Keine Social-Media-App hat in jüngster Zeit innert so kurzer Zeit eine solche Begeisterung und Aufmerksamkeit ausgelöst wie Clubhouse. Die Audio-App aus den USA wurde im September 2020 in den App Store von Apple gestellt und hat im Januar den Sprung auf zahlreiche europäische iPhones geschafft. Aktuelle Nutzerzahlen von Februar gibt es keine, doch dürften die zwei Millionen wöchentliche Nutzende, die die Firma zuletzt kommunizierte, längst vervielfacht worden sein.
Um die App nutzen zu können, gibt es zwei Möglichkeiten: Sie werden von einem Ihrer Kontakte eingeladen. Alternativ lassen Sie sich bei der Anmeldung auf eine Warteliste setzen, bis einer Ihrer Kontakte Sie freischaltet. Bei zweiter Variante wird das Adressbuch zu Clubhouse hochgeladen – hier gilt es, das Thema Datenschutz zu beachten.
Doch was ist Clubhouse überhaupt? Clubhouse ist eine reine Audio-App, in der sich User in Räumen über verschiedenste Themen unterhalten – dabei kann man sich, wenn man möchte, selbst in die Diskussion einbringen. Stellen Sie es sich wie eine interaktive Radiosendung vor, in der Sie mitmachen können, wenn Sie dies denn wollen. Räume bekommen Sie angezeigt, wenn Personen, denen Sie folgen, in diesen Räumen mitdiskutieren. Zudem gibt es sogenannte Clubs (z. B. den «Hospitality & more»-Club), denen Sie beitreten können. So sehen Sie auch Räume, die «innerhalb dieses Clubs» stattfinden. Das Momentum für eine Audio-App ist natürlich perfekt. Zahlreiche Personen befinden sich im Homeoffice. Branchenevents fehlen genauso wie Erfa-Meetings – und privat natürlich die Treffen mit Freunden.
Deshalb meine Empfehlung: nicht einfach jedem Ihrer Kontakte folgen, sondern effektiv den Personen, die sich in entsprechend interessanten Räumen mit einbringen. So wird Ihnen die App auch interessantere Räume anzeigen.
In einem Raum der Firmen Schweiz Tourismus, Swiss, SBB, Zürich Tourismus und den Seiler Hotels zum Thema «Social-Media-Kommunikation in Covid-19-Zeiten» hörten kürzlich bis zu 150 Personen gleichzeitig einer Diskussion zu. In einem Q & A mit Martin Nydegger, Direktor von Schweiz Tourismus, hörten bis zu 180 Personen gleichzeitig zu. Und dies, obwohl die App derzeit offiziell noch immer in einer Beta-Phase und exklusiv für iOS (iPhone und iPad) erhältlich ist. Eine Android-Version wird im Sommer erwartet.
Wie entwickelt sich die App? Die Entwicklung einer neuen Social-Media-App einzuschätzen, ist schwierig. Was passiert nach der Aufhebung des Lockdown und der Homeoffice-Pflicht? Wahrscheinlich wird die App bei gewissen Nutzerinnen und Nutzern an Nutzungszeit einbüssen, doch feste Formate werden wohl bestehen bleiben. Es macht also Sinn, sich mit der App jetzt schon auseinanderzusetzen. Einige der Marketingberater, die derzeit von einer Präsenz auf der App abraten, haben dies bereits bei Instagram und Tiktok getan – davon hat keiner profitiert. Es ging höchstens wertvolle Zeit zum Aufbau einer Community verloren. Aber ja: Wer nichts zu erzählen hat, wird in dieser App wenig Chancen sehen – denn hier kann der Mangel an Inhalten nicht mit hübschen Fotos kompensiert werden.
Jeremy Kunz ist Marketingverantwortlicher der Seiler Hotels in Zermatt und Blogger.