Im Rahmen der Zweitwohnungs- respektive Plattformwohnungsthematik, entschied sich der Interlakner Gemeinderat gemeinsam mit der Interlaken Tourismus (TOI) einen Ausschuss zu bilden. Im März informierte sie bereits über das Thema «Umgang mit Zweitwohnungen in Interlaken». Anlässlich einer Sitzung im August hat der Ausschuss nun die ersten erzielten Resultate analysiert und das weitere Vorgehen definiert. [RELATED]
Erste Massnahmen greifen
Reglement zu Zweitwohnungen
Interlaken gehört zu den ersten touristischen Gemeinden, die ein Reglement zum Umgang mit Zweitwohnungen eingeführt haben. Dadurch werden weiterhin zahlreiche Umnutzungsgesuche eingereicht, insbesondere für nachträgliche Bewilligungen von bereits als Zweitwohnung genutzten Objekten. Die im März eingeleiteten Massnahmen zeigen Wirkung: Die Bauverwaltung registriert einen Anstieg der nachträglichen Anmeldungen und Selbstanzeigen.
Überarbeitung des Kurtaxen-Reglements
Der Ausschuss arbeitet derzeit an einer Überarbeitung des öffentlich-rechtlichen Vertrags bezüglich der Kurtaxe. Interlaken Tourismus wird mit der Durchsetzung des Kurtaxenreglements beauftragt, und das Mandat zur Kontrolle wurde ausgeschrieben. Die eingegangenen Bewerbungen werden aktuell geprüft.
Gemeinde und Tourismus im Dialog
Die intensive Kommunikation rund um das Thema Zweitwohnungen hat zu zahlreichen Reaktionen aus der Bevölkerung geführt. Um den gestiegenen Informationsbedarf zu decken, wurde der Austausch zwischen Bauverwaltung und TOI intensiviert. Der Arbeitskreis trifft sich monatlich, um einen kontinuierlichen Dialog sicherzustellen.
Kontrollen und Bussen
Mietobjekte, die über Plattformen zur kurzzeitigen Vermietung angeboten werden, werden systematisch erfasst und überprüft. Verstösse, wie fehlende Meldungen oder nicht abgeführte Kurtaxen, können mit Bussen geahndet werden. Dieses Jahr wurden bereits 14 Baupolizeiverfahren eingeleitet.
Klare Regelung bei Neubauten
Die Überbauungsordnungen und Zonen mit Planungspflicht, die einen 100-prozentigen Erstwohnungsanteil vorschreiben, werden strikt durchgesetzt.
Zweitwohnungsanteil stabil
Der Zweitwohnungsanteil in Interlaken liegt bei rund 14 Prozent, die Leerwohnungsziffer beträgt 1,5 Prozent – Werte, die im schweizweiten Durchschnitt liegen. Auch die durch Ferienwohnungen generierten Logiernächte im Jahr 2023 entsprechen etwa dem Niveau von 2019.
Zukunftsperspektiven
Gemeindepräsident Philippe Ritschard betont, dass die Herausforderungen im Spannungsfeld zwischen Zweitwohnungen und dem Bedarf an Wohnraum für Einheimische nicht ignoriert werden können. Die aktuellen Reglemente und der enge Austausch mit dem Tourismus bilden die Basis für einen nachhaltigen Tourismus und bezahlbaren Wohnraum in Interlaken.
Tourismusdirektor Daniel Sulzer unterstreicht die Notwendigkeit eines breiten Angebots an Beherbergungsmöglichkeiten, um den Anforderungen einer international ausgerichteten Ferienregion gerecht zu werden. Im Rahmen der Strategie «Interlaken 2030» setzt die TOI bereits verschiedene Sensibilisierungsmassnahmen um.
Zusammenarbeit zwischen Gemeinde und Tourismus
Die Aufgaben zwischen Gemeinde und Tourismus sind klar verteilt: Während die TOI für das Marketing und das Gewinnen von Gästen verantwortlich ist, liegt es an der Gemeinde, die baurechtlichen und sicherheitsrelevanten Vorgaben durchzusetzen.
Politische Initiativen
Die Thematik hat auch auf politischer Ebene Aufmerksamkeit erregt. Eine Initiative der SP und eine Motion der FDP im Grossen Gemeinderat von Interlaken zeigen den Handlungsbedarf. Der Gemeinderat ist zuversichtlich, dass die eingeleiteten Massnahmen den Weg zu einem gesunden Tourismus ebnen werden, der sowohl den Bedürfnissen der Einheimischen als auch der Gäste gerecht wird.
Fortsetzung der Ausschussarbeit
«Wir sind überzeugt, dass wir mit diesen Schritten erste wirkungsvolle Massnahmen umgesetzt haben», sagt Philippe Ritschard. «Diese Thematik wird uns weiter beschäftigen, stets mit dem Ziel, Zweitwohnungen in Einklang mit den Bedürfnissen der einheimischen Bevölkerung zu bringen.» Der Ausschuss wird seine Arbeit fortsetzen und die Bevölkerung regelmässig über Fortschritte informieren. (mm)