Der Kanton Graubünden hat erstmals eine gesamtheitliche Tourismusstrategie erarbeitet. Sie soll einen Orientierungsrahmen schaffen für die Tourismusakteure und die Verwaltung.
Erarbeitet wurde die Strategie auf einen Auftrag aus dem Parlament hin. Die Regierung formuliert darin ihre Absichten im Zusammenhang mit dem Tourismus, wie Mitte-Regierungsrat Marcus Caduff vor den Medien in Chur erklärte. Allen, die sich im Tourismus betätigten, solle die neue Strategie Impulse vermitteln und Denkanstösse für Veränderungen geben.
Kleinstrukturierte Tourismuslandschaft
Graubünden habe eine kleinstrukturierte Tourismuslandschaft, sagte der Volkswirtschaftsdirektor. «Viele Akteure sind mit dem operativen Geschäft ausgelastet und haben keine Zeit für Strategien.» In diese Lücke springe die Tourismusstrategie des Kantons.
Es stünden Veränderungen an, etwa der Klimawandel, die bewältigt werden müssten. «Seitens der Regierung wollen wir das unterstützen und einen Orientierungsrahmen geben, ohne dabei Anweisungen zu machen», betonte Caduff.
Strukturierung des Bestehenden
Die Studie erfindet das Rad nicht neu. Sie schafft primär eine Übersicht über die - mehrheitlich bereits bestehenden - Aktivitäten und Absichten des Kantons in der Bündner Kernbranche. «Die Umsetzung der Strategie erfolgt auf Basis bestehender gesetzlicher Grundlagen und Ressourcen», heisst es in der 80-seitigen Strategieschrift. Nach sechs Jahren sollen die Wirkung der Strategie und eine allfällige Weiterentwicklung evaluiert werden.
Strategische Ziele bis 2030 sind die Verbesserung der unternehmerischen Effizienz und die Stärkung der Fähigkeiten zu Innovation und zu Anpassung an Veränderungen. Der Kanton will insbesondere Projekte fördern, welche über die Grenzen der Feriendestinationen hinaus gehen.
Ganzjähriger Übernachtungstourismus im Fokus
Die Regierung will die ganzjährige Ausrichtung des Tourismus stärken mit Fokus auf Gäste, die nicht nur für einen Tag anreisen, sondern im Kanton übernachten. Angebotslücken für einen Ganzjahrestourismus sollen geschlossen werden und das bei einer hohen Qualität.
Die Regierung hofft, mit der Publikation der Strategie den «Startpunkt eines Umsetzungs-Prozesses» gesetzt zu haben. Es sei wichtig, dass sich die Akteure mit der Strategie auseinandersetzen würden. «Wir als Kanton sitzen nicht im Führerstand der Tourismus-Lokomotive», betonte Caduff.
Wohlergehen der Bevölkerung
Die Strategie hält auch fest, dass der Tourismus zum Wohlergehen der Bevölkerung beitragen soll. Im formulierten «Zukunftsbild» steht dieses Ziel an oberster Stelle.
«Der Tourismus in Graubünden erhält und steigert den Wohlstand und die Lebensqualität der Einwohnerinnen und Einwohner», heisst es dort. Er trage zu attraktiven Lebensräumen für Einheimische und Gäste bei sowie zur Aufrechterhaltung einer dezentralen Besiedlung. Deshalb werde der Tourismus durch die Bevölkerung auch getragen, so das Wunschbild. (keystone-sda)