Bereits wenige Tage vor Ablauf der Bestellfrist ist der Coup gelungen: Die Saastal Bergbahnen verkünden den Erfolg der Saisonkarten-Sonderaktion. Zwar sind die für das Zustandekommen des Crowdfunding-Deals erforderlichen 99'999 Bestellungen noch nicht beisammen, es zeichne sich jedoch bereits jetzt ab, dass das Ziel erreicht wenn nicht sogar übertroffen wird, sagt Urs Zurbriggen, Chief Operating Officer (COO) bei der Saastal Bergbahnen AG.
«Kritisch war für uns die Schwelle von 50 000», so Zurbriggen. Ab da hätten die Leute gemerkt, dass es sich bei der Aktion nicht nur um einen Marketing-Gag handle, sondern um ein effektives Produkt. Tatsächlich stieg die Zahl der täglichen Bestellungen in den letzten Tagen rapide an: Lag sie letzte Woche noch bei gut Tausend, kamen Anfang dieser Woche, als die Hälfte der erforderlichen Bestellungen erreicht war, allein innerhalb 48 Stunden mehr als 10 000 weitere Bestellungen hinzu.
«Wir spüren eine grosse Solidarität unter den lokalen Leistungsträgern», so Zurbriggen. Hotels, welche bereits Abos auf Vorrat bestellt haben, hätten in den letzten Tagen nochmals nachbestellt. «Es herrscht eine positive Stimmung im Dorf», freut sich Zurbriggen über den Erfolg.
Auch weitere Partner, wie zum Beispiel Tour Operators, hätten bereits angekündigt, weitere Abonnemente hinzubestellen zu wollen, sobald das Produkt «heiss» ist. Sein Unternehmen sei deshalb bereit, mehr als die angestrebten Hundertausend Abos zu verkaufen. Berechnungen hätten ergeben, dass bis zu 200 000 Saisonabos verkauft werden könnten, bis es zu Engpässen auf den Pisten kommt.
Enge Zusammenarbeit mit den Leistungsträgern
Neben Einzelpersonen sind es zu etwa 40 Prozent Hotels und andere Leistungsträger, die die Saisonkarten unpersonalisiert und en bloc bestellt haben. «Wir haben die lokalen Leistungsträger, also die Hotellerie, Parahotellerie, Gruppenunterkünfte oder auch Skischulen vorgehend informiert. Die Hoteliers und Vermieter können Abonnemente auf Vorrat kaufen und sie während des ganzen Winters personalisiert an die Gäste abgeben», erklärt Zurbriggen. Leitgedanke hinter der Aktion sei ein Produkt, das die Wertschöpfung in der ganzen Destination wieder anhebt. «Ein Gast, der nur für ein Wochenende kommt und vom Hotel ein Saisonabo erhält, kehrt vielleicht für ein weiteres Wochenende ins Saastal zurück. Das generiert weitere Wertschöpfung für die Hotels, Skischulen, Skivermieter und die Berggastronomie. Es ist eine ganze Wertschöpfungskette, die wir versucht haben, hinten dranzuhängen», so Zurbriggen.
Bestätigen kann dies Fabian Zurbriggen, Direktor des Hotel Pirmin Zurbriggen in Saas-Almagell. Mehrere seiner Gäste hätten den Wunsch geäussert, im April ein zweites Mal in dieser Saison wiederkehren zu wollen. Eine Familie habe sich bereits schon für den März angekündigt. Die Begeisterung seiner Gäste führt Zurbriggen, der übrigens mit Urs Zurbriggen von den Saastal Bergbahnen weder verwandt noch verschwägert ist, eindeutig auf die Aktion der Saastal Bergbahnen zurück.
Laut Urs Zurbriggen, dem COO der Saastal Bergbahnen, gehen 90 Prozent der derzeitigen Bestellungen auf das Konto der Einjahres-Saisonabos zum Preis von 222 Franken. Den übrigen Anteil machen die Dreijahresabos (8 Prozent, 622 Franken) und 15-Jahres-Abos (2 Prozent, 2999 Franken) aus. Letztere seien vor allem unter Einheimischen sowie Zweitwohnungsbesitzern gefragt. Die umfangreichsten Einzelbestellungen lägen bei über 1000 Abonnementen. Ein Hotel habe acht Abonnemente pro Bett bestellt, das sei bislang Rekord.
Hotellerie hofft auf wiederkehrende Gäste auch aus dem Ausland
Die lokale Hotellerie erhofft sich viel von der Aktion. So auch Klaus Habegger, Direktor des Sunstar Boutique Hotel Beau Site in Saas-Fee. Er hat 500 Saisonabos gekauft, je zur Hälfte Ein- bzw. Dreijahresabonnemente. Mit den Abos will er seinen Gästen einen Mehrwert offerieren. Gegenwärtig kostet eine Wochenpauschale in seinem Hotel 1800 Franken, inklusive 6-Tages-Skipass für 376 Franken. Statt für das Wochenbillet können sich Habeggers Gäste diesen Winter für die Saisonkarte für 222 Franken entscheiden; die Preisdifferenz werde voll an den Kunden weitergereicht, verspricht der Hotelier.
Am meisten erwartet sich Habegger jedoch von seinen 250 Dreijahres-Abos für je 622 Franken. Diese seien besonders attraktiv für seine Stammgäste, die sowieso wiederkämen und das Angebot voll ausnützen würden. Hier sei zwar etwas Verkaufsgeschick an der Réception gefragt, das Risiko, auf den Abos sitzen zu bleiben, hält Habegger gleichwohl für kalkulierbar: «Selbst wenn ich Ende Saison noch Dreijahreskarten übrig habe, sind sie nächste Saison immer noch gültig, einfach nur noch zwei Jahre. Zum Preis von 622, das ist immer noch preiswerter als zwei Sechstages-Abos.»
Gutes Feedback habe er ausserdem von ausländischen Gästen erhalten. Die Aktion sei im Ausland nicht gross beworben worden. Stattdessen habe die Saastal Marketing AG den Hotels vorgefertigte Marketing-Newsletter zur Verfügung gestellt, die diese zu Werbezwecken an ihre Kunden verschicken können. Bereits mehrere Bestellungen aus dem Ausland seien im Sunstar Boutique Hotel Beau Site eingegangen. Auch Klaus Habegger hofft auf neue Kunden, eine engere Kundenbindung sowie langfristig auf eine nachhaltige Steigerung der Logiernächte.
Auf mehr Gäste aus dem Ausland setzt auch Hotelier Fabian Zurbriggen. «Das ist ein tolles Angebot in der Hochpreisinsel Schweiz, das den Österreichern Konkurrenz machen und wieder mehr Deutsche ins Land holen wird.» Auch die Abwanderung der Schweizer Skifahrer in die Nachbarländer werde dadurch gebremst.
Für das kommende Wochenende erwartet das Saastal Schneefall. Die Lifte öffnen am 1. Dezember.