Sie das Haus damals modernisieren? 
Da unsere Besitzer dies ebenso sahen, hatte ich während meiner Zeit im «Victoria-Jungfrau» die Gelegenheit, an mehreren spannenden Projekten mitzuwirken.  

Was haben Sie umgebaut? 
Wir haben das Restaurant Radius by Stefan Beer gebaut und eröffnet, den Kids Clubs «Bienehuus» gebaut und die Aussenterrasse neu gestaltet. 

Und heute? 
Heute ist das Victoria-Jungfrau Grand Hotel & Spa in einem hervorragenden Zustand. Alle Zimmer sind renoviert und ein neuer Aussenpool gebaut, was das Hotel noch attraktiver macht. Es war beeindruckend zu beobachten, wie die Grand Dame kontinuierlich modernisiert wurde, während sie gleichzeitig ihren historischen Charme bewahrt hat. 

Woran arbeiten Sie im Moment? 
Wir überarbeiten derzeit unsere Amenities, haben das Angebot in der Bar modernisiert und passen Beleuchtung sowie Musik an, um eine noch stimmigere Atmosphäre zu schaffen.  

Ihre Laufbahn führte Sie nach Hongkong, Peking, Osaka, Bali und zurück nach Peking: Was unterscheidet die Luxushotels im asiatischen Raum von denen in der Schweiz? 
In Asien stehen die Softfaktoren stärker im Mittelpunkt, wobei individueller Service besonders betont wird. Asiatische Mitarbeitende empfangen Gäste mit einer natürlichen Herzlichkeit und Willkommenskultur. Innovation und Neuheiten haben in Asien einen höheren Stellenwert als bei uns. 

Was macht die Schweizer Hotellerie besser? 
Sie verbindet Qualität mit Beständigkeit. Während asiatische Luxushotels oft durch modernes Design beeindrucken, vereint die Schweizer Hotellerie ihre Geschichte, Qualität, Präzision und einzigartige Natur. Dabei wird stets auch ein klarer Fokus auf Nachhaltigkeit gelegt, was sie zu einem Vorreiter des umweltbewussten Handelns in der Luxushotellerie macht. 

Es ist eine grosse Verantwortung, ein so traditionsreiches Haus zu führen. 

Im Hotel Schweizerhof Zermatt haben Sie das «Myoko»-Foodkonzept mit Teppanyaki, Sushi-Tresen und DJ-Sound integriert. Welche Innovation können wir in Interlaken von Ihnen erwarten? 
Wir prüfen die Bedürfnisse der lokalen Bevölkerung und möchten fortlaufend die Schwellenangst abbauen – auch mit dem Ziel, dass diese sich stärker mit dem Hotel identifizieren kann. Es ist unser Bestreben, dass sich unsere Gäste bei uns wohlfühlen und gleichzeitig unsere Verbindung zur Umgebung spüren. 

Die Luxushotellerie möchte Gästeerwartungen erfüllen und gleichzeitig nachhaltig sein. Erklären Sie am Beispiel Frühstücksbuffet, wie das im Victoria-Jungfrau Grand Hotel & Spa gelingen kann. 
Wir kaufen so viele Zutaten wie möglich lokal oder regional ein – nicht nur beim Frühstücksbuffet, sondern in allen F&B-Bereichen. Die Portionen sind kleiner und die Auswahl an À-la-carte-Gerichten dafür grösser. Damit senken wir den Foodwaste. Wir vermeiden Einwegverpackungen und Plastik – sowohl innerhalb der Michel Reybier Hospitality-Gruppe als auch in enger Zusammenarbeit mit unseren Lieferanten. 

In welchen Restaurantkonzepten fühlen Sie sich privat am wohlsten? 
Mich zieht es in Restaurants mit einer einladenden und lebendigen Atmosphäre. Ein solches Konzept finde ich beispielsweise im Restaurant Myoko in Zermatt, in dem ich mich aktiv einbringen durfte. Es ist für mich ein Beispiel dafür, dass ein gutes Restaurant nicht nur durch exzellente Speisen, sondern vor allem durch das gesamte Erlebnis überzeugen sollte. 

Und was kochen Sie für Ihre Freunde? 
Ich koche meist «Handgelenk mal Pi» (lacht). Da wir meistens eine grössere Gruppe sind, koche ich für meine Freunde am liebsten Gerichte, die sich gut vorbereiten und einfach servieren lassen. Es wäre schade, wenn der Gastgeber stundenlang in der Küche verschwindet und kaum Zeit für die Gäste hat. Ein klassisches Filet im Teig kommt immer gut an, ebenso wie Pasta mit verschiedenen Saucen, die jeder selbst kombinieren kann. Auch der chinesische Hot Pot ist ein echter Favorit, da jeder seine eigenen Zutaten und Geschmacksrichtungen auswählen kann.