Zwei Mal gabs Szenenapplaus: Einmal für Schweiz-Tourismus-Geschäftsführer Martin Nydegger, als er sich mit markigen Worten fürs Impfen aussprach: «Wer im Tourismus arbeitet und sich nicht impfen lässt, betreibt unterlassene Hilfeleistung.» Und einmal klatschten die Anwesenden für Christian Laesser. Der Professor forderte, der Staat soll jetzt Hilfen anbieten, über den Strukturwandel könne man dann wieder diskutieren, wenn der Aufschwung komme.
Um diesen Aufschwung ging es bei der Podiumsdiskussion, an der auch Urs Kessler, Chef der Jungfraubahnen, und Swiss-CEO Dieter Vranckx teilnahmen. Genauer um den Aufschwung bei den internationalen Gästen.
Die Prognosen waren teils überraschend positiv. Die Nachfrage aus Nordamerika und den Golfstaaten sei besser als erwartet, sagte etwa Nydegger. Von Reiseveranstaltern aus diesen Regionen höre er: Der Schweiz trauen wir es am ehesten zu, die Gäste sicher zu empfangen. Mit konkreten Prognosen hielt sich Nydegger allerdings zurück.
«Sauberkeit ist normalerweise kein sexy Attribut. Aber jetzt ist clean the new sexy.»
Martin Nydegger
Geschäftsführer Schweiz Tourismus
Der als Optimist bekannte Kessler rechnet damit, dass 2022 zwar noch ein Übergangsjahr wird. Aber schon 2023 soll die Nachfrage aus Asien wieder auf 80 Prozent des Niveaus von vor der Krise steigen. Zuerst kämen die Europäer zurück, dann die Amerikaner und ab 2022 die Asiaten, prognostizierte derweil Vranckx. Die Art des Reisens werde sich in Zukunft kaum verändern – ausser, dass die Krise den Trend hin zum Individualtourismus beschleunigt habe, sagte Kessler.
«Der chinesische Markt wird sicher nicht vor den Winterspielen 2022 zurückkommen.»
Urs Kessler
Geschäftsleiter Jungfraubahnen
Wer daran glaube, dass der Trend hin zum Hyperlokalen die Pandemie überdauere, habe Wunschvorstellungen, sagte Laesser. Er sehe viele Treiber für Gruppenreisen, und Orte, die vor Corona gefragt gewesen seien, seien das auch in Zukunft wieder.
«Bin gespannt, wann das erste Hotel in der Schweiz nur noch Geimpfte empfängt.»
Christian Laesser
Tourismusprofessor, Uni St. Gallen
Von Moderator Urs Gredig danach gefragt, wie optimistisch die Podiumsteilnehmer für den Schweizer Tourismus auf einer Skala von 1 bis 10 seien, waren die Antworten zuversichtlich. Kessler: «10», Laesser: «8», Vranckx: «9,5». Nydegger müsse gar nicht erst antworten, meinte Gredig, der sei so oder so eine «10».
«Sobald die Reisebestimmungen stabil bleiben, kommt die Reisenachfrage zurück.»
Dieter Vranckx
Geschäftsleiter Swiss
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Mischa Stünzi