Mitte des 19. Jahrhunderts zählt die Schweiz rund 250 Quellen. Bis zum Ersten Weltkrieg folgen zahlreiche auch heute noch namhafte Badekurorte. Mit dem Ziel, nach dem Ersten Weltkrieg die Infrastruktur zu verbessern und den Tourismus und die Volksgesundheit zu fördern, gründen am 16. Dezember 1924 Vertreter von damals renommierten Bädern wie Gurnigel, Tenigerbad oder Knutwil sowie Leukerbad, Yverdon oder Bad Ragaz die Vereinigung Schweizerischer Badekurorte (VSB). Der erste VSB-Präsident ist Karl Rupprecht, Hotelier im Hotel Eden in Rheinfelden. Die damalige Hotelrevue kommentiert: «Die konstituierende Sitzung dieser neuen Vereinigung leistete in Baden gründliche Arbeit, sodass der Zusammenschluss allen Beteiligten und damit unserer gesamten Volkswirtschaft Vorteile bringen wird.»

1940 – 1950 Tourismus, Forschung und Qualität
1927 lautet der Slogan: «Badet Euch gesund!» 1930 werden die Bäder als «Jungbrunnen» angepriesen, und 1938 heisst es: «Vorbeugen, Heilen, Verjüngen durch Schweizer Heilbäder». In den Nachkriegsjahren wird der Fokus auf die Wiederbelebung des Tourismus gelegt. Filme wie «Heilende Schweiz» oder «Fontes Helvetiae», im Auftrag der Schweizerischen Zentrale für Verkehrsförderung (SVZ), sollen Badegäste bringen. Man setzt aber nicht nur auf Werbung, sondern auch auf Qualitätssicherung: Sämtliche Heilquellen der Schweiz werden geologisch begutachtet und chemisch untersucht. 4868 Ärzte in der Schweiz erhalten Karten für den kostenlosen Bädereintritt. Ab 1949 schafft eine Indikationen-Kommission bestehend aus Spezialärzten eine Übersicht über die schweizerischen Badekurorte und teilt ihnen klar definierte Indikationen zu.

1950 – 1960 Expansion und Modernisierung
«Badekuren sind keine Modesache und der menschliche Körper keine Maschine. Man kann keine Teile auswechseln oder gar den Apparat durch einen anderen ersetzen. Deshalb ist es ratsam, seine Gesundheit mit Bedacht und Umsicht zu betreuen», schreibt der VSB 1952. Unter der Führung von August Schirmer fördert der Verband fortan das Bewusstsein für die Wichtigkeit von Gesundheit und Wellness. Heilbäder werden als Reiseziele für Erholungssuchende und Gesundheitstouristen positioniert. In der Ära Schirmer beginnt der VSB eine Zusammenarbeit mit dem Schweizer Hotelierverein (heute HotellerieSuisse) und mit dem Schweizerischen Fremdenverkehrsverbund (heute Schweizer Tourismusverband STV). Geworben wird bei Ärzten in ganz Europa bis Marokko.

1970 – 1980 Jubiläum, Erfolg und Fortschritt
In den 1970er-Jahren nimmt das Schweizer Bäderwesen Fahrt auf. Entsprechend selbstbewusst sind die Werbeslogans des VSB. «Fit statt fett durch eine Kur im Schweizer Heilbad» oder «Vorbeugen ist besser als heulen», lautet die Devise. 1974 feiert der VSB unter Präsident Peter Kaspar, Kurdirektor von St. Moritz, sein 50-Jahr-Jubiläum. Zum runden Geburtstag erscheint der Film «In den Wässern sind alle Tugenden» von Regisseur Kurt Früh. Der Streifen, auf Youtube verfügbar, zeigt, wie sich Badekurorte und Kurhotels dem neuen, jüngeren Gästesegment anpassen, ohne das Angebot für Patienten zu vernachlässigen. Und noch eine erfreuliche Entwicklung: 1979 wird die erste Frau in den VSB-Vorstand gewählt.

1980 – 2010 Kooperation, aber keine Fusion
In den 1980er-Jahren intensiviert der VSB seine Werbeaktivitäten für die Schweizer Heilbäder weltweit. 1986 wird das Institut für Fremdenverkehr und Verkehrswirtschaft der Hochschule St. Gallen mit einer Studie beauftragt. 88 Prozent der befragten Heilbadbesucherinnen und -besucher erklären, mit dem Aufenthalt und dem Erfolg sehr zufrieden zu sein; 82 Prozent versichern, wiederzukommen. 2002 gründen der VSB und der Verband Schweizer Kurhäuser VSK (ab 2003 «Wohlbefinden Schweiz») zusammen mit dem Schweizer Hotelier-Verein (heute HotellerieSuisse) und Schweiz Tourismus die Marketingkooperation Wellfeeling: 41 Schweizer Wellnesshotels, 61 Kurhäuser und 16 Heilbäder geben die Broschüre «Sein und Lassen» heraus.

