Der Tourismus bleibt auch mit der digitalen Transformation ein Erlebnisprodukt, welches von der Interaktion zwischen Menschen geprägt ist – auch wenn sich die Zusammenarbeit von Mensch und Maschine zur Steigerung der Produktivität in vielen touristischen Prozessen anbietet. Genau hier lässt sich eine zentrale Herausforderung des Fach- und Arbeitskräftemangels verorten. Diese Herausforderung ist nicht neu, sie wird sich auch aufgrund der demografischen Veränderung und des Wertewandels noch akzentuieren. [RELATED]

Wie kann man dieser Entwicklung entgegenwirken? In einer Seco-Erhebung aus dem Jahr 2022 unter Führungspersonen von DMO, Bergbahnen und Hotels wurde Diversität und Inklusion als das am wenigsten wichtige Nachhaltigkeitsthema eingeschätzt (Laesser et al. 2023). Die Vorteile und Chancen von Diversität und Equality im Tourismus gilt es bei den Befragten noch besser aufzuzeigen. Dies, obwohl sich an der Basis des Tourismus ein durchaus junges, weibliches, farbiges und vielfältiges Bild der Mitarbeitenden zeigt. Ein systematischer Blick in die Führungsebene im Schweizer Tourismus liegt bis anhin nicht vor – erste Eindrücke lassen hier noch Potenzial zu mehr Diversität vermuten.

Es braucht einen chancenorientierten Diskurs im Schweizer Tourismus.

Damit zeigt sich ein ähnliches Bild wie in Deutschland (Wotha, B. & Beyer, D. 2019) oder generell im globalen Tourismus (UNWTO 2019). Der Tourismus könnte also in Zukunft von vielen Vorteilen anstelle von Vorurteilen (vgl. Oberkircher et al. 2014) mit einer aktiven Förderung der Diversität profitieren. Wer seinen Talentpool öffnet, aktiv eine Durchmischung zulässt, ermöglicht neue Denk- und Handlungsweisen, was mehr Innovationskraft erzeugt. Auch weiss man, dass diversere Teams höhere soziale und emotionale Kompetenzen haben, was schliesslich gewichtig zum Unternehmenserfolg beiträgt (Sigfried & Schröder 2022).

Um das zu erreichen, benötigt es aber einen offenen, chancenorientierten Diskurs im Schweizer Tourismus, der geprägt ist von Respekt, Austausch auf Augenhöhe und Ernsthaftigkeit, wenn auch manchmal mit einem charmanten Augenzwinkern. Wir sind als Führungspersonen im Schweizer Tourismus der nächsten Generation an Mitarbeitenden, aber auch unseren vielfältigen Gästen gegenüber verpflichtet, das Tabu abzulegen und Diversity und Equality als das zu nehmen, was es ist: das wohl wichtigste soziale Nachhaltigkeitsthema.

Mit unseren Aktivitäten bei Equality4Tourism und hoffentlich auch bald in unseren Nachbarländer Deutschland, Österreich sowie Slowenien durch die «Twin Transformation» ermöglichen wir als Plattform den Diskurs, geben Wissen weiter und schaffen Visibilität im Tourismus.

Wir sprechen über «Chancengleichheit» im sozialen Bereich, entwickeln gemeinsam die Vorteile und Chancen für den Tourismus. Damit überwinden wir Vorurteile und lassen sie zu Vorteilen werden – mit Überzeugung engagiere ich mich dafür im Schweizer Tourismus und bin in einem nächsten Schritt gespannt auf die Transparenz zur Durchmischung.

Monika Bandi Tanner ist Leiterin Forschungsstelle Tourismus (CRED-T), Universität Bern.