Ab 2030 sollen Touristinnen und Touristen nicht mehr im Zentrum der Stadt Luzern aus den Reisebussen steigen. Der Stadtrat favorisiert den Bau eines Carparkings beim Kantonsspital, von dem aus die Passagiere durch einen 800 Meter langen Tunnel in die Altstadt gelangen können.
Innerhalb des sogenannten Strategieprozesses Carregime prüfte der Stadtrat 59 verschiedene Lösungsvorschläge, wie die Stadt künftig mit den Reisebussen umgehen soll. Zum Politikum geworden waren diese, weil der Luzerner Tourismus bis zur Coronapandemie stark gewachsen ist und vor allem die Zahl der Gruppenreisenden zugenommen hat. Wie der Stadtrat am Dienstag bekannt gab, favorisiert er die Lösung «Stadtpassage». Diese ist im Frühling 2021 von privater Seite her lanciert worden.
Der favorisierte Vorschlag sieht den Bau von zwei Tunneln vor. Ein erster, 200 Meter langer Strassentunnel führt von der Umgebung Autobahnausfahrt Emmen Süd in ein neues Parkhaus unter dem Kantonsspital. Von dort führt ein 800 Meter langer Fussgängertunnel, der mit einem Rollband ausgerüstet werden dürfte, in die Hertensteinstrasse.
Investitionen von rund 100 Millionen Franken
Das neue Carparking soll Platz für 30 bis 40 Reisebusse bieten. Untergebracht werden soll es in der neuen Überbauung, die das Luzerner Kantonsspital auf seinem Areal realisiert. Der Stadtrat schätzt die Investitionskosten für die Stadtpassage auf 90 bis 120 Millionen Franken.
Wie sich der Gruppentourismus nach der Coronakrise entwickeln wird, ist derweil ungewiss. Der Stadtrat rechnet damit, dass die Reisebusse weiterhin eine gewisse Rolle spielen werden. Die Stadtpassage könne jedoch auch genutzt werden, wenn sich der Tourismus anders entwickle als erwartet, sagte Mobilitätsdirektor Adrian Borgula (Grüne) den Medien. Sie habe ein grosses Synergiepotential.
So kann der Fussgängertunnel auch den Einheimischen als Zugang von der Stadt her zum Kantonsspital und zu dem dortigen Wohnquartier dienen. Auch eine Nutzung als Velotunnel sei möglich, hiess es von Seiten des Stadtrats.
Aufwertungen im Zentrum werden möglich
Dass ein 800 Meter langer Fussgängertunnel für Touristen unattraktiv sein könnte, glaubt Borgula nicht. Das sei eine Distanz, die sich Reisende vom Flughafen her gewohnt seien, sagte er. Projektleiter Roland Koch sagte, der Fussgängertunnel werde nicht ein Loch sein, sondern attraktiv gestaltet.
Gleichzeitig kann der Strassentunnel die stark befahrene Spitalstrasse entlasten. Im Stadtzentrum werden zudem weniger Reisebusse unterwegs sein und der Schwanen- und Löwenplatz, wo die Cars heute stoppen, können aufgewertet werden.
Ein Vorteil sei, dass es eine neue, politisch unbelastete Idee sei, hält der Stadtrat in seinem Bericht an das Parlament fest. Das im Gegensatz zum ähnlichen und sehr kontrovers diskutierten Vorschlag, der im Musegghügel ein Carparking mit Fussgängertunnel vorsieht.
Politik unter Zeitdruck
Die Stadtregierung schlägt aus diesen Gründen dem Grossen Stadtrat vor, die Idee Stadtpassage vertieft zu prüfen. Sie habe aber noch keinen Realisierungsentscheid gefällt, sagte Borgula. Laut Isabelle Kaspar, Co-Stabschefin Umwelt- und Mobilitätsdirektion, geht es nun darum, die Machbarkeit zu prüfen und das Projekt zu konkretisieren. Dazu gehören auch die Trägerschaft und die Finanzierung.
Allerdings besteht Zeitdruck: Das Kantonsspital erwartet von der Stadt bis Ende Jahr «ein klares Willensbekenntnis», weil es seine Bauphasen für die nächsten Jahre bereits festgelegt habe. (sda/stü)