Im Bernerhof trafen sich Bundespräsidentin Sommaruga, die Bundesräte Alain Berset und Guy Parmelin sowie Mitglieder der Verwaltung mit zahlreichen Vertretern der Tourismusbranche. Man habe Bilanz gezogen über die Auswirkungen der ersten Lockerungsschritte, sagte Sommaruga im Anschluss an das Treffen gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Die Menschen müssten sich auch wieder daran gewöhnen. «Wir haben ein gemeinsames, grosses Ziel: Wir wollen, dass es schöne, gute und sichere Ferien gibt in der Schweiz in diesem Sommer.»
Wie der Schweizer Tourismus-Verband nach dem Treffen mitteilte, habe man der Landesregierung deutlich gemacht, dass die aktuelle Situation aus wirtschaftlicher Sicht nicht mehr lange tragbar sei.
Für die Branche sei es zentral, dass sie den touristischen Betrieb wieder aufnehmen könne. Es habe sich gezeigt, dass die meisten Betriebe mit den Einschränkungen nicht rentabel wirtschaften könnten.
Gastrobetriebe tun sich schwer
Untermalt wurde die Feststellung durch eine gleichentags von Gastrosuisse veröffentlichte Onlineumfrage bei über 3100 Gastrobetrieben. Demnach haben drei von vier Restaurants in der Schweiz wieder geöffnet. Ihre Umsätze nach dem Lockdown sind aber im Keller und liegen durchschnittlich 60 Prozent unter den Vorjahreswerten. Zwei von fünf Betrieben wissen nicht, ob sie im Juni noch offen bleiben können oder wollen, wenn die Massnahmen am 8. Juni nicht weiter gelockert werden.
Nach Lockerungen sieht es nun nach dem zweiten Tourismusgipfel tatsächlich aus. «Ab dem 8. Juni wird sehr viel stattfinden können», zeigte sich der St. Galler CVP-Nationalrat Nicolo Paganini, Präsident des Schweizer Tourismus-Verbandes, optimistisch. «Wir haben heute sehr viel Hoffnung erhalten, dass am nächsten Mittwoch im Bundesrat Entscheide fallen werden, die eine Sommersaison in der Schweiz möglich machen». [RELATED]
Gastrosuisse-Präsident Casimir Platzer hatte nach dem Treffen den gleichen Eindruck. Vom Bundesrat seien klare Signal gekommen, «dass wir nicht enttäuscht sein werden am nächsten Mittwoch, wenn der Bundesrat seine Entscheide kommuniziere».
Ziel des zweiten Tourismusgipfels war es, mit der Branche die Wege zu besprechen, wie erholsame Ferien in der Schweiz in diesem Sommer möglich werden. Im Vorfeld waren sich die Verbände einig, dass am 8. Juni die Campingplätze und Bergbahnen oder auch die Schifffahrt definitiv öffnen können müssen.
«Eine Schiffsreise muss drinliegen»
«Wir gehen davon aus, dass der Bundesrat am Mittwoch die Öffnung kommunizieren wird», zeigte sich Ueli Stückelberger gegenüber Keystone-SDA zuversichtlich. Für den Direktor des Verbandes öffentlicher Verkehr (VöV) ist es wichtig, dass der Bundesrat kommuniziert, «dass auch wieder einmal eine Schiffsreise drinliegen muss». Keine Ankündigungen habe der Bundesrat am Treffen bezüglich der vom TCS und vom Dachverband Swisscamps vehement geforderten Öffnung der Campingplätze gemacht.
Auch Andreas Züllig, Präsident von Hotelleriesuisse, hat zwischen den Zeilen herausgehört, dass der Bundesrat aufgrund der tiefen Fallzahlen «Lockerungen in Betracht zieht» und dass Bergbahnen und Schiffe ihren Betrieb wohl wieder aufnehmen können. Die Branche sei bereit, die Schutzkonzepte stünden.
Schweizer sollen in der Schweiz bleiben
Ein erster Gipfel mit den Touristikern hatte am 26. April stattgefunden. Dabei wurden Lockerungen für den 8. Juni ins Auge gefasst. Er diente zudem dazu, der Branche eine gewisse Planungssicherheit zu geben. Der Schweizer Bevölkerung sollen Sommerferien im Inland schmackhaft gemacht werden. SAC-Hütten, Jugendherbergen, Hotels und Gastrobetriebe dürfen seit dem 11. Mai wieder offen haben, Campingplätze jedoch nicht.
Der von der Corona-Krise hart getroffene Tourismus wird vom Bund mit 40 Millionen Franken unterstützt. Dies hatten die Eidgenössischen Räte am 6. Mai beschlossen. Der Nationalrat setzte auch die Bedingung durch, dass mit dem Geld nachhaltiger Tourismus gefördert werden soll.
Der Bundesrat hatte für die Branche keine besondere Unterstützung vorgesehen. Der Ständerat aber bewilligte dafür vorerst 67 Millionen Franken. Der Nationalrat willigte jedoch nur in einen Kredit von 40 Millionen Franken ein. Mit dem Geld sollen Kampagnen finanziert werden, um die Nachfrage anzukurbeln. Der Ständerat gab schliesslich nach. (sda)