In Mulegns soll der «Weisser Turm» gebaut werden, ein komplett digital gedrucktes Gebäude, das von literarischen Himmelsreisen, vom Heimweh der Bündner Emigranten und nicht zuletzt vom kühnen Geschmack der Mulegnser Zuckerbarone erzählt. Das Gebäude bietet Raum für Kunstinstallationen, Hörspieltouren und Theateraufführungen.

Das Bergdorf Mulegns ist vom Aussterben bedroht. Im Passdorf leben heute gerade noch 16 Einwohner. Die Nova Fundaziun Origen, Trägerin des renommierten Wakkerpreises 2018, versucht den grossartigen kulturhistorischen Baubestand des Dorfes zu retten und gleichzeitig den Ort an der historischen Julierstrasse neu zu beleben. In den vergangenen Jahren wurde bereits viel erreicht. Die unter eidgenössischem Schutz stehende «Weisse Villa» konnte mittels einer spektakulären Verschiebungs-Aktion gerettet werden. Das historische Post Hotel Löwe hat im vergangenen Winter neue Dächer und frische Fassaden erhalten, die die wertvolle Substanz schützen. Das Hotel wurde am 4. Juni 2021 im Beisein der Direktorin des Bundesamtes für Kultur, Isabelle Chassot, für eine Zwischensaison eröffnet. 

Am Dienstag wurde das Projekt feierlich von Bundespräsident Guy Parmelin, Mario Cavigelli, Regierungspräsident von Graubünden, Detlef Günther, Vizepräsident für Forschung der ETH, und den Architekten Benjamin Dillenburger und Michael Hansmeyer sowie den Gemeindepräsidenten der Regionen Albula und Maloja in Mulegns präsentiert der Öffentlichkeit präsentiert.

Der oberste Schweizer zeigte sich beeindruckt vom Projekt. Auf Twitter schrieb er: «Der Zuckerbäckerturm in Mulegns in Graubünden ist ein wunderbares Beispiel für die Dynamik unserer ETHs und für die Kreativität der Kulturakteure der Schweiz».

Der Turm wird einer der höchsten Bauten sein, die je im 3D-Verfahren von Robotern gedruckt wurden. Zusammen mit dem historischen Sockel, auf dem der Turm zu stehen kommt, beträgt die Gesamthöhe 29 Meter. Der Durchmesser an seiner breitesten Stelle beträgt 9 Meter. Der Theatersaal unter der Kuppel soll bis zu 45 Besucher fassen. 

Der Bau soll auf eindrückliche Weise den Formenreichtum digitaler Fabrikation demonstrieren und neue Massstäbe im nachhaltigen Umgang mit Beton setzen, so die Initianten.

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Darüber hinaus soll das Projekt die reiche Kulturgeschichte des Ortes weitererzählen, einen sanften, substantiellen Tourismus befördern, wertvolles digitales Knowhow in den Bergkanton bringen und ein aussterbendes Dorf retten.

Der 3,5 Millionen Franken teure Turm soll im Sommer 2022 vor Ort gedruckt und 2028 wieder abgebaut werden.Die Eröffnung und Bespielung des Gebäudes ist für 2023 vorgesehen.(htr/npa)

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Entworfen und geplant haben den «Weissen Turm» Benjamin Dillenburger (Professur Digitale Bautechnologien) und Michael Hansmeyer (Architekt) in Zusammenarbeit mit der Nova Fundaziun Origen. An der Entwicklung beteiligt sind neben Dillenburger drei weitere ETH-Professoren des Nationalen Forschungsschwerpunkts Digitale Fabrikation: Robert Flatt arbeitet an der Betonmischung, Walter Kaufmann an der Tragstruktur und den Verbindungen der gedruckten Beton-Elemente und Andreas Wieser an der Vermessung und Formkontrolle.