Am 28. Mai fand im Dachstock der Berner Transa Markthalle der Fairunterwegs-Talk «Wie viel Tourismus kanns denn sein?» statt. Grüne-Nationalrat Christoph Clivaz, Janine Bunte, CEO Schweizer Jugendherbergen, und Urs Wohler, Geschäftsführer der Niesenbahn, diskutierten über das Spannungsfeld zwischen Wachstum und Nachhaltigkeit im Tourismus. Die Gäste seien sich darüber einig, dass man dem Overtourismus-Phänomen nicht die Komplexität absprechen dürfe und zu differenzieren sei, heisst es in einer Mitteilung.

Ökologische Kennzahlen für die Erarbeitung touristischer Konzepte
«Zentral ist der Beziehungs-Aspekt zwischen Gästen, Lokalbevölkerung und Angestellten. Wenn Austausch und Begegnungen möglich sind, dann wirkt das entschärfend», so Wohler.

Clivaz brachte ein, dass bei der Erarbeitung touristischer Konzepte häufig ökologische Kennzahlen zu kurz kämen: «Um effektive Massnahmen treffen zu können, müssen dringend die Monitoring-Möglichkeiten ausgebaut werden. Beispielsweise gibt es Nachholbedarf bei der genauen Ermittlung der CO2-Emissionen, welche die touristischen Angebote verursachen».

Bunte akzentuierte die Bedeutung der Regionalität: «Bei den Jugendherbergen berücksichtigen wir die Bedürfnisse einer Region, um nachhaltige Wertschöpfung zu ermöglichen».

Wie viel Tourismus geht?
Die Frage «Wie viel Tourismus kanns denn sein?» konnten die Talk-Gäste nicht abschliessend beantwortet. Jedoch scheint es, als würde sich Wachstum, soziale Verträglichkeit und ökologische Nachhaltigkeit im Tourismus nicht per se ausschliessen.

«Reisen bildet, Austausch ebenso, aber vernünftig, bitte», fasste Wohler seine Voten zusammen. Bunte zeigte, dass die Jugendherbergen mit ihren Angeboten in touristischen Hotspots jene Standorte querfinanzieren, die beispielsweise für einheimische Schulklassen interessant seien, «und sonst wirtschaftlich nicht bestehen könnten».

Anschliessend an die Podiumsdiskussion diskutierten Vertreterinnen und Vertreter aus der Schweizer-Tourismusbranche und Privatpersonen in Einzelgesprächen weiter.

Impressionen vom Fairunterwegs-Talk

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Jährliche Mitgliederversammlung
Vor der Podiumsdikussion wurde die jährliche Fairunterwegs-Mitgliederversammlung abgehalten. Pascal Wieser wurde dabei neu in den Vorstand gewählt.

Wieser, ein Betriebswirtschafter und ehemaliges Direktionsmitglied bei Kuoni, engagiert sich heute in der Aus- und Weiterbildung sowie bei Myclimate und Procap Reisen. «Ich möchte dazu beitragen, dass Reisen als gedankenloses Konsumgut hinterfragt wird», erwähnt Wieser in seiner Kandidatur. (mm)

Fairunterwegs 
Seit 1977 setzt sich die Schweizer Non-Profit-Organisation für eine neue Art des Reisens ein – ein faires und umweltfreundliches Unterwegssein, welches das Wohlbefinden der Reisenden und der Lokalbevölkerung erhöht und unseren Planeten nicht schädigt.