2010 – 2024 Wellness-Trend und Verbandsgründung
Wellness- und Spa-Einrichtungen in Ferienhotels und Day Spas, vor allem in Städten, boomen. VSB und VSK nehmen wiederum Gespräche auf. 2013 wird der Zusammenschluss der beiden Verbände unter dem Namen «Heilbäder und Kurhäuser Schweiz» genehmigt. Präsident wird Max Nadig. Durch die Fusion will man Synergien schaffen und Ressourcen bündeln, um im Gesundheitswesen und im Tourismussektor, aber auch gegenüber politischen und wirtschaftlichen Entscheidungsträgern stärker aufzutreten. Der fusionierte Verband konzentriert sich auf Qualitätssicherung, Innovation, Kooperationen und die Anpassung an den digitalen Wandel. Man will die Tradition und Exzellenz der Schweizer Heilbäder und Kurhäuser bewahren und auf neue Gesundheitstrends reagieren. Die Schweiz soll als führende Destination im Gesundheitstourismus gestärkt werden.


Jubiläum

Der Verband Heilbäder und Kurhäuser Schweiz feiert 100. Geburtstag im Parkresort in Rheinfelden

Im Bäderkanton Aargau feierte der Verband sein 100-Jahre-Jubiläum. Der Verband lud seine Mitglieder, Kooperationspartner, Ehrengäste sowie Vertreter aus der Schweizer Tourismusbranche zum Jubiläum ins Parkresort nach Rheinfelden. Gemeinsam würdigten sie die Entwicklung des Verbandes, diskutierten die veränderten Anforderungen der Gäste und schauten auf die Geschichte des Gesundheitstourismus zurück. 

Höhepunkte waren die Modenschau «100 Jahre Bademode», eine Talkrunde und das Gala-Dinner im Park-Hotel Rheinfelden. Regierungsrat Dieter Egli überbrachte Glückwünsche der Aargauer Regierung. 

Moderatorin Anna Tina Heuss blickte mit Verbandspräsident Max Nadig und Schweiz Tourismus-Direktor Martin Nydegger auf die Herausforderungen des Verbandes und die Bedeutung des Gesundheitstourismus in der Schweiz zurück. «In den vergangenen 100 Jahren hat sich der Gesundheitstourismus zu einem Megatrend entwickelt», fasst Verbandspräsident Max Nadig zusammen.

«Unser Verband setzt sich dafür ein, dass die Thermalbäder und Kurhäuser in der Schweiz als das wahrgenommen werden, das sie sind: Orte, an denen die Gesundheit zelebriert wird». Er betonte, dass es an der Zeit sei, den Begriff «Kuren» zu entstauben und ihm wieder mehr Gewicht zu verleihen. «Gerade in Zeiten, in denen körperliche Betätigung abnimmt und die mentale Belastung steigt, rückt die gesamtheitliche Gesundheit in den Fokus», so Nadig. (mm)

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3 Fragen an

«Ein Angebot, das die Qualitätsanforderungen des Marktes erfüllt, ist Voraussetzung für den Erfolg.»

[IMG 2]Ladina Bruggmann, welche Bedeutung haben Kurhäuser und Heilbäder für den Schweizer Tourismus heute?
Die Kurhäuser haben letztes Jahr 576'634 Logiernächte ausgewiesen. Die Thermen verzeichnen jährlich mehr Eintritte: 2020 1,6 Millionen, 2023 2,2 Millionen.

Die Zusammenarbeit zwischen den Verbänden Heilbäder und Kurhäuser Schweiz (HKS) und HotellerieSuisse hat sich immer wieder manifestiert. Wie läuft die Zusammenarbeit mit den Wellnesshotels heute?
HotellerieSuisse übernimmt im Auftrag von HKS die Überprüfung der Qualitätskriterien für die Spezialisierung Kurhaus. Diese wird gleichzeitig mit der Kontrolle der Barrierefreiheit regelmässig durchgeführt. Eine institutionelle Zusammenarbeit mit den Wellnesshotels gibt es nicht, da sich die Märkte Gesundheit und Wellness unterscheiden. Es gibt aber Mitglieder, die in beiden Märkten tätig sind.

Wie entwickelt sich der Gesundheitstourismus in der Schweiz in naher Zukunft?
Die Bäder haben sich als integraler Bestandteil des schweizerischen Gesundheits- und Tourismussektors etabliert. Entscheidender Treiber der Nachfrage ist und bleibt die Bedeutung einer ganzheitlichen Gesundheit in der Bevölkerung. Die individuelle Gesundheit hat nach wie vor einen hohen Stellenwert, welcher Modetrends überlagert und eine konstante Nachfrage sicherstellt. Ein Angebot in den Mitgliedsbetrieben, das die Qualitätsanforderungen des Marktes erfüllt, ist Voraussetzung für den Erfolg.