Die steigende Zahl infizierter Personen, die neue Situation an den Grenzen, die Schliessung der Schulen und die zusätzlichen Einschränkungen bei Veranstaltungen hätten dazu geführt, dass die Regierung für den Kanton Graubünden die «ausserordentliche Lage» ausgerufen habe, teilt die Bündner Standeskanzlei am Freitag mit.
Bei der Beurteilung der Lage hätten die erschreckenden Zahlen aus dem Kanton Tessin eine wesentliche Rolle gespielt. Dort nimmt die Zahl der infizierten und hospitalisierten Personen explosionsartig zu und verdoppelt sich jeden zweiten Tag.
Gemäss Gesetz über den Bevölkerungsschutz ist eine «ausserordentliche Lage» dann angebracht, wenn die Mittel von Gemeinden und Kanton nicht mehr ausreichen, um ihre Aufgaben zu bewältigen oder wenn eine grosse Zahl von Personen betroffen ist. «Dies trifft nun zu», heisst es weiter. Die bisherige Führung durch das Gesundheitsamt wird an den Kantonalen Führungsstab übertragen.
Keine Anlässe mit mehr als 50 Personen
Das Massnahmenpaket der Bündner Regierung trifft auch den Tourismus: Die Skigebiete müssen den Betrieb ab kommenden Montag einstellen. Bereits ab Samstag gilt: Öffentliche, religiöse und private Anlässe oder Versammlungen mit mehr als 50 Personen sind verboten.
Um Kapazitäten für Coronavirus-Patienten zu schaffen, wird in der Klinik Gut in St. Moritz, im Spital Oberengadin in Samedan, im Center da Sandà Engiadina Bassa und im Centro Sanitario Vaposchiavo ein Stopp aller nicht sofort notwendiger Eingriffe angeordnet.
In der kantonalen Verwaltung wird wenn immer möglich Homeoffice angeordnet. Der Zivilschutz steht ab Samstag bis Ende April zur Unterstützung des Gesundheitswesens im Einsatzbereitschaft. Ziel der Massnahmen sei es, den massiven Anstieg der Krankheitszahlen so weit wie möglich zu verlangsamen.
Auch im Kanton Graubünden steigt die Zahl der mit dem Coronavirus erkrankten Personen rapide an. Aktuell ist das Virus bei 43 Personen nachgewiesen, wie der Kanton mitteilte.
Bundesrat bestätigt schweizweite Schliessung
Dass sich an privaten und öffentlichen Veranstaltungen nur noch 100 Personen gleichzeitig aufhalten dürfen, bedeutet für die Skigebiete den vorzeitigen Saisonschluss.
Auf eine Frage an der Medienkonferenz in Bern, an der der Bundesrat am Freitag die verschärften Massnahmen vorstellte, wie die Vorgabe von nicht mehr als 100 Anwesenden in Skigebieten umgesetzt werde, sagte Berset: «Das bedeutet die Schliessung für die Skigebiete.» (sda)