Der Nachholbedarf an Ferien im Ausland sei nach dem Coronaloch extrem stark, teilte die Migros-Reisetochter Hotelplan am Montag an einer Medienkonferenz mit. Der Buchungsboom halte nun schon seit mehreren Wochen an.
Der Eingang an Neubuchungen sei in den letzten drei Monaten um über 10 Prozent höher gewesen als im Vor-Coronajahr 2019. «Bei den klassischen Badeferien- und Städtereisen-Marken Hotelplan und Migros Ferien liegt die Gesamtanzahl an Buchungen sogar bereits über 2019», teilte Hotelplan Suisse weiter mit.
Das Vertrauen in Reisen ins Ausland sei definitiv zurück. Die Kunden würden ihre Ferien auch vermehrt wieder längerfristig buchen, erklärte Hotelplan Suisse-Chefin Nicole Pfammatter: «So werden derzeit nicht nur die kommenden Sommer- sondern auch bereits die diesjährigen Herbstferien rege gebucht.»
Griechische Inseln an der Spitze
Die meisten Kunden wollten in die Badeferien ans Mittelmeer. Am beliebtesten seien die griechischen Inseln Kreta, Kos und Rhodos, gefolgt von Spanien (insbesondere Mallorca und die Kanarischen Inseln), Zypern, die Türkei sowie Italien. Die Türkei sei dabei die Destination mit dem grössten Wachstum, vor allem die türkische Aegis-Küste, sagte Tour-Operating-Verantwortliche für Migros Ferien & Hotelplan, Victoria Studer vor den Medien.
Nach zwei Jahren coronabedingter Absenz habe es auch die USA wieder ins Ranking der Top 10 geschafft. Besonders beliebt in den USA seien Rundreisen im Wohnmobil, teilte Hotelplan Suisse weiter mit.
Bei den Verlierern stehen Thailand und Tunesien an der Spitze. Denn Thailand habe die Grenzen erst sehr spät wieder geöffnet, während sich in Tunesien die Coronabestimmungen ständig geändert hätte, was das Buchen schwierig gemacht habe, sagte Hotelplan-Suisse-Chefin Pfammatter.
80 Prozent von Umsatz von 2019
Für das Gesamtjahr 2022 geht die Hotelplan-Gruppe davon aus, bei 80 Prozent des Umsatzes von 2019 zu landen, sagte Konzernchefin Laura Meyer: «Es kann aber noch viel passieren.»
Im letzten Vor-Coronajahr hatte die Gruppe einen Umsatz von 1,4 Milliarden Franken erzielt. Durch den Ausbruch der Pandemie im 2020 stürzte der Umsatz dann auf 808,9 Millionen Franken ab und fiel im vergangenen Jahr weiter auf 684,8 Millionen Franken.
Auf Stufe Betriebsergebnis vor Abschreibungen und Amortisationen (Ebitda) «erwarten wir bei der Hotelplan Gruppe, dass wir 2022 wieder profitabel sind», sagte Meyer. Den Ebitda-Verlust hatte die Hotelplan-Gruppe im 2021 nicht bekannt gegeben. Der Ebit-Verlust belief sich damals auf 41 Millionen Franken, wie Meyer sagte.
Prognosen für den Ebit im laufenden Jahr wollte sie im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP nicht abgeben.
So viele neue Geschäftskunden wie noch nie
Am besten sei die Ferienhaus- und Ferienwohnungsdivision Interhome durch die Krise gekommen, sagte Gruppenchefin Meyer: «Stand heute gehen wir davon aus, dass der Umsatz über 2019 liegen wird.» Dabei sei die Schweiz eine kleine Coronagewinnerin. Sie liege hinter Frankreich auf dem zweiten Platz der Topdestinationen vor Italien. Die Schweiz habe die beste Wintersaison überhaupt erlebt. Auch der Sommer sei sehr gut gelaufen.
Die Geschäftsreisen befinden sich laut Meyer ebenfalls wieder im Aufwind, auch wenn sie nicht mehr das Niveau vor der Coronakrise erreichen dürften. Der Umsatz entwickle sich mittlerweile positiv. «Das ist bemerkenswert, denn gewisse Destinationen wie USA fehlen noch. Da gibt es keine Verfügbarkeit im Moment.» Der Zuwachs an neuen Geschäftskunden sei so gross wie noch nie. (sda/stü)