Papst Johannes XXII. lebte ein langes Leben, von 1244 bis 1334, ein Teil davon auf Châteauneuf. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts liess der aus dem Weinbaugebiet von Cahors stammende Pontifex Maximus in den besten Lagen Rebberge anlegen. Daraus erwuchs eine lange Weinbautradition, die dazu beitrug, dass Châteauneuf-du-Pape 1936 als einer der ersten französischen Weine mit einer Appellation d’Origine Contrôlée (AOC) ausgestattet wurde. Voraussetzung dafür war und ist, dass im Produkt eine klar abgrenzbare, auf der Herkunft beruhende Identität erkennbar ist und diese der lokalen Tradition verpflichtet ist. All dies erfüllen die Weissen und die Roten von Châteauneuf-du-Pape in hohem Masse. Als Erinnerung an ihren Ursprung zieren die Schlüssel Petri, die Attribute des Apostels Petrus, die Bouteillen.

Die meisten der rund 300 Produzenten sind Familienbetriebe.

Ja, der Klerus und der Wein – sie bilden eine pikante Allianz. Der Pro-Kopf-Konsum beim Wein fällt in keinem Staat höher aus als im Vatikan, wobei man fairerweise sagen muss, dass dies vor allem aufgrund der Demografie so ist. Er liegt bei 73 Liter pro Bewohner, also mehr als doppelt so hoch wie in der Schweiz. Der wöchentliche vatikanische Weinkonsum beträgt folglich zwei Flaschen – oder zwei Deziliter pro Tag. Gottes Bodenpersonal ist also keineswegs masslos, es hält sich an die benediktinische Regel: Sie spricht den Mönchen täglich eine Hemina zu, ein Viertel Wein also, und dies gilt auch heute noch.

Stefan Keller ist regelmässiger Autor bei der «Schweizerischen Weinzeitung» und ist in der Valtellina als Weinproduzent tätig. Er zählt zu den Gründern der Vereinigung Mémoire des Vins Suisses und ist Ehrenmitglied des Sommelier- Verbands Schweiz. Stefan Keller lebt und arbeitet in der Schweiz und in Wien.

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Das Anbaugebiet Châteauneuf-du-Pape zählt rund 3100 Hektaren, sie ergeben jährlich etwa 12,5 Millionen Flaschen, über 90 Prozent davon sind Rotweine. Die meisten der rund 300 Produzenten sind Familienbetriebe, und viele davon sind bestrebt, das Ansehen des Châteauneuf-du-Pape zu mehren. So wird bereits rund ein Drittel aller Parzellen nach biologischen Methoden bewirtschaftet. Sage und schreibe 18 Sorten kommen für die Herstellung in Betracht. Grenache – das Rückgrat der AOC – wird oft mit Mourvèdre und Syrah verschnitten. Dazu kommen etwas Cinsault und lokale Spezialitäten wie Counoise, Vaccarès oder Terret noir.


Kostproben

Das Weinhaus Guigal zählt zu den Ikonen entlang der Rhône, und seine Gewächse aus der Côte-Rôtie sind Legion. Weiter südlich keltert Guigal auch exzellenten Châteauneuf-du-Pape wie den weissen Saintes Pierres de Nalys. Einen Vorgeschmack auf den mächtigen Rotwein der Appellation bietet Laurent Charvins 2020er-Côtes-du-Rhône. Das ist purer pfeffriger, rotbeeriger Trinkspass. Sein wohltuend frugaler Châteauneuf-du-Pape 2020 steht in den Startlöchern.

[IMG 2]Bis zum Käse
Châteauneuf-du-Pape blanc Saintes Pierres de Nalys 2018, E. Guigal, Ampuis, 75 cl – Fr. 52.–, Wyhus Belp, Belp

 

 

 

 

[IMG 3]Passender Auftakt
Côtes-du-Rhône 2020, Domaine Charvin, Orange, 75 cl – Fr. 19.50, Carl Studer Vinothek, Luzern

 

 

 

 

[IMG 4]Gezähmter Bulle
Châteauneuf-du-Pape 2020, Domaine Charvin, Orange, 75 cl – Fr. 52.–, Carl Studer Vinothek, Luzern